AUTOR: Angie (VampiressAngie@aol.com)
TITEL: Pokern mit dem Tod
TEIL: 3/?
FREIGABE: ab 12
SPOILERS: Buffy 2. Staffel
INHALT: Xander hat ein Rendezvous mit einer bissigen Rothaarigen und Oz pokert mit dem Tod in Gestalt einer listigen Blondine. Willow hingegen lässt sich die Tränen des Liebeskummers von einem schwarzhaarigen Mädchen aus den Augen wischen...
DISCLAIMER: Ich habe KEINE Rechte an den Buffy Figuren! JOSS IS THE MASTER!!! Aber Bitch, Evil und Murder gehören mir allein.
KOMMENTAR: Es geht allmählich zur Sache...!




Pokern mit dem Tod


Oz ließ seinen Blick durch das Bronze schweifen. In Gedanken war er bei den vielen Gigs, die er im Laufe der Zeit hier gehabt hatte. So oft hatte er von der Bühne hier ins Publikum geschaut, nun war es umgekehrt. Neulich war er gestürzt, nun war seine Hand eingegipst und er konnte nicht Gitarre spielen. Der Gedanke machte Oz ein bisschen traurig, aber er wollte ja auch schnell wieder gesund werden.

Im Bronze herrschte eine recht seltsame Atmosphäre. Etwas war hier, ganz nah. Etwas böses. Aber Oz war müde, sehr, sehr müde. Nein, er musste wachsam bleiben. Wenn hier etwas böses war, dann musste es entdecken. Schließlich würde kein Vampir oder Dämon einfach zu ihm kommen und sagen: „Hi, kann ich mich setzen?“. Das war ja absurd.

„Hi, kann ich mich setzen?“

Oz blickte auf. Dort stand eine hochgewachsene Blondine, um einiges größer als er. Vielleicht etwas kleiner als 1,80 m. Sie trug eine enge Stonewashedjeans und ein noch engeres, bauchfreies aber langärmliges Shirt. Ihre Cowboysteifel und die langen blonden Haare, die zu einem Zopf geflochten waren, passten ausgezeichnet zu diesem Outfit. Oz’ Blick blieb an ihrem Gesicht hängen. Sie war wunderschön! Smaragdgrüne Augen bohrten sich in seine, nein, nur ein Auge, das andere wurde von dem mit reichlich Haarlack fixierten Pony verdeckt.

„Ähm, na meinetwegen“, deutete Oz höflich auf den freien Stuhl am Tisch. „Aber ich erwarte jemanden, also zum Plaudern habe ich nicht allzu lange Zeit.“

„Oh, das macht nichts“, lächelte das Mädchen freundlich als sie sich setzte. „Ich warte auch auf jemanden, aber allein ist es so langweilig, da dachte ich, ich störe dich mal. Aber ich störe dich doch hoffentlich nicht wirklich?“

„Nein, nein.“ Das Mädchen war Oz sympathisch, sie hatte ein so warmes und einladendes Lächeln. „Das ist schon okay, wirklich.“ Er streckte die Hand aus – natürlich die, die nicht eingegipst war. „Ich bin Daniel Osbourne. Aber alle nennen mich nur Oz.“

„Elvira Burbank.“ Sie nahm Oz’ Hand. „Freut mich sehr.“ Sie grinste und deutete auf die andere Hand. „Darf man fragen, wie das passiert ist?“

„Klar. Bin gestürzt. Ziemlich unglücklich, wie man sieht.“

„Hm, das ist natürlich fies. Kannst du pokern?“

„Ein wenig, ja.“

„Wie wäre es?“ Elvira kramte einen Moment in ihrer Handtasche und legte ein Kartendeck auf den Tisch. „Lust?“

„Warum nicht.“

Grinsend teilte Elvira die Karten auf. Das würde ein sehr anschauliches Spiel werden...

***

Gestresst schlenderte Xander durch die Straßen. Gerade war er bei Cordy gewesen. Es hätte eigentlich ein romantischer Abend werden sollen, aber nein, sie mussten sich ja mal wieder streiten. Wie immer. Seufzend fuhr er sich durch das Haar. Er würde wohl nie Glück mit den Frauen haben. In dieser Hinsicht beneidete er Angel. Der hatte sich Buffy ohne große Mühe geangelt und es hatte bisher nie Streit zwischen den beiden gegeben. Bisher. Denn seit er seine Seele verloren hatte... nun gut, in dieser Hinsicht beneidete Xander ihn nun wieder ganz und gar nicht. Auch wenn er es kaum zugeben mochte, aber ein bisschen bemitleidete er den Vampir schon. Sollte er jemals seine Seele wiederbekommen – was Xander stark bezweifelte – dann würde er niemals wieder Sex haben dürfen. Ein Leben in Enthaltsamkeit. Da konnte er auch gleich ins Kloster wandern.

Xander schüttelte den Kopf. Wieso verschwendete er bloß so viele Gedanken an Angel? Nur weil es immer noch an seinem Stolz nagte, dass er bei Buffy abgeblitzt war und dass Angel mit ihr in die Kiste gestiegen war? Nein, das war doch nun wirklich kein Grund zur Eifersucht. Oder doch?

Zumindest machte es Xander rasend, dass Angel anscheinend jede haben konnte, die er haben wollte. Und was bekam Xander, ein ganz normaler, nicht gerade unattraktiver High School Schüler? Eine fesche Brünette, die immer nur auf Streit aus war und sich mehr um ihr Aussehen als um alles andere sorgte. Niemals würde er so ein scharfes Mädchen abbekommen, wie die Rothaarige, die ein paar Meter weiter in aufreizenden Klamotten an einem Laternenpfahl lehnte und ihm einen verführerischen Blick zuwarf. Nie. Die würde ihn nie im Leben anquatschen.

„Hi, ich bin Mary“, stellte sich das Mädchen plötzlich vor.

„Äh“, war das einzige, was Xander momentan rausbrachte. Wieso sprach sie ihn denn doch an?

„Ich hatte heute eigentlich ein Date, aber,“ erzählte das Mary unschuldig grinsend, „der Kerl hat mich einfach versetzt. Leider habe ich im Restaurant schon einen ziemlich teuren Tisch reservieren lassen. Hättest du Lust mit mir Essen zu gehen?“

„Äh... ja... äh... ich bin... äh... äh... Xa... Xander“, stotterte der Junge vollkommen verwirrt. Das war ja nun mal was ganz neues, dass ihn ein wildfremdes Mädchen – das auch noch so gut aussah – einfach so zum Essen einlud. Wow. Was für eine Frau! Ganz anders als Cordelia.
Keine viertel Stunde später saßen beide in einem kleinen Lokal. Die spärliche Beleuchtung schien das junge Mädchen nicht zu stören. Erst jetzt schenkte Xander ihrer Kleidung mehr Beachtung, vorher hatte ganz allein ihr Gesicht sein Augenmerk auf sich gezogen. Momentan trug sie eine Lederjacke, die Xander nur allzu bekannt vorkam und die ihr um einige Nummern zu groß war, über einer Art BH. Vielleicht auch Bikinioberteil, das ließ sich nicht so leicht identifizieren. Dazu hatte sie einen äußerst kurzen Minirock an, unter dem Strapse hervorblitzten. Puh! Irgendwie wurde Xander heiß.

„Und, was möchtest du futtern?“ fragte Mary gerade fröhlich grinsend. Diese Frau war ja Sünde pur!

„Ähm, ich denke, ähm, ich nehme, ähm, Hähnchenfilet. Genau. Das ist gut. Hähnchen ist doch immer gut, nicht wahr? Hahaha.. ha... ha.“ Xander schluckte. Peinlich.

Mary sah eine Weile auf die Karte. Dann klappte sie diese zu und schob sie von sich weg. „Ich nehme einen Salat.“

Verdammt! Schon wieder die falsche Wahl getroffen. Aber Mary schien das herzlich wenig zu stören. Sie schnippte einmal mit den schlanken Fingern und schon kam ein junger Kellner hastig angelaufen. „Was kann ich Ihnen bringen?“ fragte er höflich. Xander entging der staunende Blick nicht, den der Kellner Mary zuwarf. Diese schien es gar nicht zu bemerken.

„Einen Salat und Hähnchenfilet, bitte“, gab sie ihm die Bestellung. Er notierte es kurz und verschwand dann.

Irgendwie begann Xander sich unwohl zu fühlen. An dem Mädchen stimmte etwas ganz und gar nicht. Und auch wenn es absurd klang, aber es hatte definitiv etwas mit der Lederjacke zu tun. Nachdem er sich ein paar Mal eingeredet hatte, ruhig bleiben zu müssen, besah er sich die Jacke genauer. Woher kannte er sie bloß? Auf jeden Fall schien es eine Männerjacke zu sein. Der Schnitt war irgendwie nicht weiblich. Oder bildete er sich das bloß ein? Plötzlich merkte Xander, dass sein Blick an Marys Brust hängen geblieben war. Und dass sie ihn amüsiert angrinste. Xander räusperte sich und sah sich im Restaurant um.

Es war wirklich nicht groß. Und dunkel war es auch. Die einzige Beleuchtung des quadratischen Raumes war eine hin und her schwenkende, nackte Glühbirne an der Decke. Das schummrige Licht schien von der staubigen Dunkelheit fast gänzlich verschluckte werden. Auch die Ausstattung wirkte eher erbärmlich als für ein Lokal angemessen. Die Tische waren teils schief, teils sehr schief. Die Stühle sahen wurmstichig aus, als brächen sie bald auseinander. Was wohl auch der Fall war.

Qualvolle, stumme Minuten später wurde das Mahl serviert.

„Guten Appetit“, wünschte Mary und grinste hungrig...

***

Willow konnte es einfach nicht fassen. Dort saß Oz. Im Bronze. Und an seinem Tisch saß eine attraktive Blondine, mit der er sich lachend unterhielt. Okay, sie war ein paar Minuten zu spät, aber war das denn wirklich ein Grund, dass er sich gleich eine andere schnappte?

Langsam sickerten Tränen in Willows Augen. Sie hätte Oz eine solche Gemeinheit niemals zugetraut. Warum tat er ihr das nur an? Warum? Willows Herz fühlte sich an, als würde es jeden Moment in tausend Stückchen zerspringen. Er betrog sie. Nein, bitte nicht!, schrie Willow in Gedanken, doch es war so.

Unter Tränen rannte sie davon. Weg, einfach nur noch weg. Weg von dem Jungen, den sie liebte, weg von dem Jungen, der ihr das Herz gebrochen hatte... Sie rannte ohne Ziel einfach nur durch die Gegend. Irgendwann fand sie sich im Park wieder. Ein leichter Schauer lief über ihren Rücken. Hier hatte Buffy die Kreuzdame getroffen... Wahrscheinlich wäre es für Willow wirklich besser, jetzt zu gehen, sie sollte überall sein, nur nicht hier. Doch als sie sich umdrehte, stand vor ihr ein Mädchen. Willow quiekte vor Schreck schrill.

„Hey, sorry, ich wollte dich nicht erschrecken“, lächelte das Mädchen entschuldigend. „Ich hatte mich nur gefrat was so ein Mädchen wie du mitten in der Nacht hier verloren hat.“

Willow zog die Nase kraus, wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht und erwiderte so trotzig wie nur möglich: „Dasselbe könnte ich dich auch fragen!“

Die Schwarzhaarige hob nur kurz die Schultern. „Bin von zuhause weggelaufen, momentan suche ich noch nach ner Bleibe.“

Willow atmete erleichtert aus. Das Mädchen schien ungefährlich zu sein. Außerdem war sie sehr nett. Und gerade aus diesem Grunde musste Willow sie warnen: „Du solltest dich nachts nicht hier im Park herumtreiben. Das ist sehr gefährlich. Hier lungern ziemlich üble Typen rum.“

Das Mädchen kicherte. „Ich bin doch auch ne üble Type.“ Grinsend streckte sie Willow die Hand hin. „Bettina.“

„Willow Rosenberg. Freut mich.“

 „Wollen wir ein bisschen spazieren gehen? Dann kannst du mir auch gleich erzählen, wieso du weinst. Und glaub mir, ich kann zwar labern wie ein Wasserfall, aber ich bin auch ne unheimlich gute Zuhörerin.“ Bettinas Grinsen wurde noch breiter.

Zuerst war Willow noch recht unwohl zumute. Aber als sie in die warmen Augen des anderen Mädchens blickte, verflogen alle Zweifel schnell und sie willigte ein. Sie waren schließlich zu zweit, da würde nichts allzu schlimmes passieren. Eine ganze Weile gingen Bettina und Willow nebeneinander auf einem der Kieswege durch den Park und sagten kein Wort. Es war Willow, die das Schweigen brach. Sie erzählte Bettina alles von sich und Oz, wirklich alles. Sie endete mit: „Jedenfalls bin ich dann weinend hierher gelaufen. Und den Rest kennst du.“

Bettina nickte und zog ein Taschentuch aus ihrer engen Lederhose. „Das tut mir sehr, sehr leid für dich. Aber weißt du, wenn ich in meinem Leben eins gelernt habe, dann, dass Typen, die so einen Scheiß verbocken, keine einzige klitzekleine Träne verdient haben. Das gibt ihnen ein Gefühl von Macht, und die dürfen sie nie über dich haben. Aber denk bitte nicht, ich sei Feministin, das bin ich nicht. Wäre ja noch schöner. Nein, ich habe ja selbst einen unheimlich süßen Freund, und ich muss gestehen, ich liebe es, wenn er die Zügel in der Hand hat. Aber das darf nicht einseitig verlaufen, ich darf genauso oft nach oben, wenn du verstehst, was ich meine.“ Sie zwinkerte Willow kess zu und diese musste unwillkürlich grinsen.
Plötzlich ertönte eine Willow wohl bekannte Stimme hinter ihnen: „Sieh an, sieh an, die kleine Rosenberg.“

Bettina und Willow fuhren herum. Dort stand Angelus, umgeben von einigen anderen Vampiren. „Lauf!“ rief Willow ihrer Begleiterin zu und die kam der Aufforderung nach... allerdings lief sie für Willows Geschmack in die völlig falsche Richtung, nämlich postwendend in Angelus’ Arme.

„Darling“, seufzte Bitch und ließ sich von ihrem Erschaffer einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen drücken. „Wird aber auch Zeit, dass du kommst. Dachte schon, ich müsste Ewigkeiten diesem Geplärre von Miss Sensibelchen zuhören. Nd das bei meinen empfindlichen Ohren“, jammerte sie gekünstelt.

Angelus biss in ihr Ohrläppchen. „Bei dir ist noch was ganz anderes empfindlich.“ Er grinste. „Aber dazu später. Wo sind Murder und Evil?“

„Nicht hier.“

„Mist, müssen die denn immer so lange spielen?“ fluchte der Vampir.

Bitch grinste ihn nur an und meinte achselzuckend: „Das haben wir alle drei von dir.“

Angelus kicherte böse, dann transformierte er und wandte seine Vampirfratze Willow zu, die sich vor Angst gar nicht mehr  von der Stelle rühren konnte. Hinzu kam, dass die Vampire sie mittlerweile eingekesselt hatten. „Nun zu dir“, knurrte Angelus hungrig. Gemeinsam stürzten er und Bitch sich auf sie...

***

„Okay, also stechen.“

Elvira hielt Oz die gefächerten Karten hin. In der letzten, entscheidenden Runde hatten beide exakt die gleiche Punktzahl, also trafen sie die Entscheidung durch Ziehen. Hoch würde gewinnen.

Oz nahm eine Karte, Elvira ebenfalls. Nervös blickte er auf das Bild seiner Karte. Eine Herz-10. Das war nicht schlecht. Er hatte eine Chance. Auf ihre Aufforderung zeigte er die Karte. Sie grinste breit und drehte auch ihre um. „Pik-Dame. Ich habe gewonnen. Also bist du mir fünf Dollar schuldig. Aber wie wäre es, wenn du mich stattdessen auf ein Eis einladen würdest?“

Oz willigte ein, dann hatte er wenigstens auch was davon. Und Willow würde wohl heute Abend auch nicht mehr kommen. Etwa fünf Minuten später waren sie draußen. Elvira erzählte Oz von einer neuen Eisdiele im Park, also gingen sie dorthin. Einige Minuten später schlenderten sie durch den Park. Oz behagte der Gedanke ganz und gar nicht, hier hatte doch Buffy diese Kreuzdame getroffen.

Plötzlich erblickte sie beide eine Gestalt mitten auf dem Weg liegen. Oz konnte ein Mädchen erkennen, rotes Haar... „Willow!“ schrie er und rannte zu ihr. Er kniete vor dem leblosen Mädchen nieder und nahm sie sanft hoch. „Willow? Willow!“ rief er immer wieder ihren Namen. Als sich die Wolken von dem Mond wegschoben, fiel Licht auf sie. Willow war tot, grausam verstümmelt, auf ihrer Brust lagen zwei Spielkarten: Der Kreuzkönig und die Kreuzdame...

„Und du bist der nächste“, erklang hinter ihm Evils kalte Stimme. Dort stand sie, zusammen mit einem anderen Mädchen und Angelus.

Oz’ Schreie hallten in dieser Nacht ungehört durch den Park...

***

 „Ah, das war gut. Danke für die Einladung“, meinte Xander, als er und Mary nach dem Essen vor dem Restaurant standen.

„Hast du noch Lust auf einen kleinen Verdauungsspaziergang?“ fragte der Rotschopf, grinste Xander vielsagend an und zwinkerte ihm zu. Xander bejahte und sie führte ihn zum Park. „Es ist doch so schön romantisch hier, in der Dunkelheit, bei Mondenschein. Da könnte man sich glatt verlieben.“

Mary warf Xander einen aufreizenden Blick zu und grinste wieder.

Wenig später fanden sie die zwei vor Verstümmlung kaum mehr erkennbaren Leichen von Oz und Willow, nebst drei Karten: Kreuzkönig, Kreuzdame und Pikdame.

So nahm auch Xanders Schicksal seinen Lauf...