Autor: Astarte
E-Mail Adresse: astarte@fan-arts.net
Titel:
Paper Scars
Altersfreigabe: NC-17
Teil: 1/1
Spoiler: ab AtS 1x09 Hero
Inhalt: Cordelia hatte keinen Sex mit Angel. Zumindest nicht rational. Zumindest nicht diese zehn Mal.
Hauptcharakter(e)/Paar(e): Cordelia/Angel(us)
Disclaimer: Sie gehören mir nicht... Alles Joss!
Kommentar: Übung macht den Meister oder ein weiterer Versuch meinen Smut für eine andere Story aus der Reserve zu locken. Diesmal ziemlich geradlinig und hoffentlich unterhaltsam. Orientiert sich am Verlauf der ersten AtS-Staffel, nur eben mit dem A/C-Sex-Twist…

 

Paper Scars

 

1.

I'm on fire
And the day is feeling hopeless.
You'd see me burning -
But the burning's turning smokeless.
Soon I won't feel at all – No.

~Something Corporate – Break Myself~

 

Cordelia war sich sicher, dass der erste Sex mit Angel nicht zählt.

 

Für niemanden. Außer Buffy und selbst die hätte vermutlich Verständnis.

 

Doyles Tod Stunden vorher und sie begraben in Angels Armen und dessen aussichtslosen Versuche, Trost in stolpernde Worte anstatt simple Gesten zu packen. Gerade Herr Redselig. Mister Smooth Talk. Eine Marmorstatue unter ihren Handflächen. Mit ausgeleiertem Tape -

 

Ihre Tränen, die nicht aufhören wollten zu fließen.

 

Der Moment als sie glaubte, dass er endgültig den Verstand verloren hatte, als er Buffys 5-Minuten-Besuch zu einem perfekten Tag mit sich als Mensch in der Hauptrolle ausdehnte und der falschen Wahl sich für das hier entschieden zu haben. Diese Weggabelung. Da war der andere hilflose Moment, als sich ihre Lippen über seine schlossen, weil sie es nicht ertragen würde, wenn sie ihn gerade jetzt auch noch an den Wahnsinn ihres Lebens verlieren würde. Oder seinen.

 

Ihren Todesgriff in seinem schwarzen Pulli, ihr geflüstertes – [Hör auf! Bitte, Angel, bitte bleib bei mir! Lass mich nicht allein (mit einer leeren Hülle zurück)! Nicht heute!] - Flehen, das seinen Protest erstickte bevor er mehr als das Anspannen seiner Muskeln war.

 

Seinen Widerstand schmelzen ließ, bevor er zu Trockeneis wurde.

 

Es war natürlich ihre Zungenspitze langsam über seine Kehle wandern zu lassen. Seinen Geschmack in sich aufnehmend, über den sie sich seit Jahren keine Gedanken mehr gemacht hatte. Seit ihr klar wurde, dass er mehr Traumas mit sich herumschleppte, als sie Träume übertünchen konnte. Seine makellose Oberfläche nur das perfekte Glitzern widerspiegelte, das im Auge des Betrachters lag. Gleichsam ihrer eigenen. Er zu Buffys Schatten verblasste und sie das unbeschwerte Licht suchte, das ihr fehlte und es in Xander fand.

 

Aber er schmeckte richtig in diesem Moment, Maschinenöl und abgestandenes Hafenwasser, das sich bis auf seine Haut vorgearbeitet hatte und der modrige Geruch des Schiffes, der sie auf ewig verfolgen würde. Die schlechte Vorahnung im Bauch, die sich über Stunden in ihr einer Doppelbelichtung gleich aufgebaut hatte. Sie hätte Doyle wegschicken sollen, als er auf dem Hafendock ankam, anstatt ihn wie ein Groupie anzuhimmeln. Ein perfekter Abschied war nur ein Nimmerwiedersehen auf ewig und sie dachte, sie hätten noch so viel Zeit.

 

Sie hätte auf ihren Instinkt hören sollen und nicht ihr Herz.

 

So wie im Augenblick, den ihr Instinkt sagte ihr, dass sie noch am Leben war. Angel teilweise und sie brauchte eine Bestätigung. Seine Zusicherung, dass dieser Zustand anhalten würde. Nicht ausgerottet würde in weißen Flammenmeeren, die keine Asche zurückließen, nur Rauch und es fiel ihr vielleicht deshalb schwer, genug Luft zu kriegen. Unter Umständen war das die plausibelste Erklärung für ihre tränenden Augen und den Schmerz in ihrer Kehle.

 

Salzig und bitter, wie der Mann unter ihrer Zungenspitze und es sollte traumatisch sein oder den Beigeschmack von Selbstgeißelung haben, ihn mit allem in Verbindung zu bringen, was sie niederdrückte. Nur war sie bereit unterzugehen und in ihm abzutauchen, auf der Suche nach einem Ort, an dem der Hilfeschrei in ihrem Kopf endlich gedämpft werden würde. Möglicherweise konnte er sogar ihre Tränen in dem dunkelblauen Nichts vernachlässigen. Denn er roch nicht nach verbranntem Fleisch und kaltem Licht, war weit genug von ihrem echten Ängsten entfernt, um abzulenken.

 

Es war harmlos ihre Kleider auszuziehen und nackt auf seinen Schoß zu klettern.

 

Er kam ihr entgegen als sie seinen Pulli auszog, wenn auch nur, indem er nachgab.

 

Wahrscheinlich war er mit seiner Weisheit am Ende, suchte ebenfalls die anspruchslose Art etwas anderes als Trauer zu fühlen. Kein flirrendes Scheinwerferlicht hier, nur gedämpfte Echos und Nebendarsteller, die mit den Hauptrollen vollständig überfordert waren.

 

Nur zwei passende Körper, keine Liebe und kollektive Schatten.

 

Zuneigung gezwungen, denn sie waren zusammen aus der Bahn gekippt und Schwerkraft war unvermeidbar. Trägheit ein physikalisches Grundprinzip, dem Cordelia sich gerade nicht erwehren konnte. Seine Handflächen, die über ihre warme Haut fuhren, als ob sie nicht anders könnten, als zu driften.

 

So wie ihre Lippen seinen Oberkörper erkundeten.

 

Planlos. Nicht lieblos. Freudlos. Unaufhaltsam auf einander zu taumelnd.

 

Das Brennen einer offenen Wunde, egal wo er sie berührte, stechend genug um sie die Realität erkennen zu lassen. Dass Doyle gegangen war und nicht wiederkehren würde, egal wie unbegreiflich der Gedanke im Ansatz war. Denn Angel würde sie nicht so anfassen, wenn noch ein Funke Hoffnung darauf bestehen würde, dass Doyle sein Date mit ihr in irgendeiner Form einhalten könnte und Verliebtheit war ein Strohfeuer, das keine Nacht überdauern würde. Nicht diese und der willkommene Phantomschmerz von falschen Fingern auf ihrer Haut, der sie die Zähne zusammenbeißen ließ, um nicht auch noch Schluchzer zu den Tränen zu gesellen.

 

Denn Leidenschaft war anders, wäre leichter und blieb abwesend zwischen ihnen.

 

Es war trotzdem leicht auf ihn zu zutreiben und sich keine Gedanken über den Zusammenstoß machen zu müssen. Denn sie waren in einem Schwarzen Loch gefangen und vielleicht wurde mit dem morgigen Sonnenaufgang, die Welt wieder zurückkommen. Wahrscheinlich, auch wenn es sich gerade anfühlte, als ob das Ende davon ebenfalls hinter ihr lag. Nicht nur Doyles Tod.

 

Sich zurückzulehnen und den Augenkontakt zu ihm aufrechtzuerhalten war aufrichtig gemeint, als sie seinen Zipper öffnete. Seine versteinerte Miene unbewusst nach einem ‚Nein!’ absuchte, unwillig sein Elend mit ihrer Taubheit zu verschärfen und nur ihren Kummer entdeckte. Ihre Faust sich unsanft um seinen Schwanz schloss. Angels Aufmerksamkeit sich auf sie einpendelnd.

 

Akut, als sie mehr Mut aufsammelte.

 

Nachdem er nicht beschämt den Blick abgewendet hatte.

 

Als sie ihn zögernd in sich aufnahm, war sie nur irgendeine Frau, die ihm Wärme offerieren konnte. Er kalten Trost, aber der war annehmbar. Als sie seine Hände auf ihre Hüften legte, war es nur ihr Wunsch, von ihm einen Takt zu bekommen, denn sie fühlte sich stimmlos. Klanglos, an dem Ort, wo ihr Schrei unvernommen erstarb und er kam ihrer schweigsamen Aufforderung nach. Wählte eine Melodie in Moll, die sie ergänzte und sie wiegte sich sachte auf ihm, denn da war keine Leidenschaft zwischen ihnen.

 

Keine Begierde, das zu beenden. Kein Feuer, das er stillen konnte.

 

Es ging nicht um Sex, nur Nähe.

 

Die Versicherung, dass der andere da war und blieb. Cordelia senkte nicht den Blick, als seine Tränen überliefen, verschränkte nur ihre Arme enger um seinen Nacken, denn sie hatten nichts mit ihr zu tun.

 

Sondern mit einem verlorenen Freund. Einer verlorenen Liebe.

 

Ihre eigenen Wunden waren ebenso frisch, ebenso tief und hoffnungslos hatte sich noch nie so real in ihrem Leben angefühlt. Ein Hohlraum, den er nicht ansatzweise füllen könnte. Sie ebenso wenig.

 

Sein Daumen strich über die rosa Narbe an ihrem Bauch, „Tut es noch weh?“

 

Ihr erster Fall. Das sollte den zweiten in Relation setzten, „Nur wenn ich atme.“

 

Tat es auf pessimistische Weise.

 

Sein Kuss war überraschend einfühlsam und so war es nicht Sex, sondern Trost.

 

Bis das Sonnenlicht des Morgens durch ihr Büro kroch und er sie unter seinem Körper auf der harten grünen Couch auslöschte.

 

Angel ein flammendes Ende aus Asche hervorbrachte.

 

Etwas, das für sie im Anfang verloren schien. Er den Weg freikämpfte für einen neuen Tag. Ein neues Leben, ohne Doyle und sie ihm widerwillig in diese Niederlage folgte. Er sie neu versiegelte und ihre Haut sich wieder intakt anfühlte, als er schließlich sein Gewicht von ihr nahm und sie erschöpft in sein Bett trug.

 

Heilsamer Schlaf, denn die Alpträume von gleißendem Licht begannen später und das schlechte Gewissen war nicht mehr als ein Sonnenfleck auf ihrer Seele. Einer, dem sie nie allzu viel Beachtung geschenkt hatte, denn Doyle löste sein Date nie ein und sie wusste noch immer nicht, ob sie es auf eine andere Art jemals endgültig begriffen hätte als diese.

 

Wesley fand an diesem Tag den Bruch in ihrer Konstellation und blieb, um ihn nach und nach mit Übereifer und wahrem Wissen aufzufüllen. Sie beide waren stillschweigend zu ihrer Routine zurückgekehrt, nachdem die Visionen sich nicht übertragen ließen und die Theorie entsprechend getestet worden war, mit einem funkenlosen zweiten Kuss.

 

Sie konnten nicht viel intimer werden, als stundenlanges Aufeinanderwippen und Sex mit einem Vampir sollte sich nie so sündenlos anfühlen.

 

Zumindest der zweite Teil ihrer Schlussfolgerung bewahrheitete sich im Nachhinein.

 

2.

And I am full of love and consequence,
Merciful, the sky of coal.
The beauty of the cars' electric light,
The speed with which their destinies glow.

~Sarah SleanVertigo~

 

Das zweite Mal war kein Sex, wenn man die Grenze rational zog.

 

Für ein paar Leute, neben Buffy, galt diese Einschränkung unter Umständen nicht.

 

Nur waren die Umstände für sie nervenaufreibend genug gewesen und Cordelia beschloss, dass sie definitiv nicht auf dem Dach ihres Bürogebäudes mit ihrem Boss Sex gehabt hatte. Angelus’ Abkömmling war besiegt, ihre eigenen Zweifel erfolgreich beruhigt und Angels Unsicherheit, die in ihm hoch siedete, ob er seinen Dämon jederzeit kontrollieren konnte, verdiente eine Auszeit. Er hatte gerade ein Childe getötet, mit Kates Hilfe in Staub verwandelt, das war für sie Beweis genug.

 

Sie hatte keine Ahnung wie jemand, der über 250 Jahre auf dieser Erde verbracht hatte, noch so eine verlorene Klein-Jungen-Stimme besitzen konnte. Bei den grundsätzlichsten Dingen, wenn der Anlass sie nicht einmal benötigte.

 

So überrascht und zaghaft hoffnungsvoll hinter ihr von Angel, „Freunde?“

 

Sie war nicht aus Stein, drehte sich zu ihm. Eingerahmt von der schillernden Skyline von LA und er war wunderschön in dieser Kulisse, zeitlos und unvergänglich. Ihre Füße liefen aus eigenem Antrieb auf ihn zu, verkürzten die Distanz wieder auf Zentimeter. Nicht imstande ihn in seiner Grübellaune zu belassen, wenn sie gerade noch gedacht hatte, dass sie ihn aus diesem Funkloch draußen hatte.

 

„Ja.“ Cordelia fühlte sich großzügig, leicht beschwingt. „Beste Freunde.“

 

„Ich denke nicht, dass ich die geeignete Wahl bin, Cordy.“

 

„Du bist meine.“

 

Sie wusste, dass ihr Lächeln im Augenblick den Millionen Lichtern der Stadt, Konkurrenz machen konnte, aber Angel starrte sie nur mit diesem ernstem Blick an und sie verlor etwas von ihrem Strahlen unter seiner intensiven Musterung. Der Glut in seinen schwarzen Augen, mit der sie nichts anfangen konnte, denn es war nicht so, dass er mit ihr den Jackpot in der Freundschaftslotterie gewonnen hatte.

 

Eher den Trostpreis bis das Schicksal ihn mit einem ausstattete, der loyal, standfest und zuverlässig war, ohne in Hysterie bei der kleinsten Wolke am Horizont auszubrechen. Ihr Vertrauen in ihn hing an dem seidenen Faden seines Vertrauens in sich und Cordelia ahnte, dass sie noch hart an sich arbeiten musste, um seine Dunkelheit abzuschwächen. Einen Hurrikan mit ihm zu überstehen, war ihr Ziel und wahrscheinlich war es gut, dass sie noch nicht begriff, was unter seiner stillen Oberfläche tagtäglich abging.

 

Seine Handfläche schmiegte sich unangemeldet gegen ihre Wange, nach kurzem Zögern lehnte sie den Kopf in seinen Kontakt. Für eine Minute sah es so aus, als ob er seine Warnung vertiefen wollte, bevor er den Kopf schüttelte und mit dem Daumen zärtlich über ihre Unterlippe strich.

 

Betreten von ihr, „Was geht jetzt schon wieder in deinem Holzkopf vor?“

 

„Das übliche.“

 

Spitz, denn sein andauerndes Schweigen ging an ihre Substanz, so wie die Empfindung seines Daumens hauchzart gegen ihre Lippen, ihre Nervosität weckte, „Ein kleiner Einblick wäre nett.“

 

Seine Stimme klang sehr weit weg, „Asche zu Asche, Licht zu Licht.“

 

Damit saß sie auf der Mauer, die er geräumt hatte. Sechs Stockwerke freier Fall über dem Boden, ihre Hände griffen instinktiv nach seinen Unterarmen. Höhenangst war nicht die Phobie ihrer Wahl, trotzdem spürte sie ihr Herz panisch gegen ihre Rippen pochen und ihr Atem kürzer werde.

 

Heiser gegen ihr Ohr, „Vertraust du mir genug?“

 

Es wäre gegen ihre Prinzipien gewesen, das gegenwärtig zu verneinen. Feige.

 

Cordelia lehnte sich stattdessen zurück, bis sie sein neutrales Gesicht vor sich hatte, hoffte, dass es genug war. Dass es gerechtfertigt war, denn da war wilde Sehnsucht nach Beständigkeit in seinem Ausdruck. Ihre eigene Enttäuschung in sich und ihre Launenhaftigkeit zu frisch und sie vertraute ihm.

 

Nicht bedingungslos, aber ausnahmslos, wenn es nur um ihr Überleben ging.

 

Ihr Griff löste sich, seiner an ihrer Hüfte verstärkte sich automatisch. Irgendwann in den vergangenen Wochen hatte sich ihr Tandem eingespielt und ihre Zeigefinger fuhren über seine Wangenknochen. Vorbei an seinen angespannten Mundwinkeln, die die Andeutung von Fältchen trugen, die ihr bis zu dieser Sekunde noch nie aufgefallen waren. Sie drückte leicht und es war kein Lächeln, bei weitem nicht. Ebenso wenig eine Fratze, denn er fiel unter ihre Magie und sein Grinsen war plötzlich frei gebrochen unter ihrer verspielten Anwandlung.

 

Er war schön, wurde ihr mit einem Mal bewusst.

 

Ein Funken in der sengenden Glut seiner Augen, vielleicht nur eine optische Täuschung oder Reflektion des Lichtermeeres hinter ihr. Schwerelosigkeit für den Moment und das Gefühl, dass die Welt Kopf stand.

 

Bevor sie in einer falschen Laune wieder einrastete.

 

Sie wollte ihn.

 

Sie wollte ihn mit einer schmerzhaften Verzweiflung.

 

Sie nickte.

 

Ihre spontane Einwilligung ließ sie den Vorsatz fassen, dass sie ihm zu einem geeigneten Zeitpunkt, die Sache mit Freundschaft und den Grenzen davon, erklären würde. Wenn sie sich noch einmal in Fachbüchern schlau gemacht hatte, wie es eigentlich funktionieren sollte, denn sie waren beide Novizen auf diesem Gebiet und irgendwie erschien ihr Verlangen unangemeldet in dieser Gleichung zwischen ihnen. Wenn sie nicht gerade ein falsches Wort vom Absturz entfernt wäre und diese Tatsache sie mehr beunruhigen sollte, als es tatsächlich der Fall war.

 

Sie ahnte, dass sie nur in eine Richtung fallen konnte. Seine und das wäre gefährlich.

 

Unterschätztes Überraschungselement, das sie in seinen Bann schlug.

 

Seine Finger glitten unter ihren Rock, fanden ihre Unterwäsche und ließen sie hinter sich. Angels andere Hand sich fest um ihr Genick schloss, während seine Lippen über ihren Hals strichen. Ihren Kopf weiter zurückbeugten, bis sein Griff das einzige war, was ihre Balance hielt. Seine kundige Hand auf ihr, vortastend, ausdehnend. Sein flacher Atem gegen ihr Schlüsselbein und ihr Cape, das in die glitzernde Nacht davon flatterte, denn er konnte seine Fänge sinnvoll einsetzen.

 

Zwei Finger auf einmal und sein Daumen auf ihrer Klit. Ohne Feuerpause drei. Angel ihre Muskeln in unkontrollierbares Gelee verwandelten. Kraftlos und ausgeliefert waren in der Vergangenheit keine Anturner für ihre schwelgende Phantasie gewesen.

 

Aber dieses Szenario momentan funktionierte ausgezeichnet.

 

Mit dem Nachtwind kalt auf ihrer aufgeheizten Haut und Haarsträhnen, die über hypersensible Nerven strichen. Seiner Zunge leckend an ihrer freigelegten Brust. Zähne, die mit Druck ihre Brustspitze dazwischen rollte. Ihren Verstand stocken ließen, unfähig in Schmerz oder Lust einzuordnen. Hitze oder Kälte. Ob sie sich auf seinen Mund oder seine Hand konzentrieren sollte. Schockzustand. So ungestüm ohnmächtig, dass es sich anfühlte, als ob sie hyperventilieren würde. Was sie vielleicht auch tat.

 

Seidige Dunkelheit, um sie herum, sie taumelnd verloren darin.

 

In seinem bodenlosen Tonfall, „Öffne deine Augen, Cordy.“

 

Sie nahm den dreckig orange glühenden LA-Nachthimmel über sich war.

 

Bevor ihr der Gedanke, wie eine Kugel durch den Kopf schoss, dass er sie so komplett über die Mauerbrüstung gebeugt hatte, dass sie sich unmöglich würde von alleine halten können. Totale Abhängigkeit. Diese Erkenntnis wurde gnädigerweise von den gleißenden Diamanten zur Nichtigkeit abgestempelt, die durch ihren Körper schossen. In Wellen von ihren Zehen- und Fingerspitzen in ihre Mitte zurückrollte und keinen Platz für Logik und Fassung ließen.

 

Als sie ihre Sinne wieder soweit zusammenhatte, dass es von Relevanz gewesen wäre, lag sie schon sicher gegen seine Brust gelehnt. Ihre Beine locker um seine Hüfte und seine Erektion stahlhart gegen die Stelle gepresst, die Minuten vorher noch seine Finger in Anspruch genommen hatten. Selbst wenn sie gewollt hätte, wären ihre Finger diesmal unfähig gewesen, seinen Reißverschluss zu öffnen. Sie zitterte.

 

Kälte, Schock und die Nachwirkungen von blindem Glaube in ihn rüttelten an dem Fundament ihrer Selbstkontrolle. Ihres Selbst. Ließen sie fahrig und bebend zurück, überwältigt. Angel indessen war die Ruhe selbst. Seine Finger strichen durch ihr Haar, über ihren Rücken und seine Lippen waren fest gegen ihre Schläfe gepresst.

 

Gedankenverloren von ihm, als ihr Atem endlich gedämpfter kam, „Man würde keines dieser Lichter tatsächlich vermissen.“

 

Antrainierter Pragmatismus, „Trotzdem sorgt sich jemand weiter oben genug, dass er dir den Auftrag gegeben hat, ein paar davon heute Nacht zu beschützen.“ 

 

„An wie vielen Erlöschenden werde ich unbehelligt vorbeigehen?“

 

Schulterzucken, für diese Frage gab es keine Lösung.

 

Sie hielt ihre Augen geschlossen, ihr Optimismus war abgelöst durch verspätetes Nervenflattern und das flaue Gefühl im Magen. Verspätete Reaktion auf die Achterbahnfahrt, die er ihr geliefert hatte. Angel hob ihr Gesicht behutsam an, sein eigenes war in eine undurchschaubare Maske aus selbst kreierten Schatten gelegt, kryptisch, „Du dagegen brennst wie ein Leuchtfeuer.“

 

„Wie romantisch.“ Salzsäure im Ton, ihr Lächeln schwach, „Dein visionsträchtiger Heimathafen, huh?“

 

Er nickte und wickelte träge eine ihrer Strähnen um seinen Finger. Die einzige Antwort.

 

Sie fuhr unsicher fort, „Du wirst trotzdem nachher alleine einlaufen müssen, deine Lotsin ist zu müde, um hier das Feuer bis zu deiner Rückkehr brennen zu lassen.“

 

Sein Grinsen nochmals unerwartet leicht, angesichts der nicht nachlassenden Härte gegen ihr Zentrum, „Ist okay, ich bin zum Glück mit einem guten Orientierungssinn gesegnet.“

 

Spöttisch, „Und Koordinationsvermögen in heiklen Lagen.“

 

„Sogar mit Feinmotorik, wenn es darauf ankommt.“

 

Ihr Lachen war befreit bei seiner trockenen Erwiderung, auch wenn sie das Kopfschütteln nicht verhindern konnte. Damit gab er ihr Haar frei, trat er einen Schritt zurück und hob sie von der Mauer. Nachdem sie ihr Gleichgewicht wieder gefunden hatte, brachte er sie noch einmal aus der Balance.

 

Sein Kuss war erstaunlich freundschaftlich und so war es nicht Sex, sondern Vertrauen.

 

Ihren Poncho fand sie am nächsten Morgen fein säuberlich gefaltet auf ihrem Schreibtisch, mit durchgebissener Kordel. Sein einziger Hinweis auf die Dacheskapade und sie versuchte ihre Träume vom freien Fall zu vergessen. Vor allem dass es keine Alpträume mehr waren. Mit mäßigem Erfolg und einem One-Night-Stand, der sie hochschwanger mit Dämonenbrut zurückließ.

 

Was Sex vorübergehend so ziemlich komplett aus ihrer Freizeitplanung strich.

 

3.

It’s dark in here,

Visions are flashing into my head
As I reminisce my reoccurring dreams.

~Imogen Heap – Come here boy~

 

Das dritte Mal gilt nicht, weil faktisch? Ebenso kein Koitus.

 

Dass sie ihm unter der Dusche nach tagelanger Gefangenschaft als unfreiwilliger Gladiator einen geblasen hatte, war ein Freundschaftsdienst. Mehr nicht. Ernsthaft.

 

Dass er den Gefallen zurückgab, zeigte nur dass sie die besten Freunde waren.

 

Richtig? Richtig.

 

Wofür sind den Freunde da, wenn nicht für seelischen Beistand in Notzeiten? Mit Lippen, Händen und Zungen. Dreimal. Weil sich ihr Artikulationsvermögen in Knoten gelegt hatte, die sie mit etwas Entspannung daheim aufknüpfen würde. Mit der Sicherheit im Rücken, dass er ungebunden war. Frei das zu tun, nachdem seiner Seele der Sinn stand.

 

Sie sich Sorgen, um ihn gemacht hatte und es etwas anderes war, ihm diese wie üblich verbal entgegenzuklatschen, als hilflos in der blutrünstigen Meute einer aufgeheizten Kampfarena zu stehen.

 

Mit ihm kämpfend im Scheinwerferlicht, allein und zu Unterhaltungszwecken.

 

Instinktgetrieben, denn er konnte nicht aufgeben. [Bitte nicht! Tu mir das nicht an! Komm schon, Angel!] Nicht egoistisch genug sein, um seinen Prinzipien in letzter Konsequenz zu folgen und einen würdigen Gegner oder ehrenwerten Sieg dort erwarten, wo buntes Blut den Sand verklebte und menschliche Bosheit die Luft verpestete.

 

Mit Panik, die ihr die Kehle zuschnürte und den Atem raubte, als sie ihn gegen seinen ureigenen Dämon kämpfen sah. Gegen den Wunsch zu überleben, egal um welchen Preis und zu welchen Kosten. Sie diesmal den aufgebrachten Vampir innerlich anfeuerte und nicht den gebrochenen Mann, der zögerte, die verdammten Todesstöße auszuführen, die ihn in die nächste Runde retten würden.

 

Cordelia war eigennützig und sie wollte ihn nicht verlieren. Nicht sinnlos. Nicht dort.

 

Sein letzter Kuss bevor sie mit der Morgendämmerung aus seinem Apartment verschwand, schmeckte nicht mehr nach Adrenalin oder schaler Verzweiflung, sondern - Sind wir okay? - Bist du es, Angel? – Ich denke schon. - Dann ja. - Erleichterung.

 

So war es nicht Sex, sondern Beteuerung.

 

Erst daheim schlichen sich die Fragen an, was seine Gründe fürs auf die Knie gehen waren und ob er sich den Luxus einer Rechtfertigung erlaubte oder einfach die Büßerhaltung zu sehr genoss. Weshalb sie nicht gezögert hatte, sich ihm ohne Einladung unter dem dampfigen Wasserstrahl anzuschließen, nachdem sie Wes kurzerhand auf den Nachhauseweg komplimentiert hatte.

 

Ihr Mund seine Wunden versorgte und sein gepeinigtes Ächzen ihren Hunger anstachelte, sich von ihm komplett verschlingen zu lassen. Vielleicht wurde es reichen seine Heilung in Gang zu setzen, für all die Narben, die unsichtbar blieben. Vielleicht war es ihre offene Bereitwilligkeit, die ihn stolpern ließ. Vielleicht war er ehrenwerter, als sie ihm zugestand. Oder altmodischer.

 

Cordelia mochte diese Seite von ihm noch immer nicht.

 

Denn sie wälzte sich erneut schlaflos in ihrem Bett, aufreibende Leere in sich unter der summenden Befriedigung, die er oberflächlich fabriziert hatte und sie begehrte die traumlose Vergessenheit, die er mit seinem Schwanz erzeugen konnte. Ein Vakuum war kein natürlicher Zustand, suchte immer nach Inhalt und dasselbe galt für sie.

 

Dass sie diesen in ihm suchte? War äußerst unklug.

 

Aber ihre letzte Verleugnung dieses Fakts hatte ihr Dämonenbesessenheit und geschwollene Füße eingebracht. Zusammen mit der Kälte danach, dem fast unverblümten Rauswurf des Ersatzmannes und diesen Part der Nacht hatte sie Angel zum Glück vorenthalten. So entschloss sie sich, dass Schlaflosigkeit sicherlich ein kein zu hoher Preis hierfür war, vor allem weil es kein nächstes Mal geben würde.

 

Cordelia hatte nie behauptet mit Weitsichtigkeit gesegnet zu sein oder der Fähigkeit, einen Teufelskreis zu erkennen, wenn sie mittendrin steckte. Die gute Nachricht? Das Vakuum war kein Zustand, der auf Dauer von Angel ignoriert werden konnte.

 

Die schlechte? Dasselbe galt für seinen Dämon.

 

~*~fini - Paper Scars 1/3~*~