Autor: Astarte
E-Mail Adresse: astarte@fan-arts.net
Titel: Isn’t it romantic?
Altersfreigabe: R
Teil: 1/1
Spoiler: AtS 3x21 Benediction, BtVS 6x19 Seeing red
Inhalt:
Spikes Weg führt nach LA, zu einer Person mit der er auf den ersten Blick rein gar nichts gemein hat und deren Leben doch mehr Parallelen zu seinem hat, als ihnen beiden lieb ist.
Hauptcharakter(e)/Paar(e): Cordelia/Spike, implied Buffy/Spike, Cordelia/Angel
Disclaimer: Sie gehören mir nicht... Alles Joss!

Author’s Note: In dieser Geschichte sind alle Ereignisse bis zu oben genannten Folgen inbegriffen, ich halte mich strikt an das Universum, das Joss Whedon kreiert hat. Spikes Weggang aus Sunnydale und Cordelias „Thing“ mit Angel haben stattgefunden, ebenso wie Holtz makabrer Abgang. Das Buffyverse mit Taras Tod und dessen Folgen findet so statt und um einen komplizierten Sachverhalt kurz zu fassen, die Story spielt folglich also in LA und nicht in Sunnydale!
Kommentar:
Am Anfang dieser Geschichte stand nur der Gedanke, dass ich zu gerne einen verbalen Schlagabtausch zwischen Spike und Cordelia in ihrer heutigen Lage sehen würde. Doch wie es aussieht, hat die Story ein Eigenleben entwickelt und mich auf Dinge zwischen diesen beiden Charakteren aufmerksam gemacht, die man auf den ersten Blick vielleicht nicht wahrnimmt. Davon abgesehen, wer konkurriert schon gerne mit der „verbotensten Liebe aller Zeiten“? Und das tun sie beide, auf ihre ganz eigene Weise...

 

Isn’t it romantic?

 

Kapitel 1

 

Besser auf dem rechten Weg hinken, als festen Schrittes abseits wandeln.

Aurelius Augustinus

 

Im ersten Moment war er sich sicher, dass sein Sire auf irgendeine verdrehte Weise von seinem Weggang von Sunnyhell erfahren hatte. Der Geruch war zu vertraut und dass der Cheerleader nicht weit von ihrem dunklen Retter entfernt sein würde, war so klar wie Hochprozentiger. Wieder einmal sein Glück in letzter Zeit verfluchend, drehte Spike sich langsam zu seinen Verfolger um.

 

„Was auch immer du denkst, ich bin nur auf der Durchreise“, überrascht das er nur einer Person gegenüberstand, unterbrach er sich. Seine Augen suchten die Umgebung ab, aber er fand nur die dunklen Schatten der Flugzeughangar und die Frau, die ihn aus kurzer Distanz kritisch musterte.

 

„Cordelia, was sucht eine Dame deines Standes um diese Zeit in einer solch unwirtlichen Gegend?“, das spöttische Lächeln überspielte seine Überraschung. Sie hätte nicht so nah an ihn herankommen dürfen, ohne dass er es hätte bemerken müssen. Seine Instinkte waren wohl in der Zeit als Schoßhund der Jägerin in mehr als einer Beziehung eingeschlafen.

 

„Um es kurz zu machen, ich suche dich, Spike“, sie klang defensiv, mit einer Spur von Unsicherheit. „Jetzt wo ich dich gefunden habe, bleibt nur die Frage, was stelle ich mit dir an?“ Ein leises Kopfschütteln und dann war sie schon auf ihrem Weg an ihm vorbei, „Komm mit, ich muss mit dir reden.“ Als er nicht folgte, drehte sie sich gereizt um. „Was? Die Sonne geht demnächst auf und wenn du auf dem Freeway nicht unbedingt zu einem Häufchen Asche werden willst, folgst du mir besser.“

 

„Ich habe einen Flug, den ich leider nicht verpassen kann, Liebes. Ansonsten würde ich zu gerne mit dir über alte Zeiten plaudern, als dein Boss noch an die Decke gekettet und mit Eisenstangen durchbohrt war.“ Ihre Augen verengten sich bei der Erinnerung an ihr letztes Zusammentreffen. Ja, das waren definitiv noch bessere Zeiten, kein verdammter Chip, der ihn zu einem Nichts reduziert hatte. „Aber wie es aussieht fehlt mir dafür die Zeit“, endete er nonchalant seine Ausführungen.

 

„Dann haben sich deine Pläne soeben geändert, so wie sich meine für den heutigen Tag geändert haben.“ Der Ton in ihrer Stimme ließ keinen Raum für Diskussionen. Gottverdammte Weiber, was schrie in seiner Aura danach wie ein Welpe herumgeschubst und getreten zu werden. Noch vor drei Jahren hätte er sie innerhalb eines Herzschlages getötet und nun sollte er sich von ihr Anweisungen geben lassen? Da war er aber ganz anderer Ansicht.

 

Ihr harter Blick wurden milder, „Es ist nicht gerade deine Woche, oder?“

 

„Es ist noch nicht einmal mein Jahrzehnt, Cheerleader“, gab er bissig zurück.

 

„Ich weiß, was du meinst.“ Ihre Züge wurden weicher, als sie seinen fragenden Gesichtsausdruck sah, schloss sich wieder die gleichgültige Maske über ihr Gesicht. „Nicht dein Business, Blondi.“

 

„Ich könnte dasselbe zu deinem Auftritt hier sagen, mal ganz davon abgesehen, dass mir blond steht. Wie kam es zu dem Unfall?“ Er konnte den Ärger förmlich aufbranden sehen, interessiert wartete er auf ihre Erwiderung, sie war nie jemand, der sein Aussehen auf die leichte Schulter nahm oder um Worte verlegen war. Nach einigen angespannten Sekunden überraschte sie ihn, mit einem trockenen Lachen.

 

„Touché, aber immerhin bin ich nicht diejenige, die anzweifelt, ob sie überhaupt noch etwas ist.“ Das offene Lächeln wandelte sich zu einem wissenden und seine Neugier war geweckt. Was zur Hölle ging hier vor? „Also Spike kommst du nun oder war meine Vision umsonst?“ Damit drehte sie sich endgültig um und setzte ihren Weg von vorhin ohne zu zögern fort, er wollte verdammt sein, wenn er sich diese Erklärung entgehen lassen würde. Na ja, verdammt war er sowieso und das nächste Frachtflugzeug war ebenso gut wie dieses, was hatte er also zu verlieren, außer ein paar Stunden Zeit.

 

Die Fahrt vom Flughafen in die Innenstadt wurde für Spike zu einem denkwürdigen Ereignis, er war so in ihrem selbstmörderischen Fahrstil gefangen, dass er um keinen Preis der Welt, ihre Aufmerksamkeit von der Straße lenken wollte. Gott, auf was hatte er sich hier eigentlich eingelassen? Diese Frau war eindeutig verrückt oder lebensmüde. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass man bei einem Autounfall enthauptet wurde und wie groß war seine Sorge vor dem Eintreffen eines solchen Szenarios?

 

Die Chancen gingen gegen null und selbst wenn, wen würde es kümmern? Ihn bestimmt nicht, also entspannte er sich und genoss die kleine Sightseeing-Tour durch das noch ruhige, morgendliche LA. Der Sonnenaufgang war nicht mehr weit entfernt, etwas, dass er tief in seinem Inneren spürte und der Silberstreif am östlichen Horizont bestätigte sein Wissen.

 

In seine Umgebung vertieft und auf ihre Vollbremsung nicht ganz vorbereitet, büßte er etwas von seiner ruhigen Haltung ein, als sie den Wagen am Straßenrand parkte. Noch während er die Tür öffnete, war sie schon ausgestiegen und beinahe in einer Seitenstraße verschwunden. Spike folgte ihr zu einem Tunnelzugang, den sie betrat, als sei es der natürlichste Weg um von A nach B zu gelangen. „Was hat es damit auf sich?“ Cordelia warf ihm einen Blick über die Schulter zu und er umfasst die Umgebung mit einer Geste.

 

„Wir sind zu nah am Sonnenaufgang, außerdem ist unser Ziel sowieso hier unten. Und ja, ich würde auch die weitere Fahrt in einem Cabrio vorziehen, aber nein, wir müssen uns durch die Kanalisation durchschlagen.“ Nach dieser, ihrer Meinung nach ausreichenden Erklärung setzte sie energisch ihren Weg fort, nach einigen Minuten in schweigsamer Begleitung gewann die Neugier in ihm Oberhand.

 

„Und was hat es damit auf sich, dass du hier bist und die beseelte Variante meines Grand Sires nicht?“ Seine Stimme hallte leicht von den feuchten Wänden. Gott, er hasste diese Art der Fortbewegung, auch wenn sie ihm mehr als einmal das Leben gerettet hatte.

 

„Angel hat ihm Moment seine eigenen Probleme, die er lösen muss und ich glaube mit dir werde ich alleine fertig“, gab sie ihm abgehackt als Begründung, nicht wirklich dem Aufmerksamkeit schenkend, was sie sagte und scheinbar in den Tunneln nach einem Orientierungspunkt suchend, den sie schließlich fand. „Mit dem Chip und dem emotionalen Chaos in deinem Kopf stellst du wohl kaum eine Bedrohung dar, außerdem war diese Vision für mich.“

 

Spike konnte förmlich sehen, wo ihre Gedanken augenblicklich waren, nämlich überall nur nicht hier bei ihm, eine interessante Wendung. Eine mit der er nicht gerechnet hatte. Der Cheerleader war für die ehemalige Geisel von Europa gefallen. Sie war ihm immer so immun erschienen, gegen den Charme der gefolterte Seele, dass er diese Möglichkeit nicht einmal angedacht hatte.

 

Aber ihr hier sein sprach Bände, sie wollte Angel nicht mit etwas belasten, von dem sie annahm, dass sie es alleine handhaben konnte. Gott, wann war sie so aufopfernd und erwachsen geworden? Er schüttelte den Kopf, wahrscheinlich strahlte sein alter Herr diesen gewissen Vibe aus, der die Frauen in seiner Umgebung in Maria Theresa verwandelte und die Männer in Mönche. Nah, der Gedanke war zu widerlich um ihn weiterzuverfolgen, aber das Grinsen hatte sich in seinem Gesicht festgesetzt. Und wurde ihm gerade klar, das erste Mal seit Monaten hatte er länger als zehn Minuten nicht an Buffy gedacht.

 

Ein Schritt in die richtige Richtung, bevor er diese Erkenntnis vertiefen konnte, kam die Figur vor ihm zu einem abrupten Halt und verschwand in die Schatten. Unter ihrem Atem konnte er das Wort, „Verflucht!“ ausmachen und er schloss die Distanz zwischen ihnen. Mit dem Kopf  zeigte sie vor sich den Tunnel hinauf und er erahnte das Problem. Oder besser er roch es, nachdem er das reflexartige Atmen in dem Moment eingestellt hatte, in dem sie in die Kanalisation eingestiegen waren. Gott, Cordelia konnte einem fast leid tun, neben dem üblichen verrottenden Gestank, der mit einem Ort wie diesem einherging, gesellte sich nun noch der süßlich faule Geruch eines Gehlosh-Dämon dazu, der in einiger Entfernung den Weg blockierte.

 

Was wusste er über Gehloshs? Interessante weiß-blaue Hautfärbung, ein drittes Auge am Schädeldach und zur Fortpflanzung benötigte ihre Art menschliche Wirte. Aggressiv, schnell, gute Kämpfer und äußerst bösartig. Nicht gerade die Sorte Dämon mit denen man einen gemütlichen Pokerabend verbringen wollte. Der Cheerleader drückte ihm etwas in die Hand, seine Finger schlossen sich um den Griff des Kurzschwertes, das sie scheinbar aus dem Nichts materialisiert hatte. „Eine Nummer größer wäre nicht schlecht“, wisperte er in ihr Ohr.

 

„Sorry, aber Breitschwerte sind so out diese Season“, blitzte sie ihn flüsternd an. Sein Lächeln war echt. Das hier war die Cordelia Chase, an die er sich vage erinnerte. Aus ihrer Handtasche zog sie eine kleine handliche Armbrust, nicht eine so überdimensionierte, wie die mit der sie damals auf ihn gezielt hatte. Er hatte also momentan ihre beste Waffe.

 

„Erklär mir noch einmal, warum das jetzt nicht der Zeitpunkt ist, an dem ich dich deinem Schicksal überlasse?“, fragte er sie gedämpft. „Oh, warte eine Minute, du hast es mir ja überhaupt noch nicht erklärt.“

 

Ihre Augen funkelten ihn an, ironisch erwiderte sie, „Weil man seinen Guide unter keinen Umständen von einem Gehlosh töten lässt, Spike?“

 

Fragend zog sich seine Augenbraue nach oben, „Guide? Ich bin sechsmal so alt, wie du. Ist es nicht wahrscheinlicher, dass ich dir einiges beibringen könnte, anstatt von dir etwas Neues zu lernen? Und vor allem was für eine Art von Guide führt seinen Schützling genau in die Arme eines Gehlosh? Ein Todesguide?“

 

„Sei einfach ruhig“, eine Spur von Entnervtheit hatte sich in ihre Stimme gemischt. Nach einem tiefen Atemzug, drehte sie sich mit Entschlossenheit zu ihm um. „Wenn du ein braver Vampir bist und diesen Dämon tötest, erfährst du die gesamte Geschichte und ich weiß, dass du neugierig bist, ansonsten wärst du nicht hier.“ Herausfordernd hob sich ihre Augenbraue. „Außerdem vermeidest du somit, dass Angel dich einen langsamen und schrecklichen Tod sterben lässt, wenn er erfährt, dass du seine Seherin ihrem Tod überlassen und die ewigen Liebe seines unsterblichen Lebens beinahe vergewaltigt hast. Und sei dir sicher, ich werde einen Weg finden um ihm beides nach meinem Ableben mitzuteilen, auf der Astralebene habe ich schon Erfahrung. Und ich werde aber bei meiner Schilderung den Teil auslassen, in dem du dich für Buffy dermaßen schuldig fühlst, dass es dich beinahe von Innen zerreißt.“

 

Ihre Stimme hatte sich kein einziges Mal, über das eines Flüsterns erhoben und Spike registrierte, dass der Dämon immer noch nicht ihre Gegenwart wahrgenommen hatte. Dessen Schicksal war besiegelt, „Süße, damit wir uns über eines in Zukunft klar sind, Drohungen, die eine Konfrontation mit Angel involvieren, stoßen bei mir in der Regel auf taube Ohren. Nein, sie reizen mich sogar, genau das zu tun, was diese Konsequenz zur Folge hat. Warum denkst du, bin ich sein favorisiertes Childe? Wegen meines Charmes?“ Er ließ sein Raubtierlächeln sehen, „Aber ich muss zugeben, ich bin zu neugierig auf den Rest der Geschichte, als dass ich im Moment einen Gedanken an meinen Sire verschwende, deshalb werde ich den braven Vampir spielen, während du dich zurücklehnst und die Show genießt.“

 

Ein wenig Gewalt wurde ihm gut tun, mit den Schatten verschmelzend schlich er sich weiter vor, bis er in Sprungweite zum Gehlosh war. Was hatte er bei dieser Art von Dämon vorhin vergessen aufzulisten? Begriffsstutzigkeit! Genau, mit dem Gedanken löste er sich aus den Schatten, sein erster Schwerthieb traf ohne Abwehrreaktion auf den Hals und Spike war sich verdammt sicher, dass die Wucht hinter dem Schwung bei den meisten Dämonen ohne weiteres den Kopf abgetrennt hätte, stattdessen hatte er gerade die Haut touchiert.

 

Oh Shit! Irgendetwas wichtiges hätte ihm noch zum Thema Gehlosh einfallen sollen, eindeutig bevor er ihn aus dem Hinterhalt attackierte.

 

 

Kapitel 2

 

Intelligente Feindesliebe geht davon aus, dass der Frieden nur zusammen mit dem Gegner erhalten werden kann.

Carl Friedrich von Weizsäcker

 

Bei dem Geräusch brechender Knochen, zog sich Cordelias Magen zusammen, Spike rappelte sich so schnell wie es sein Zustand erlaubte wieder auf. Gerade rechtzeitig um der Pranke auszuweichen, die das Ziel gehabt hatte, seinen Kopf an der Mauer zu zerschmettern. Der Gehlosh heulte auf und Spike ließ endlich seinen eigenen Dämon an die Oberfläche.

 

Warum war es noch einmal eine schlechte Idee durch die Tunnel von LAs Unterwelt zu wandern, obwohl sie schneller zum Ziel führten, wenn man dies auf irgendeine Weise verhindern konnte? Richtig, weil die Tunnel geradezu überfüllt mit Dämonen waren. Sehr clever, Cordelia, führe deinen Protege in seinen Tod, anstatt ihn auf den Pfad der Wiedergutmachung zu setzen.

 

Der Gehlosh war sich ihrer Gegenwart noch immer nicht bewusst und sie überlegte fieberhaft, was ihr zu dieser Art einfiel. Widerwärtig, wendig, scheinbar unverwundbar, obwohl Spike langsam seinen Grund wiedergewann, die fehlende Effektivität seines Überraschungsangriffs hatte ihn seine eigene Abwehr fallen lassen, die er jetzt wieder aufbaute.

 

Die beiden Gegner umkreisten sich, der Gehlosh war klar im Vorteil, weil die Schwerthiebe auf dem weißen Fleisch mit der blauen Verfärbung fast ohne Spuren zu hinterlassen abprallten. Spikes Verteidigung war gut, aber ohne erfolgreiche Offensive würde er sich müde kämpfen, die gebrochenen Rippen verlangsamten seinen Bewegungsablauf jetzt schon.

 

Er duckte sich unter einem weiteren Angriff weg, sein Reflex war schnell, aber nicht schnell genug. Der Schlag, der sein exaktes Ziel, die bereits gebrochenen Rippen verfehlte, nur um die andere Seite seines Brustkorbes mit weniger Kraft knirschend zu treffen, schicke den Vampir mehrere Meter weit nach hinten in die Wand. Ihr Schwert wurde aus seiner Hand geschleudert und das Klirren des Metalls über Zement erfüllte den Tunnel. Der Gehlosh setzte Spike nach und der rollte sich instinktiv auf die anderen Seite des Tunnels, wo er die Waffe in einer flüssigen Bewegung wiederaufnahm. Die Vorwärtsrolle wurde von einem schmerzerfüllten Grollen begleitet.

 

Ein Detail dieser Dämonenart war gerade für den Vampir überlebenswichtig und sie wusste, dass es irgendwo in ihrem Gehirn gespeichert war. Wesley hatte bei seinen Nachforschungen für den Skilosh-Dämon damals einen witzigen Kommentar zu der Unterart gemacht. Nachdem das dritte Auge an ihrem Hinterkopf wieder geschlossen war, fand sie den Kommentar weniger lustig und sie war froh, dass Angel die meisten Skiloshs mit Lindseys Truck außer Gefecht setzen konnte. Weil Gehloshs nur auf eine Art zu töten waren.

 

„Spike, zerstör sein drittes Auge, damit kannst du ihn umbringen!“ Ihr Schrei ließ den Dämon in Überraschung herumwirbeln und der Vampir besaß die Geistesgegenwart seinen Vorteil in einem schnellen Schwerthieb auszunutzen, der das Schädeldach des Gehlosh spaltete. Lautlos fiel der Dämon zu Boden und der Vampir ging in die Knie.

 

Cordelia kam aus den Schatten, nachdem sie sich mit einem Blick davon überzeugt hatte, dass der Gehlosh wirklich tot war und sie ihr Schwert aus dem Dämon gezogen hatte, wischte sie es grob an ihrer Jeans ab und ließ es wieder unauffällig unter ihrem Mantel verschwinden. Sie näherte sich langsam dem verwundeten Vampir.

 

Spike atmete schwer, etwas dass er mit Angel in diesem Stadium eines Kampfes gemeinsam hatte. Wahrscheinlich war es ein Weg um Adrenalin abzubauen, oder was auch immer in einem toten Körper während eines Kampfes aufgebaut wurde, Cordelia war sich nur über eine Tatsache bewusst. Sie war in Problemen, wenn sie ihm jetzt zu nahe kam.

 

„Ein interessanter Mix!“ Okay, jetzt konnte sie sich auch um seine Wunden kümmern. Wenn er sich dagegen entscheiden sollte, sie umzubringen.

 

„Eine interessante Show, vor allem der Teil in dem ich deinen Vampir-Arsch gerettet habe“, entgegnete sie überlegen.

 

Spike blickte zu ihr auf, immer noch in seinem Game-Face, „Einen Kampf, den ich ohne dich erst gar nicht angefangen hätte, Cheerleader.“ Seine bernsteinfarbenen Augen bohrten sich in ihre, sein abschätzender Gesichtsausdruck wandelte sich langsam in den von Amüsement. „Du weißt, wie man einem depressiven Vampir ein wenig Spaß verschafft, das muss ich dir lassen, liegt wohl an deinem schlechten Umgang mit dem Grübler.“ Seine Züge wurden wieder menschlich und sein Versuch zu lachen, wurde abrupt von seinen gebrochenen Rippen beendet. Ein scharfes Einatmen folgte.

 

Cordelia antwortete nicht auf seinen Kommentar, stattdessen bot ihm ihre Hand beim Aufstehen an. „Kannst du laufen?“

 

„Sicher, gib mir nur ein paar Minuten Zeit.“

 

Spikes Kommentar hatte einen Nerv getroffen, aber er war zu sehr mit dem Versuch beschäftigt seine toten Lungen mit Luft zu füllen, um die entstandene Verletzung abschätzen zu können, als sie weiter zu beachten. Ja, ihre Fähigkeit Angel aufzuheitern war mehr als begrenzt, vor allem als sie in seiner dunkelsten Stunde in Mexiko Urlaub gemacht hatte. Aber Connor war zurück und mit ihm Angels gute Laune. Dank der schwarzen Magie oder den Mächten der Ewigkeit, sie berief sich auf letztere, obwohl die Mächte weniger für direkte Interventionen bekannt waren. Gott, sie glaubte an den großen Plan, weshalb wäre sie sonst hier?

 

Als Spikes Guide. Spike. Die erste Vision von ihm hatte sie getroffen, kurz nachdem Angel aufgebrochen war, um Holtz zur Rede zu stellen. Es war seltsam mitten in eine Szene hineingeworfen zu werden, ohne etwas anderes tun zu können, als zu zuschauen. Vielleicht etwas, das die Krieger für die die Visionen am Ende bestimmt waren, nie ganz verstehen würden, wie hilflos man sich als Seher vorkam, wenn man nur dazu verdammt war, zu zusehen. Zu fühlen. Zu spüren.

 

Sie stand in Buffys Badezimmer, hineingeworfen in eine Szene und mit seinen Gefühlen. Das war das, was sie am meisten verwirrte. Spikes Gefühle. Die Zurückweisung, die sich wie Säure hineinätzte und der Moment, in dem er rot gesehen hatte. Seine Verzweiflung. Er wollte, dass Buffy es beendet, dass sie ihn den Pflock dahinein rammte, wo der Schmerz nicht mehr zu ertragen war. Aber sie tat ihm den Gefallen nicht. Stattdessen mischte sich in seinen Schmerz noch die Schuld für das, was er ihr angetan hatte, beinahe. Der Verlust der Kontrolle und die Gefühle waren so sehr Teil von ihm, dass es ihn anwiderte und er bedauerte, wie tief er abermals für eine gottverdammte Frau gesunken war, ohne dass es in seiner Macht lag, sich der Faszination zu entziehen.

 

Nach dieser ersten Vision war sie paralysiert gewesen, unfähig etwas anderes zu tun, als still zu stehen und das Gefühlschaos zu ordnen.

 

Als sie es halbwegs geregelt hatte und nicht verstand, warum sie etwas sah, das bereits geschehen war und etwas fühlte, das man nicht mehr ungeschehen machen konnte, traf sie die zweite Vision. Er in seiner Gruft, allein mit seinen Erinnerungen und einem seltsam aussehenden Dämon. Diese Vision eröffnete ihr eine Ahnung davon, um was es den Mächten ging.

 

Spikes Pfad war noch nicht gewählt. Er hatte es in seiner Hand. Der gute alte freie Wille, von dem Skip geredet hatte. Ihr Guide. Den Pfad, den sie gewählt hatte, war der richtige, sie konnte zwar noch nicht ausloten, was sich in ihr durch den Dämonenteil verändert hatte, aber zumindest war sie noch hier. Bereit den Hilflosen und Hoffnungslosen zu helfen und deshalb stand sie nun neben einem blondgefärbten Vampir, weil er scheinbar Teil eines großen Plans war. Nur die Rolle, die er darin spielen würde, war noch nicht vergeben.

 

Die anderen Visionen von ihm waren nicht so intensiv gewesen, zumindest was den Schmerz betraf. Mehr ein Bonus der Mächte, um ihr klarzumachen, worum es ihnen ging. Dieser Bonus hätte beinahe dazu geführt, dass sie ihn am Flughafen verpasst hätte. Irgendjemand musste denen klarmachen, dass man nicht zu seinem Ziel kommt, wenn man sich in einer Art geistigem Holodeck befindet. Der Begriff ließ sie grinsen, Xander hatte sie damals gezwungen, mit ihm Star Trek zu sehen und wer hätte geahnt, dass ein „Science Fiction“-Begriff genau das traf, nach was sich ihre neusten Visionen anfühlten. Ein Taxifahrer an einer Ampel hatte sie nach dem Motto angesehen ‚Schlechter Trip, oder?’

 

„Von mir aus kann es losgehen.“ Cordelia sah Spike verwirrt an, zu tief in Gedanken gewesen, landete sie wieder bei ihm in der Gegenwart. „Aber ich muss dir sagen, dass ich zwischenzeitlich viel mehr an deiner Geschichte interessiert bin, als an meiner, Cheerleader. Denn meine kenne ich schon zur genüge. Und ich erinnere dich nur ungern daran, nein, das stimmt nicht, ich erinnere dich liebend gerne daran, dass ich in deiner Gegenwart nicht der Kuschel-Vampir spielen muss, wenn ich es nicht will.“ Die Drohung war nicht wirklich ernst gemeint, mehr ein reizen und klarstellen, dass die Kräfte ausgeglichen waren.

 

Cordelia schüttelte sie mit einem Schulterzucken ab.

 

Spike war gefährlich, aber nicht weil er ein Vampir war, dessen Chip ihm erlaubte, jedes nicht zu hundert Prozent reines menschliches Leben zu vernichten, sondern weil er von seinen Gefühlen geleitet wurde. Hätte er böse bleiben wollen, dann wäre er nie dem Licht zu nahe gekommen und er hätte sich nicht daran verbrannt. Und um gut bleiben zu können, benötigte es mehr, als manchmal sogar die stärksten Seelen aushalten konnten. Sie dachte an Angel in seiner Beige-Phase und an Wesley. Gott, Wesley! Vielleicht musste es gar kein Nachteil sein, dass Spike keine Seele hatte. Der Schmerz war zwar auch in ihm, aber scheinbar auf ein erträgliches Maß gedämpft.

 

„Sicher, Spike, was immer du meinst. Aber ich erinnere dich daran, dass ich mich wenigstens nicht schlecht dabei fühlen muss, wenn ich dir einen Pflock ins Herz ramme, denn hey, du kannst dich mir gegenüber wehren.“

 

„Daran werde ich mich zu gegebener Zeit erinnern, Cordelia.“ Sein Lächeln war einnehmend und sie erwiderte es beinahe automatisch. Ein charmanter Teufel. Sie begannen loszulaufen, nach einigen Schritten schloss er zu ihr auf und lief neben ihr. Er studierte neugierig ihr Profil.

 

Den Strom seiner Gedanken und die Richtung vorwegnehmend entschied sie sich dazu seinen unweigerlichen Fragen zuvorzukommen. „Für jede Frage, die ich dir beantworte, kriege ich eine Antwort von dir. Deal?“ In dieser Rolle würde sie sich eher wohl fühlen, sie war kein allwissender Guide. Der Weg würde zeigen wohin ihr Pfad Spike und sie führen würde.

 

„Deal!“, kam seine schnelle Antwort. Darauf folgte erst einmal langes, einmütiges Schweigen.

 

 

Kapitel 3

 

Die moderne Menschheit hat zwei Arten von Moral; eine, die sie predigt, und eine andere, die sie anwendet, aber nicht predigt.

Bertrand Russell

 

Sein Brustkorb schmerzte, mindestens drei Rippen waren gebrochen und bei den restlichen hatte er das Gefühl, dass sie zumindest angebrochen waren. Kein großes Problem für einen Vampir, aber es brannte trotzdem wie Feuer. Er schob die Verletzung beiseite. Sein Interesse war von der Teildämonin an seiner Seite gefangen genommen worden. Es waren Kleinigkeiten, die sie von einem normalen Menschen unterschieden. Nichts worauf man seinen Finger legen konnte, nichts das eindeutig dämonisch war.

 

Was ihm aufgefallen war, war ihr Geruch. Sie roch nicht wie ein Mensch, das war es, das ihn nach dem Kampf in die Nase gestiegen war und ihn davon überzeugt hatte, dass er einen Mix vor sich hatte. Cordelia strömte geradezu den Duft seines Sires aus, das Aroma klebte an ihr, wie eine zweite Haut, gemischt mit ihrem Parfum und darunter lag vergraben die Spur eines anderen Dämonen, dessen Art er nicht bestimmen konnte. Was ihn aber nach dem Kampf getroffen hatte, war der Geruch von Cordelia pur. Die erste starke Emotion, die er in ihr geweckt hatte, war die Erleichterung nach seinem Sieg und das Adrenalin, das sich verflüchtigte und um es auf den Punkt zu bringen. So unwiderstehlich konnte kein Mensch riechen, der Adrenalin abbaute und eine halbe Stunde in der Kanalisation herumgewandert war. Außer er hatte übersinnliche Selbstreinigungsfähigkeiten oder war ein Dämon, an diesem Punkt blieb also nur die eine Schlussfolgerung. Sie war ein Mix.

 

Spike dränge das Offensichtliche in den Hintergrund, da das Atmen sowieso schmerzte, hatte er damit kein Problem. Sie bewegte sich schneller wie ein Mensch, wenn auch nicht so schnell, wie die Jägerin oder ein Vampir. Aber er hatte sie auch noch nicht kämpfen sehen und wollte kein vorschnelles Urteil ziehen. Sie sah in jedem Fall so gut wie er in dieser Dunkelheit, etwas, das ihm hätte vorher auffallen sollen. Ihr Herzschlag unterschied sich etwas, von dem normalen, aber wie bei allem anderen wieder nichts, bei dem man eine scharfe Grenze ziehen konnte.

 

Man musste das Gesamtpaket Cordelia Chase ansehen, damals und heute, um auf die Idee mit dem Teildämon zu kommen. Ihn hatte dieses Bild, kombiniert mit der Lässigkeit mit der sie ihr Kurzschwert an ihrer Jeans reinigte, wie ein Blitz getroffen und auf die richtige Spur gebracht.

 

Und die Neugier brachte ihn um, für jede Frage würde er ihr eine Antwort schuldig sein, wie schlimm konnte es also für ihn werden? Er wusste ja jetzt schon, welche Fragen sie ihm stellen würde. „Also wie kommt es, dass du ganz Mix bist? Wer hat den Dämon in dich gepackt?“

 

„An meinem 22. Geburtstag wurde ich zur Teildämonin, durch Skip, meinen Guide. Durch die Visionen blieb mir nur die Wahl, sterben oder Teildämon werden. Eigentlich hatte ich mich schon mit dem Unausweichlichen abgefunden, die CAT-Scans waren eindeutig, ebenso wie die Meinung der Ärzte. Aber am Ende wurde mir doch noch eine Wahl gegeben, sozusagen mein Geburtstagsgeschenk der Mächte der Ewigkeit. Da ich weiß, dass ich auf dieser Welt bei meiner Familie gebraucht werde, war es am Ende keine schwere Entscheidung, wie du dir vielleicht vorstellen kannst.“

 

Er dachte an Buffy und ihr Leid nachdem sie wiederbelebt wurde. All die Schuldvorwürfe, die sie innerlich gegen ihre Freunde aufgebaut hatte und ihre Verweigerung im Hier und Heute glücklich zu sein. Zwar konnte man die Situation der beiden Frauen nicht wirklich vergleichen, Buffy war aus dem Himmel gezogen worden von ihrer Freunden und Cordelia hatte sich für die Hölle entschieden, die manchmal das irdische Leben sein konnte. Aber bei ihr hörte es sich so einfach an. Ihre Familie brauchte sie, die Menschen, die sie liebte, also blieb sie.

 

„Was für ein Gefühl war es, als du entdecktest, dass du Dämonen trotz deines Chips töten kannst?“ Mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet, nachdem er wusste, dass sie über das letzte Zusammentreffen von ihm und Buffy bescheid wusste. Spike hatte mit absoluter Sicherheit mit einem ‚Wie konntest du nur so tief sinken?’ gerechnet oder einer Frage in die Richtung, die ihre Abscheu und Entsetzen ausdrücken würde. Er war sich nicht sicher, was sie mit dieser subtilen Vorgehensweise bezweckte, aber er würde vorerst nach ihren Regeln spielen. Sie hatte seine Frage offen beantwortet und ausführlicher als er es jemals von ihr erwartet hatte, also konnte er ihr diesen Gefallen erwidern.

 

„Ein gutes, nein, ein extrem gutes Gefühl. Es war wie ein Rausch oder vielleicht kam es mir nur so vor, weil ich davor wirklich depressiv war. Ich war an einem Punkt angelangt, an dem ich keinen Sinn mehr in meiner Existenz sah. Ich war Gefangener der Scooby Gang, trug Xanders Kleider und hatte nichts für das es sich zu leben lohnte.“ Bei der Erwähnung von seiner damaligen Garderobe, bekam er einen mitleidigen Blick von ihr. „Als ich entdeckte, dass ich Dämonen töten kann, keine Ahnung, es machte einfach in mir ‚Klick’, ich hatte das Gefühl, wieder am Leben zu sein und es mit der ganzen Welt aufnehmen zu können“, nach kurzem Zögern fügte er mit einem halben Lächeln hinzu, „Zumindest mit der Unterwelt.“

 

„Du hattest also einen Teil von dem zurück, was dich zu dem macht, der du bist?“

 

„Ja, ich bin ein Killer, es liegt in meiner Natur und in dem ich gegen Dämonen kämpfen konnte, war es mir möglich, wieder diesen Teil von mir auszuleben.“ Er wartete auf ihre nächste Frage, bis ihm klar wurde, dass er an der Reihe war. Cordelia hielt sich strikt an ihre Abmachung und sie hatte sich für den subtilen Weg entschieden, also folgte er ihrem Pfad.

 

„Was für ein Gefühl lösen die Visionen in dir aus?“ Als sie ihn überrascht ansah, fuhr er leicht spöttisch fort, „Drusilla war mit Sicherheit verrückt, aber ich weiß eines von ihr, dass die Seherin mit dem was sie sieht, tief verbunden ist. Und ich bin zugegebenermaßen neugierig, wie ein halbwegs normalfunktionierender Verstand, dieses Gefühl verbal ausdrückt.“

 

Die Frau neben ihm überlegte, suchte scheinbar ewig nach Worten, um das zu beschreiben, was in ihr vorging während einer Vision, bis sie schließlich den richtigen Anfang gefunden hatte. „Als Mensch waren die Gefühle einfacher zu beschreiben, vor allem Schmerz, dann der Schock und die Angst der Opfer und der unbändige Wunsch, diesen Menschen das Böse zu ersparen, das auf sie zukommt, um jeden Preis“, sie driftete wieder in Schweigen und Spike ahnte instinktiv, dass es einiges an leidvollen Erfahrungen brauchte, um Cordelia verstummen zu lassen. 

 

Spike wurde sich mit einem Schlag darüber bewusst, dass Angel sich gewiss um die Menschen in ihren Visionen gekümmert hatte, aber offensichtlich nie daran gedacht hatte, was mit ihr während der Vision passierte. Die alte Abneigung gegenüber seinem Lehrmeister brandete erneut in ihm auf, als ob Angel nicht genügen Zeit in Drusillas Gegenwart verbracht hatte, um diese Verbindung zwischen Seher und dem Gesehenem einfach instinktiv zu wissen.

 

Die Frau, die er damals so effektiv in den Wahnsinn getrieben hatte, trug das zweite Gesicht in sich, war also streng genommen noch nicht einmal eine echte Seherin und trotzdem tanzte sie für die Sterne, wenn sie nur das Gefühl von heraufkommenden Tod in der Luft liegen spürte. Was geschah also mit einem Mensch, der Schmerz nicht als Freude empfand und den Tod nicht als Spiel? Hatte Angel sich überhaupt jemals darüber Gedanken gemacht, was Cordelia ertrug oder war er zu sehr damit beschäftigt gewesen, über sein eigenes Leben zu grübeln und sich dafür schuldig zu fühlen, während er ihres ruinierte?

 

Unwillkommen gingen seine Gedanken in die Vergangenheit oder in eine mögliche Zukunft, er konnte es nicht abschätzen, er wusste nur eines mit absoluter Sicherheit. Sollte Angelus ein erneutes Zwischenspiel auf diesem gottverdammten Planeten feiern, dann lief neben Spike sein favorisiertes Opfer. Etwas dem er mehr Aufmerksamkeit schenken würde als Drusilla oder der Jägerin zusammen. Cordelia war eine Seherin mit Rückrat und Kampfeswillen, eine Frau, die die Seele liebte und die sein Sire zerstören wurde, wenn er die Gelegenheit dazu bekommen wurde.

 

Gott, sei ihrer Seele gnädig. Die Ironie, die in dieser Aussage gedacht von einem seelenlosen Vampir lag, entging ihm nicht, aber was war schon ein blasphemische Gedanken im Vergleich zu seiner eigenen Vergangenheit.

 

Er sah sie mitfühlend an und als sie seinen Blick bemerkte, fuhr sie nach der langen Pause fort, nicht seine wahren Gedanken erratend und das Gefühl in seinen Augen auf den Schmerz in den Visionen schiebend. „Und jetzt als Halbdämonin kommen noch die Spezialeffekte hinzu, es spielt sich nicht mehr alles in meinem Schädel ab, sondern ich kann Teile davon in meine Nähe ableiten, ähnlich wie ein Blitzableiter. Diese Dinge sehe und spüre dann zwar nur ich, aber es ist so einfacher zu ertragen. Ich habe nicht mehr das Gefühl, das mein Kopf bei der Vision durch die Vielzahl von Bildern und Emotionen explodiert. Die Botschaft wird jetzt gesplittet, die Gefühle sind in mir, es ist beinahe so, als ob die Mächte nicht wollen, dass ich vergesse, wie sich die Opfer fühlen und alle anderen Details projiziere sich in meine Umgebung. Es ist tausendmal besser jetzt“, schloss sie mit einem aufmunternden Lächeln.

 

„Sicher, Liebes. Anstatt heißer Eisenstangen bohren sich nur noch Nägel durch deinen Schädel, das ist ein Aufstieg, der gefeiert werden muss.“ Warum war er bitter für einen Weg, den sie selbst gewählt hatte? Ihr siegessicheres Lächeln wich einem entsetzten Ausdruck und Spike zuckte mit den Schultern, „Was? Entspricht es nicht der Wahrheit?“

 

„Aber ich habe einen Sinn in meiner Existenz, während du deinen noch finden musst.“

 

Der Satz war überzeugend gemeint, doch das leichte Zögern zerstörte diese Wirkung und Spike war davon überzeugt, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte. Aber entgegen seiner sonstigen Gewohnheit hatte er kein Interesse die Sache zu vertiefen oder sich auf eine Diskussion einzulassen. „Versuch es erst gar nicht.“

 

„Was versuchen?“

 

Wenn der Cheerleader unbedingt seinen Standpunkt haben wollte, sollte sie ihn bekommen. „Diese mütterliche Weisheit und das aufgesetzte Verständnis ziehen bei mir nicht, ebenso wenig wie ich ein Lamm bin, das man zum Schlachtbank führt. Ich bin ein Killer und ich habe eine andere Perspektive von dem, was mit dir geschieht. Also was für eine Konversation erwartest du von mir oder was für eine Antwort? Ein ja, es ist okay, dass du für das übergeordnet Gute leidest oder ein, du bist eine außergewöhnlich Frau? Nah, du vergisst, mit wem du redest, Cheerleader. Ich kenne die Geschichte der Guten und ich stand oft genug an ihrem Ende, um dir sagen zu können, dass es keinen großen Plan gibt, kein universelles Schachspiel bei dem Bauernopfer gebracht werden, damit am Ende das Licht über die Dunkelheit siegt. In letzter Konsequenz ist es egal auf welcher Seite man steht, weil dieser Kampf unser Leben ist und uns zu dem macht, was wir sind.“

 

„Ein liebeskranker Trottel?“

 

Die Wut explodierte in seinem Inneren und blendete die nächsten Augenblicke in ein gleißendes Rot. Seine Bewegungen waren rein instinktiv und überraschte sie beide, ungläubig sah er, nachdem sich sein Blick wieder geklärt hatte, auf die Frau, die schutzlos seinem Willen ausgeliefert war. Das hier war vertraut, zu gottverdammt vertraut! Spike brachte ihre Nasenspitzen auf gleiche Höhe und sein Dämon schrie nach ihrem Blut in seinem System. Ihre reflexartige Verteidigung stoppte abrupt, als Cordelia sich über die Aussichtslosigkeit ihres Unterfanges in seiner stahlharten Umklammerung bewusst wurde.

 

Langsam sah sie mit großen Augen zu ihm auf, während er ihre Hände über ihrem Kopf an der Wand festnagelte und das Wiedererkennen spiegelte sich in ihrem Blick. Nicht Buffys Ungläubigkeit und Horror, aber etwas das ihn fast mehr traf, Cordelia hatte Mitleid mit ihm, mit einem Fremden. Jetzt in diesem Moment, in dem ihr einziger Gedanke der Flucht gelten sollte, schien sie in etwas gefangen zu sein, das ihr nicht das Leben retten würde. Weil sie sich an ihre Vision von ihm erinnerte und an seinen Schmerz, den sie darin gefühlt hatte, der sie augenblicklich einholte und sprachlos machte, obwohl sie um ihr Leben schreien sollte.

 

Der Gedanke tauchte aus dem Nichts auf, gerade als er seinen Griff lockern wollte.

 

Vielleicht war es besser, wenn er es jetzt und hier für sie beendete, bevor sie etwas verlor, das ihr niemand mehr zurückgeben konnte. Ihren Glauben. Sie war mit Sicherheit weiser, als sie es mit ihren zweiundzwanzig Jahren sein sollte, dennoch war sie auf eine Art unschuldig, die in ihm Mitleid weckte. Naiv genug, um alleine einem Monster gegenüber zutreten, mit dem sie fühlte, aber das sie nicht verstand, geschweige denn zähmen konnte. Alleine mit ihrem Vertrauen, dass sie die Situation meistern würde, weil er nur eine von vielen vergessenen Sünden aus Angels Vergangenheit war und er verletzt genug erschien, dass sie ihm helfen wollte.

 

Spike wurde sich über Parallelen klar, über etwas, worüber sie sich vielleicht selbst noch nicht klar war. Wäre er Angelus wäre sie genauso zu seiner Rettung geeilt, nur noch schneller und unüberlegter. Egal wie aussichtslos es auch erscheinen würde und Cordelia hätte ihm damit eine Macht in die Hand gegeben, die er fasziniert dazu gebrauchen würde, um sie zu brechen. Ihr Mitgefühl war eine Waffe, die so einfach und effektiv gegen sie verwendet werden konnte, dass er davor zurückzuckte. Spike war ein Kämpfer. Angelus war ein Künstler. Seine Triebe waren immer anders gewesen, als die seines Sires und obwohl es ihn anwiderte, waren letztendlich dessen Genialität und Kreativität in ihrer Dunkelheit eines der wenigen Dinge, vor denen sogar er Respekt zollte.

 

Vielleicht war Cordelia schon wie ein Phönix aus der Asche gestiegen, aber sie war noch nie gebrochen worden.

 

Wäre es nicht besser für sie, wenn er ihr das Unvermeidbare ersparen könnte, das in Angels Umfeld auf sie lauerte? Mit oder ohne Seele, die beiden Seiten gehörten zur selben Münze, letztendlich würde es für sie keinen Unterschied machen, welche Hälfte seines Sires sie zerstörte und ihren Willen brach. Das Gesicht, das sie am Ende sehen würde, wäre dasselbe. Bei ihm dagegen konnte sie sich noch bei ihrem letzten Herzschlag vormachen, dass ihr strahlender Champion sie vor dem Monster retten würde, in dessen Klauen sie sich befand

 

Ihr Ausdruck veränderte sich mit dem Erscheinen seines Dämons an der Oberfläche, seine Augen glitten forschend über ihr Gesicht, an ihrem Hals hinunter zu dem Punkt, an dem ihr Puls deutlich zu sehen war. Beinahe hypnotisch von dem Pochen angezogen, senkte er seinen Kopf, atmete ihren Geruch ein. Keine Angst, aber Erregung und etwas das er als Verärgerung bezeichnen wurde, erfüllte seine Sinne. Spike verharrte über dem Punkt und langsam baute sich nun doch Anspannung in ihr auf, verdrängte das Mitgefühl.

 

„Ich werde dich jetzt töten.“ Die Luft, die beim Sprechen über ihren Hals blies, erzeugte eine Gänsehaut, Spike verfolgte fasziniert, diese vollkommen menschliche Reaktion. „Und vielleicht wirst du es sogar mögen. Durch einen Vampir getötet zu werden, ist nicht halb so grauenhaft, wie du es dir vielleicht vorstellst, zumindest nicht bei mir. Schnell und schmerzfrei. Einige Menschen genießen es sogar, sie geben einfach kampflos auf oder ziehen einen noch näher an ihren Körper, als ob sie sich in der Umarmung des Geliebten befinden.“

 

Ihr Körper versteifte sich abwehrend bei seinen heiseren Worten. „Der Blutverlust deines Körpers führt dazu, dass du dich leicht und frei fühlst und in dem Moment in dem der Schmerz für immer aufhört, bist du dir nicht einmal darüber bewusst, dass du schon tot bist. Le petitê morte. Hast du dich jemals gefragt, woher diese Redewendung kommt, Cordelia? Ich könnte es zu einem kleinen Tod für dich machen.“

 

„Und ich könnte dich töten“, war ihre geflüsterte Antwort. „Ich könnte das zerstören, das dich ausmacht.“

 

„Du bist in keiner Position für Drohungen, also genieße es.“ Seine Lippen schlossen die Distanz und der Kontakt seiner Zunge mit dem Punkt unter dem er ihren jetzt ungleichmäßigen Herzschlag wahrnahm, blendete jeden weiteren Gedanken aus.

 

„Du unterschätzt mich, Spike, etwas, das dich einmal das Leben kosten könnte.“

 

Eine weitere Drohung, die durch das Zittern ihrer Stimme vereitelt wurde und Spike setzte zu seinem tödlichen Biss an. Sie versteifte sich noch mehr, als seine Fänge sich in ihren Hals schlugen. Der erste Schluck schickte ihn in die Knie. Sein Versuch ihr Blut wieder auszuwürgen, wurde von der Unfähigkeit seines Körpers seinen Befehlen zu gehorchen, vereitelt. Die Starre breitet sich mit der Wärme des Blutes aus und im Vergleich hierzu waren die Chipattacken harmlos, der Schmerz war bei ihnen zwar überwältigend, aber diese Gelähmtheit und Hilflosigkeit war schlimmer zu ertragen, als die drei Sekunden in denen sein Gehirn aufgrund menschlicher Technik explodierte.

 

Das hier war alt. Älter als das Blut, das ihn zu einem Dämon gemacht hatte. Älter als die Menschen oder Jägerinnen. Oh Shit, was für eine Art von Dämon war sie?

 

 

Kapitel 4

 

Die meisten Menschen werden in ihrem Urteile bestimmt durch Liebe oder Hass, Neigung oder Abneigung, Hoffnung oder Furcht oder eine sonstige Gemütsbewegung: die wenigsten urteilen nach der Wahrheit oder dem Gesetz.

Marcus Tullius Cicero

 

Ihr erster Gedanke war ihn hier einfach liegen zu lassen, die Mächte und deren Pläne zur Hölle wünschend, sich einen Kaffee bei Starbuck zu holen und nach hause zu fahren. Cordelia konnte förmlich deren Missmut spüren und das erste Mal in einer langen Zeit war es ihr egal, ob sie ihre Mission erfüllte oder nicht. Aber sie unterdrückte diesen Impuls mit einiger Mühe und versuchte sich auf die gegenwärtige Situation zu konzentrieren.

 

Niemals hatte sie sich lange mit ‚Hätte, wäre, wenn’s’ aufgehalten, aber der Gedanke, dass sie von Spike gebissen worden war, verstimmte sie auf einer Ebene die über Wut hinausging. Von Spike, zur Hölle! Persönlicher Freiraum, eines ihrer Grundprinzipien, persönlicher Freiraum und er war einfach in ihn eingedrungen, als ob er nicht existierte.

 

Nicht seine Gewalttätigkeit war das, was Cordelia erschreckte, sondern sein Blick, der so abwesend gewesen war, als ob Spike durch sie hindurch sehen konnte und von einer Sekunde auf die andere etwas entdeckte, das er für sein Seelenheil brauchte. Das er beenden musste, bevor ein anderer ihm zuvor kam. Dabei hatte er anfangs noch nicht einmal besonders interessiert an der Mahlzeit gewirkt. Zumindest auf den ersten Blick. Sie hatte nach den ersten spannungsgeladenen Minuten gedacht, dass er sie loslassen würde, als er langsam wieder in die Realität zurückzukehren schien, bis er sich plötzlich wieder in einer anderen Welt befand.

 

Verdammt, er hatte noch nicht einmal eine Seele und sein nichtexistierendes Seelenheil hing sicher nicht von ihrem Pulsschlag ab.

 

Und die Mächte hatten es zugelassen, dass er sie biss. Kein schimmerndes Licht, das ihn auf Abstand hielt, okay, im Moment war auch nicht sie diejenige die leichenstarr auf dem Boden lag. Aber hier ging es um das Prinzip!

 

Er hätte sie gerade getötet, darüber war sich Cordelia mit absoluter Sicherheit bewusst, wenn nicht irgendeiner ihrer Schutzmechanismen dieser Tage eingegriffen hätte. Sie hatte zwar keine Ahnung was seine Motive für diesen abrupten Stimmungsumschwung gewesen waren oder seine Hintergedanken, dass er versuchte ihr glaubhaft zu machen, dass sie ihr Ende nicht einmal mitbekommen würde. Wie krank war er, dass er ihren Tod mit einem Höhenpunkt gleichzusetzen versuchte?

 

Was auch immer ihn bewegt hatte, seine Rede hätte vielleicht jemanden anders überzeugt, selbst Cordelia war es, trotz mangelndem Todeswunsch schwer gefallen sich seinem Bann zu entziehen. In das Timbre seiner Stimme eingehüllt und deren hypnotische Wirkung, kombiniert mit den Worten, die sich so greifbar im Geist entfaltete und ein beinahe träumerisches Szenario vor dem inneren Auge erschufen. Aber sie wusste durch die Visionen, dass der Tod in der Realität etwas bitteres war, etwas das man fürchten musste. Und sei es nur aus dem Grund, weil es einen von den Menschen trennte, die man liebt.

 

Und zur Hölle mit Spike, er hatte gerade versucht sie zu töten!

 

Cordelia konnte es ihm zwar nicht mit gleicher Münze heimzahlen, denn ein Häufchen Staub war schwer auf den Pfad der Wiedergutmachung zu führen, obwohl? Vielleicht konnte sie es in einen Anhänger einarbeiten und immer mit sich führen, nur wusste sie, dass die Mächte ihrem modischen und taktisch einwandfreien Vorschlag etwas entgegen zusetzten hatten. Aber ganz ungestraft sollte er auch nicht davon kommen. Keine gerechte Strafe für sein Vergehen, aber etwas für ihren Seelenfrieden. Danach würden sie halbwegs quitt sein. Der Tritt in seine ohnehin gebrochenen Rippen und sein leiser Schmerzenslaut verschaffte ihr wieder die nötige Beherrschung, um klar zu denken.

 

Sie kontrollierte seine Reaktionen und zu ihrem Bedauern waren diese so gut wie nicht vorhanden, was zu einer Verzögerung ihres Zeitplanes führen wurde und dazu, dass sie nun doch auf Angels Hilfe angewiesen war. Den Reflex unterdrückend, Spike nochmals in die Rippen zu schlagen, suchte sie nach ihrem Handy und checkte den Empfang.

 

Die Gestalt vor ihr bewegte sich noch immer nicht, mit den Fingern ihre Stirn reibend, suchte sie nach der kürzesten Erklärung ihrer derzeitigen Lage, die nicht Angels übertriebenem Beschützerinstinkt oder seinen Wunsch Spike zu pulverisieren wecken würde. Letzteres war schwerer zu vermeiden. Sie ging neben dem blondgefärbtem Vampir in die Knie, seine Augen folgten ihrer Bewegung und sie hoffte, dass er wach genug war, um zu verstehen, was sie von ihm erwartete. Nach dem zweiten Klingen ging Angel ran, „Hi, ich bin’s, Cordelia. Ich brauche deine Hilfe.“

 

„Sicher, wo steckst du?“, klang seine gutgelaunte Stimme aus dem Hörer. Seine Laune machte sie kurz stutzig, er würde doch hoffentlich nicht Holtz getötet haben? Den Gedanken beiseite schiebend und sich ihrer gegenwärtigen Priorität zuwenden, versuchte sie sich kurz in den Tunneln zu orientieren.

 

„In den Tunnel, in der Nähe des alten Postgebäudes. Hör mir kurz zu, Angel, ich weiß, dass dir das was ich zu sagen habe, nicht gefallen wird, aber du machest genau das, was ich von dir erwarte. Okay?“ Ihr Ton ließ keinen Widerspruch zu, aber Angel ignorierte ein weiteres Mal das offensichtliche.

 

„Was machst du da?“

 

Den Anflug von Entnervtheit unterdrückend, ließ sie sich auf sein Frage und Antwort-Spiel ein, „Ich suche nach den Orakeln.“

 

Seine Stimmung veränderte sich und Angel klang besorgt, „Cordelia, woher weißt du von den Orakeln? Mal abgesehen davon, dass sie von Vocah getötet worden sind.“

 

„Das ist eine längere Geschichte, die ich dir gerne zu gegebener Zeit erzählen werde, aber im Moment brauche ich deine Hilfe. Also ein wenig Fokus, bitte.“

 

Spikes blaue Augen brannten sich in ihre und es war einfach zu erraten, was er von ihr wollte, ‚Lass meinen Grand Sire aus dem Spiel’, seine Ausdrucksweise wurde aber wahrscheinlich mehr Flüche implizieren. Cordelia hob eine Augenbraue, ohne seine unüberlegte Handlung hätte sie Angel aus ihrer kleinen Schicksalsfindung herauslassen können, aber nun erschien es ihr nur gerecht, dass er um diese Konfrontation nicht herumkam. Er hilflos und auf ihr Gutdünken angewiesen und auf Angels. Ihr Lächeln wurde breit, das war die perfekte Strafe für sein Betragen ihr gegenüber, nicht zu hart, aber ebenso wenig zu sanft.

 

„Spike wurde von einem Dämon verletzt.“ Das war keine Lüge, auch wenn es sich nicht als Wahrheit klassifizierte. „Wir brauchen deine Hilfe, um ihn zurück zum Hotel zu schaffen. Er scheint in irgendeiner Form von Starre gefangen zu sein.“ Die Pause am anderen Ende der Leitung zog sich hin, „Angel?“

 

Das aufbrandende Grollen ließ sie den Hörer auf genügend Abstand bringen und trotzdem konnte sie deutlich Angels gebrülltes, „Was zur Hölle treibt dieser Bastard in LA? Und wie in Gottes Namen kommst du in seine Gesellschaft?“, wahrnehmen. Es lief doch besser als erwartet, immerhin hatte er nicht sofort den Hörer hingeworfen, hatte sein Breitschwert gepackt und war auf dem Weg hierher. Sein Brüllen war in jedem Fall sicherer als seine tödliche Ruhe, Angel schien in wirklich exzellenter Laune bis zu ihrem Anruf gewesen zu sein.

 

„Würdest du mir bitte einmal zuhören, er braucht unsere Hilfe und wir helfen den Hilflosen. Soll ich dich an deine kleine Ansprache zugunsten Faiths erinnern?“, erwiderte sie sachlich.

 

„Verflucht, Cordelia, Spike hat noch nicht einmal eine Seele, die gerettet werden kann“, donnerte es auf dem Hörer. Cordelia war sich sicher, dass sie die Wette gewinnen würde, wenn jemand sie gerade nach Angels Augenfarbe fragen würde. Goldene Raubtieraugen.

 

„Aber er kann andere retten, was glaubst du, was er die letzten zwei Jahre bei den Scoobies getan hat? Vielleicht ist seine Motivation nicht so nobel wie deine, nicht jeder kann einzig für seine Wiedergutmachung kämpfen, aber es ist das Ergebnis das zählt und Spike hat genügend Dämonen getötet, um sich für unser Team zu qualifizieren. Und wenn er Spaß dabei hat, würde ich das nicht als verwerflich bezeichnen. Übrigens hat dich deine noble Motivation nicht von deiner kleinen Obsession mit Darla abgehalten.“ Der Seitenstich saß wie immer, er würde Angels schlechtes Gewissen wieder ins Spiel bringen und ihm helfen die Kontrolle über seine Wut zurückzugewinnen. „Also kommst du nun oder soll ich ihn alleine zum Hyperion schleppen?“

 

Sie nahm sein Knurren als Zustimmung, in ihrem liebeswürdigsten Ton äußerte sie, „Vielen Dank für deine Hilfe, Angel.“

 

„Immer wieder gerne zu Diensten, eure Majestät“, der Sarkasmus in seiner Stimme tropfte von jeder Silbe.

 

Lächelnd schüttelte sie den Kopf, während sie auflegte, ihr Lächeln fror ein, als ihr bewusst wurde, dass sie Groo ohne einen Hinweis auf ihren Aufenthaltsort vor Stunden im Hotel zurückgelassen hatte und während ihrer kleinen Mission kein einziges Mal an ihn gedacht hatte. Oh Shit, warum wurde das bei ihr zur Gewohnheit? Ihn irgendwo zu vergessen oder überhaupt seine Existenz wahrzunehmen, fiel ihr zusehends schwerer. Sie versuchte die Antwort auszublenden, bevor sich der halbgedachte Gedanke in ihrem Kopf zu einer Wahrheit formte für deren Tragweite sie noch nicht bereit war.

 

(Weil du ihn nicht liebst! Nicht auf diese allumfassende, konsumierende Art, die dich zu Tode erschreckt. Groo ist liebenswürdig und sicher, weil er dich niemals verletzen könnte, weil es nicht in seiner Macht liegt und du das weißt. So wie du weißt, dass du ihn niemals auf diese Weise lieben kannst, die er verdient hat.)

 

Cordelia atmete scharf ein, versuchte die Stimme in ihrem Kopf verstummen zu lassen, sie zu ignorieren, wie sie es in den letzten Wochen so oft erfolgreich geschafft hatte. Aber diesmal war sie zum Scheitern verurteilt, der Gedanke und die mit ihm verbundene Wahrheit schmerzte, der Schutzwall war gebrochen und die Erkenntnis konnte sie nicht länger vor sich selbst verleugnen. Sie nutzte Groo aus, in jeder Hinsicht. Er war ihr Sicherheitsnetz.

 

Er war der perfekte Mann für sie und ihr Leben, ihre Chance letztendlich glücklich zu werden in all dem Chaos und derjenige, von dem sie ihr ganzes Leben geträumt hatte. Groo war ihr Ritter in strahlender Rüstung, er war all die Dinge, die sie gerne sein wollte, von Grund auf gut, eine heldenhafte Lichtgestalt und seine Naivität und Arglosigkeit waren etwas, das sie schon lange vor der High School verloren hatte. Seine Fähigkeiten im Kampf waren ausgezeichnet. Er sagte die richtigen Dinge zur genau der richtigen Zeit, aber er bedeutete ihr nichts.

 

Zumindest nichts im Vergleich zu... Bitte nicht! Gott, nein! Sie hatte ihn zu einem zweiten Angel ohne dessen dunklen Seiten gemacht, zu einem Abziehbild, zu etwas, das er sein konnte, aber das sie nicht wollte, nicht wenn sie das Original in Reichweite hatte. Eine Kopie, die niemals ihren Zweck erfüllen würde. Ein Original, das sie niemals haben konnte, aus so unterschiedlichen Gründen, dass sie schon seit Jahren in ständiger Verweigerung lebte, sich nicht einmal gestattet an die Möglichkeiten zu denken.

 

Wegen Buffy, wegen Angelus, wegen ihrer Angst, sich ganz aufzugeben, bis nichts mehr von ihr da war, außer ihrer Hülle.

 

Das Mantra in ihrem Kopf, das Mantra, das sie ständig ununterbrochen wiederholte, war Arbeitskollege, Partner, bester Freund, älterer Bruder, Familie. Aber es deckte immer noch nicht die ganze Gefühlsbreite ab, die sie für diesen Vampir empfand. Doch andere Begriffe, die vielleicht besser die Komplexität ihrer Gefühle für Angel beschreiben würden, waren zu gefährlich, weil sie eine Tiefe voraussetzen würden, die sie sich nicht gestatten konnte. Der Knoten in ihrer Kehle drohte sie zu ersticken, ihre Augen brannten vor ungeweinten Tränen.

 

Oh Shit, das konnte ihr nicht passieren, nicht ihr, nicht Cordelia Chase, nicht der Seherin und Halbdämonin. „Oh mein Gott, bitte nicht!“

 

Die Hand auf ihrem Knie durchbrach den Kokon aus Taubheit, in den sie sich zurückgezogen hatte, ihr Blick fokussierte sich darauf, auf die schwarzlackierten Fingernägel, die sich deutlich von ihrer hellen Jeans abhoben. Kaum zehn Minuten nachdem er versucht hatte sie zu töten, hatte sie bereits vergessen, dass Spike überhaupt noch hier war. Soweit zu ihrer Fähigkeit Bedrohungen ihres Lebens wahrzunehmen. Immer noch betäubt und fast leblos lag er neben ihr und sie nahm erstaunt wahr, wie viel er äußerlich im Moment von ihrer inneren Gefühlfassung widerspiegelte.

 

Sie fühlte sich besiegt von etwas, gegen das sie nicht gewappnet war und dessen Tragweite sie bis in die tiefsten Winkel ihrer Seele erschütterte.

 

Wie viel hatte Spike von dem verstanden, was ihr gerade klar geworden war? Sie war sich sicher, dass ihr Gesicht nicht viele Emotionen verrate hatte. Ein Vorteil aus einer längst vergangenen Zeit, als der Begriff Familie für sie nur den Wert eines Statussymbols ihres Vaters repräsentierte. Eine Sache, die man vor Fremden bei Barbecues oder Weihnachtsfeiern zelebrierte, aber nicht in den eigenen vier Wänden. Eine lange Schule, die heute noch ihre Wirkung zeigte, obwohl sie nun wusste, was der Begriff Familie wirklich bedeutete.

 

Aber Spikes Augen sahen zu viel und die polierte Oberfläche war für ihn keine Grenze, um zu verstehen, was in anderen Menschen wirklich vorging, wenn er nicht von seinen eigenen Gefühlen geblendet war. Eine seltsame Gabe für einen Vampir zu verstehen, was diejenigen bewegte, die für ihn nicht viel mehr als Essen sein sollten und die ihn gefährlich machte. Für sie. Spike drang in ihren persönlichen Freiraum ein, nicht nur in den körperlichen, sondern vor allem in ihren geistigen und emotionalen. Ihre Fassaden waren über Jahre hinweg sorgfältig errichtet worden und er schien keine davon wirklich wahrzunehmen, er schien ihre Motive und Gemütsbewegungen so einfach zu ergründen, als ob sie in Neonschrift über ihr Herz geschrieben waren und das ängstigte sie auf einer Ebene, die tiefer ging, elementarer war.

 

Er würde mit ein paar gründlich gewählten Worten, das Leben zerstören können, das sie sich bis jetzt aufgebaut hatte und dafür war sie noch nicht bereit.

 

Cordelia fürchtete sich davor, was sein Gesicht zeigen würde, mit einem wissenden Grinsen würde er sie auf eine harte Probe stellen, ihn nicht in Staub zu verwandeln, um damit das Leben zu schützen, welches sie sich so hart erkämpft hatte. Aber sie sammelte sich langsam und sah ihm direkt in die Augen. Spike schien verwirrt, offenbar verstand er nicht den Auslöser ihrer unerwarteten Erkenntnis, aber er wusste exakt, was gerade in ihr vorging.

 

Und jetzt verstand sie die Blicke, die er ihr vorher gegeben hatte und die sie zuerst auf ihre Visionen und dann auf seinen tranceähnlichen Zustand geschoben hatte. Spikes Blick drückte etwas aus, das noch viel tiefer ging als Mitgefühl, etwas das sich scheinbar mühelos in das Gesicht dieses Killers passte. Blindes Verständnis.

 

„War an dem gleichen Ort, wie du, Cheerleader, vor einer langen Zeit“, seine Stimme klang erschöpft und seine Augen füllten sich mit Resignation. „Die Wahrheit reißt einem den Boden unter den Füßen weg, aber man lernt langsam wieder zu stehen.“

 

Sie wusste nicht warum, aber ihre Hand griff blind nach seiner und ihr Kopf sank auf ihre Knie, das Gesicht von ihm abgewandt, nicht bereit ihm mehr von ihren Gefühlen zu zeigen, als er ohnehin schon gesehen hatte und nicht fähig, die gefasste Maske eine Sekunde länger zu tragen, ließ sie das erste Mal seit einer Ewigkeit ihre Tränen zu, in der Hoffnung auf die Erleichterung, die ihnen folgen musste.

 

Cordelia spürte die Kühle von Spikes Finger an ihrer Stirn, die Kälte langsam mit ihrer Körperwärme bannend und ein stillschweigender Bund bildete sich zwischen ihren Schluchzern. Sie weinte für sich, für Groo, für Wesley und für etwas, das nicht sein durfte und trotzdem geschehen war. Sie liebte den Mann, der die Macht hatte, ihr gesamtes Sein mit einer impulsiven Tat zu zerstören, weil ihr Platz neben ihm war und sie sonst keinen anderen Ort hatte, der zu ihr gehörte. Über die Jahre hatte Angel sich durch die Hintertür in ihr Herz geschlichen, in ihren persönlichen Freiraum und sie war ihm nun, da sie es erkannt hatte, dennoch schutzlos ausgeliefert.

 

Der Vampir neben ihr, diese seelenlose Kreatur, murmelte beruhigend tröstliche Worte auf sie ein. Als ob es ihn kümmern und berühren würde, was sie bewegte, obwohl er zu dieser Fürsorge eigentlich gar nicht fähig sein sollte. Es war gegen das Gesetz ihrer dämonenverseuchten Welt, gegen alles was sie in der Vergangenheit gelehrt worden war und dennoch war es eine Wahrheit, vor der sie nicht die Augen verschließen konnte. Sie konnte sich nicht erneut blind und taub stellen, für das was ihr Herz ihr sagte.

 

Eine Verbindung formte sich zwischen Spike und ihr, der sie sich nicht entziehen konnte, weil Spike sich nicht mit der Oberfläche zufrieden geben konnte und sie nicht mehr in der Lage war, ihren persönlichen Freiraum alleine zu verteidigen. Verdrehte Welt. Der Guide wurde zu demjenigen, der Führung bedurfte, während sein Schützling zum Beschützer wurde.

 

Cordelias Urteil war getroffen, Spike war vielleicht nicht vertrauenswürdig, aber er war derjenige, der sie am ehesten darauf vorbereiten konnte, was auf sie zukommen würde. Weil er Angel besser verstand als sie und Spike mit Buffy dasselbe durchgemacht hatte, was ihr mit Angel bevorstand, den heißen Sex selbstverständlich ausgeschlossen. Er würde sie vielleicht lehren können, wie man sich gegen etwas verteidigt, das einen von innen heraus zerstört und nur eventuell würde sie sich einige der schmerzhaften Lektionen ersparen können, die er durchgemacht hatte. Es würde Zeit dafür ihre Offensive wieder aufzubauen.

 

„Hilfst du mir dabei?“ Ihre Stimme klang sogar in ihren eigenen Ohren, rau und verzweifelt.

 

„Bei was? Wieder stehen zu lernen?“ Die Pause zog sich in die Länge, während er die Konsequenzen ihrer Bitte abzuwägen versuchte und nach einer scheinbaren Ewigkeit folgte seine Zustimmung. „Sicher, Cheerleader. Was nützt mir ein Guide, der nicht laufen kann.“ Cordelia konnte sich gegen die Erleichterung, die sie fühlte und das Lächeln nicht wehren.

 

Es war falsch, Spike ihr Seelenheil anzuvertrauen, aber irgendwie war sie dagegen machtlos und als sie sich aufrichtete und in sein Gesicht sah, war sie davon überzeugt, instinktiv die richtige Wahl getroffen zu haben.

 

„Deal?“, hackte sie nach.

 

Er zeigte ihr ein erstauntes Lächeln, „Deal!“, war seine Antwort.

 

 

Kapitel 5

 

Die Liebe verbindet die Individuen in einer so engen und allseitigen Gemeinschaft, dass sie ihnen keinen Abstand lässt, um die Veränderung zu bemerken, die der eine an dem anderen hervorbringt.

José Ortega y Gasset

 

Spike hatte keine Probleme damit zuzugeben, dass ihn die letzte halbe Stunde verwirrt hatte.

 

Abgesehen von ihrem Blut, das immer noch sein System durcheinander brachte und ihrem unerwarteten Gefühlsausbruch, kam es ihm so vor, als ob sich etwas grundlegendes in ihrer Haltung ihm gegenüber verändert hatte. Cordelia sah ihn. Nicht den seelenlosen Vampir, der er war oder den Mann, der er vor einer Ewigkeit mal gewesen war. Sondern ihn. Spike. Es war beinahe erschreckend, als das wahrgenommen zu werden, das man war, ohne irgendwelche Einschränkungen oder Vorurteile.

 

Er musste das Bedürfnis unterdrücke, sich ihrem neugierig hoffnungsvollen Blick zu entziehen, der Facetten aufdeckte, die anderen entgangen waren oder für diejenigen ohne Interesse waren. Letztendlich von ihrem Vertrauen besiegt, gab er auf und starrte an die gegenüberliegende Tunnelwand, ihre Hände waren immer noch verbunden. Während er sich über die Konsequenzen seines Handelns klar wurden.

 

Er hatte ihr gerade seine Hilfe versprochen oder zumindest seine Unterstützung bei einer Sache, die an etwas Unmögliches grenzte. Spike war nie jemand gewesen, der gemachte Versprechungen auf die leichte Schulter nahm und sein Zögern ihr zu helfen, war letztlich davon überwunden worden, weil er nicht wollte, dass sie irgendwann an demselben Platz wie er endete. Von der Liebe verbrannt, mit blutenden Herzen und nichts als Asche an den Händen. Und wenn er sie schon nicht töten konnte, um ihr das zu ersparen, dann würde er es zumindest auf die altmodische Art probieren, mit reden und zuhören.

 

Und wie ihr Weinen gezeigt hatte, musste sie über einiges sprechen, das ihr auf der Seele lag. Die Erkenntnis, das sie Angel liebte, konnte sie nicht dermaßen in ihrer Haltung erschüttert haben, dass dieser Ausbruch gerechtfertigt war. Und er war zu neugierig, was sich in den letzten drei Jahren hier in LA sonst noch alles abgespielt hatte, um sich dieser Chance zu entziehen.

 

Spike dachte an das letzte Zusammentreffen mit seinem Sire an Buffys Grab, wohl eine der wenigen Zeiten, in denen sie sich nicht bekriegt hatten. Diese Nacht hatte in ihm einen surrealen Eindruck hinterlassen. Er schob wie jede Nacht seit der Beerdigung alleine Totenwache, mit dem Whiskey in der einen und einer Zigarette in der anderen Hand, sich der traurigen Routine hingebend, die Buffys Ableben in Gang gesetzt hatte. Angel tauchte anderthalb Stunden nach Sonnenuntergang neben ihm auf, die Zeit, die man benötigte um nach Einbruch der Dämmerung von LA nach Sunnydale zu kommen, bei seinem Anblick zögerte er kurz, nur um sich dann nach einigen Sekunden ruhig neben sein Grand Childe zu setzten.

 

Sie wechselten in dieser Nacht kein einziges Wort, sondern tranken in einträchtigem Schweigen den mitgebrachten Whiskey. Peaches konnte angenehme Gesellschaft sein, wenn er nicht den Mund aufmachte oder sich bewegte. Irgendwann tauchte der Cheerleader auf, bot Angel stumm die Hand beim Aufstehen an und gemeinsam verschwanden sie in die Schatten aus denen sie gekommen waren. Als Spike die Dämmerung heraufkommen spürte, verlangte es ihn das erste Mal seit Buffys Tod nicht danach, einfach sitzen zu bleiben und der Gang zurück in seine Gruft fiel nicht ganz so schwer.

 

Denn er hatte Erinnerungen an Buffy, von denen er wusste, dass Angel dafür bereit war zu sterben. Er hatte ihren Tod gesehen und war in ihrer letzten Stunde an ihrer Seite gestanden und hatte mit ihr zusammen gekämpft. Während Angel sich nur wünschen konnte, mit ihr gestorben zu sein, dort gewesen zu sein, musste Spike sich mit der Schuld seines Überlebens auseinandersetzen.

 

Letztendlich hatte er den besseren Deal gehabt, oder?

 

Er konnte sich damit verrückt machen, wie er hätte anders handeln können. Angel musste sich damit auseinandersetzen, dass er nicht einmal da gewesen war. Eine kleine Genugtuung in dem Meer aus Schmerz, in dem er schwamm, aber genug um ihn aus seiner Lethargie zu wecken.

 

Ab dieser Nacht fing er an, sich auf sein Versprechen Buffy gegenüber zu besinnen, dass er Dawn beschützen sollte. Auch wenn es wehtat zu sehen, wie die Scoobies ihr Leben ohne die Jägerin weiterführten und er die ruhigen Nächte an ihrem Grab vermisste, in denen er sich seinen Gedanken an all die vergebenen Möglichkeiten hingeben konnte, spürte er, dass auch sein Leben weiterging. Umgeben von den Erinnerungen an sie und mit ihr in seinem Herzen.

 

Seltsam, er hatte gedacht, dass es für ihn nicht möglich wäre, mehr Schmerz zu fühlen, als zu dem Zeitpunkt als Buffy zwei Meter tief unter der Erde lag und er den Geruch ihrer fortwährenden Verwesung wahrnahm. Aber er hatte sich geirrt. Der Schmerz wurde noch um einiges übertroffen, als sie ihn erst an sich heranließ, nur um ihn später zurückzustoßen. Als er begann von innen heraus zu verwesen und Grenzen, die einst so klar waren, verwischt wurden, durch etwas, das er noch nicht einmal benennen konnte.

 

Cordelia lag richtig mit ihrer Einschätzung, dass Spike nicht wusste, was er war und ob er überhaupt noch etwas war, das in eine dieser Kategorien passte, wie gut oder böse, Mann oder Dämon. Er fühlte sich, als ob er mitten auf einem Schlachtfeld stand und sich für keine Seite entscheiden konnte. Das Gefühl erinnerte ihn an leicht an das Gewissen der Menschen. Aber nur leicht, wie eine vergrabene Erinnerung oder der Wind am New Yorker Hafen ihn an London erinnerte und das erste Blut in seinem Leben.

 

Drusillas Blut hatte nach Meer geschmeckt.

 

Cordelias Blut hatte sich in seine Erinnerung genauso tief eingegraben und Spike wusste instinktiv, dass er diesen Geschmack noch in zweihundert Jahren ohne Probleme abrufen könnte. Im Moment versuchte er nur, dessen Wirkung aus seinem Blutkreislauf zu verbannen. Verdammt, er hatte nur einen Schluck davon genommen und trotzdem fühlte sich sein gesamter Körper taub an.

 

Spike blickte die Verursacherin seiner derzeitigen Lage an. „Was für eine Erklärung bieten wir Angel an?“, sie umfasste ihre Bisswunde und seinen Zustand mit einer Geste.

 

„Die Wahrheit“, über ihre Naivität lächelnd, setzte Spike zu einer weiteren Erklärung an.

 

„Unsere Sinne sind schärfer als unsere Zähne und Angel ist nicht völlig bescheuert. Er wird sehen und vor allem riechen, dass ich dich gebissen habe. Keine Chance, das vor ihm geheim zu halten. Die Frage ist eher, was tust du zu meiner Verteidigung, denn im Moment bin ich ziemlich hilflos.“

 

„Mach dir darüber keine Gedanken, er wird dich nicht töten, das werde ich nicht zulassen.“ Sie klang so überzeugt von sich, dass Spike es vorzog, ihr einfach zu glauben, auch wenn er seinen Sire bereits durch die Tunnel stürmen hörte. Cordelia würde schon wissen, wie sie ihn an die Kette legte. Spike konnte die Sekunde ableiten, in dem Angel das Blut seiner Seherin wahrnahm, das Grollen und die Beschleunigung waren Indiz genug für ihn.

 

„Cordelia“, die Panik in der Stimme überraschte Spike und er sah sein Gegenüber verblüfft an.

 

Sie zuckte mit den Schultern und antwortet auf Angels Schrei mit einem beruhigendem, „Wir sind hier!“

 

In seinem Versuch so schnell wie möglich zu Cordelia zu gelangen, wäre Angel beinahe über ihn gestolpert und Spike konnte sein Grinsen nicht mehr unterdrücken. Verdammt, sein Gefühl sagte ihm, dass Peaches viel eher seine Hilfe brauchte, als die Halbdämonin an seiner Seite. Er war innerhalb eines Herzschlages neben ihr in die Knie gegangen und kontrollierte die Wunde an ihrem Hals, als er sich davon überzeugt hatte, dass sie nicht in Lebensgefahr schwebte, wandte sich Angels Aufmerksamkeit ihm zu.

 

„Hi, Mate“, der mörderische Ausdruck in den Augen seines Sires vertiefte nur sein Grinsen. Gott, es fühlte sich so gut an, zurück zu sein und ihn in den Wahnsinn zu treiben. Das war die Therapie, die er nach Buffy brauchte. „Wie geht’s?“ Noch bevor die Worte ausgesprochen waren, hatte Angel ihn knurrend an der Kehle hochgezogen und gegen die Wand gedonnert.

 

„Du bist tot“, eine Aussage, der Spike nicht widersprechen konnte.

 

Cordelia anscheinend auch nicht, „Ja, Angel, das wissen wir alle, Spike ist tot, ein Vampir und er hat noch die Instinkte eines Vampirs. Okay? Okay! Aber er ist kein Häufchen Staub und wird es in nächster Zeit auch nicht werden. Dafür brauche ich deine Hilfe nicht.“ Angel ließ ihn los, trat mit einem verwirrten Gesichtsausdruck zurück und starrte Cordelia hilflos an, „Und du kannst jetzt dein Game-Face wieder einpacken und mir helfen, Spike zum Hotel zu bringen, deshalb bist du doch hier. Oder?“

 

„Ja, aber er hat - “

 

„Wir wissen alle, was er getan hat und er hat seine Lektion gelernt. Richtig, Spike?“ Auffordernd sah sie ihn an, während sie aufstand.

 

Gedehnt erwiderte er, „Ja, ich werde in Zukunft nicht mehr versuchen, sie auszusaugen.“ Angels Konzentration glitt wieder zu ihm und die Mordlust war nicht aus seinen Augen verschwunden. „Cordelia ist nämlich schwer verdaulich.“ Und damit hatte er die Geduld seines Sires überstrapaziert, die gebrochene Nase würde mindestens zwei Stunden zum Heilen benötigen. „Cordelia? Ein wenig Rückendeckung, bitte!“

 

Fassungslos blickte sie von einem Vampir zum anderen, „Sind wir im Kindergarten, oder was? Ihr zwei werdet euch jetzt zusammenreißen und versuchen, euch nicht gegenseitig umzubringen. Ich warte im Hotel auf euch und wehe, ihr taucht nicht beide dort auf, dann schwöre ich bei Gott, derjenige, der alleine auftaucht ist genauso Staub, wie der andere. Wie habt ihr es überhaupt achtzehn Jahre miteinander ausgehalten. Stop, das ist ein Gedanke, den ich gar nicht vertiefen will.“ Und mit diesen Worten war sie aus ihrem Sichtfeld verschwunden und in den nächsten Tunnel abgebogen.

 

Angels Gesicht war im Laufe ihrer Tirade wieder menschlich geworden und erinnert Spike an das eines getretenen Welpen. Spike konnte nichts gegen sein Grinsen tun, das im Laufe der letzten Minuten ständig breiter geworden war. Er hatte gedacht, dass er unter den Fittichen von Buffy stand, wie sollte er dann die Leine beschreiben, die Cordelia im den Hals seines Sire gelegt hatte?

 

„Deine Lady hat Feuer, Pal.“

 

„Sie ist nicht meine Lady und halt den Mund, Spike“, damit packte Angel ihn unter den Schultern, hackte sich ein und begann ihn mitzuschleifen. „Halt einfach den Mund.“ Und der resignierte Tonfall in Angels Stimme schaffte es, dass Spike tatsächlich ruhig war. Angel war soweit vom perfektem Glück entfernt, wie er, obwohl das schwer zu glauben war.

 

Nach einiger Zeit brach Angel schließlich das Schweigen, „Was treibst du eigentlich in LA?“

 

Spike war sich verdammt sicher, dass der wahre Grund seines Hierseins die Kette sprengen wurde, die Cordelia Peaches angelegt hatte und so gab eine nichtssagende Antwort. „Der Höllenschlund wird nach über zwei Jahren eben auch langweilig, man erträgt nur ein gewisses Maß an Monster der Woche, bis man genug davon hat.“

 

„Buffy hat dich nicht erhört, wie?“ Und Angels wissendes Grinsen reizte Spike, die wahre Natur seiner Beziehung mit Buffy offen zu legen oder zumindest die Art, wie sie eine zeitlang gewesen war. Heiß, verboten und jenseits jedes Tabus. Aber er hielt sich zurück.

 

„Nein, sie hat mich nicht erhört oder zumindest nicht auf die Weise, wie ich es wollte.“ Angel sah ihn fragend an und Spike schüttelte den Kopf. „Geht dich nichts an, Paingel.“

 

Angel nahm diese Antwort hin und nach einigen weiteren schweigsamen Minuten, „Und wie hat Cordy dich gefunden?“

 

„Durch eine Vision.“

 

„Eine Vision, weshalb? Warst du in Schwierigkeiten?“

 

Immer noch nicht der Hellste, „So könnte man es ausdrücken.“

 

Sie unterhielten sich beinahe zivilisiert, stellte Spike erstaunt fest. Ein Novum in den 122 Jahren, in denen sie sich kannten. Aber nichts, das er beibehalten wollte. „Wie lange dauert es noch bis wir in dem verdammten Hotel sind?“

 

„Wir sind fast da. Kannst du klettern?“ Noch so eine Aussage oder die Frage nach seinem Befinden und er würde sich genötigt sehen, seinen Sire die Zähne einzuschlagen, damit sie wieder auf das normale Level ihrer Beziehung kamen. Das wäre dann zumindest kein Novum in ihrer Beziehung.

 

„Sicher“, damit löste er sich aus Angels Griff und begann die Metallleiter hochzuklettern und er befand sich in einem Übungsraum. „Das ominöse Hotel?“

 

„Richtig, Hotel Hyperion, mein Zuhause und Sitz von ‚Angels Investigations’.“ Der unüberhörbare Stolz in Angels Stimme ließ Spike angewidert das Gesicht verziehen.

 

„Naja, so toll sieht es nicht gerade aus.“ Und damit begann er die Holztreppe hochzugehen und trat in die Lobby, vielleicht musste er sein Urteil doch revidieren, zumindest im Stillen für sich. Das hier war großartig. Wieso entdeckte Angel eigentlich immer die leerstehenden Villen und Hotels, während er nur Gruften oder Fabriken fand? Diese eine Begabung hätte er ihm ruhig mitgeben können.

 

Cordelia saß in der Mitte des Foyers auf einer runden, grauen Couch, neben ihr ein Dämon oder besser gesagt, der Dämon, den er noch in ihrem Duft wahrgenommen hatte. „Spike, das hier ist Groo.“

 

Sein Blick ging zurück zu Cordelia, sie wusste, was sie getan hatte, oder? Ihre Augen bettelten darum, dass er den Mund hielt und er würde ihr diese Bitte erfüllen. Das war also die Erkenntnis, die sie vorhin niedergeschmettert hatte und die Angel auf Abstand hielt. Ein Angel-Klon. Sein Lächeln war wieder breit.

 

Zur Hölle, aber er hatte gedacht, dass er in Sunnydale ein abgefucktes, verdrehtes und hochkompliziertes Leben führte. Jetzt war er in LA und ihm wurde bewusst, dass es Dämonen gab, die seine kaputte Existenz noch um einiges toppen konnten.

 

Er liebte LA. Wirklich.

 

Hinter der Rezeption stand ein weiteres Paar, ein Schwarzer und eine zierliche Frau. Cordelia machte mit der Vorstellung weiter, „Gunn und Fred.“

 

„Und wer ist Gunn und wer ist Fred?“ Der Mann richtete sich zu einer staatlichen Größe auf und nahm eine beschützende Haltung ein.

 

„Ich bin Gunn und Cordelia hat uns zwar über eure gemeinsame Mission aufgeklärt und deinen Chip, aber sagen wir es so, ich bin nicht gerade begeistert darüber, dass hier ein weiterer Vampir einziehen soll.“

 

Die Frau starrte ihn intensiv an, Kuriosität und Neugierde klar in ihre feinen Gesichtszügen gemeißelt. „Und die Regierung hat dir wirklich einen Chip eingesetzt, das ist faszinierend. Wie funktioniert der, auf welche Impulse ist er programmiert und wie - “

 

Aber sie wurde von Angel und ihm zeitgleich unterbrochen, die beide entsetzt Cordelia anstarrten, „Das ist nicht dein Ernst. Verflucht noch mal.“ Seine Worte echoten sich mit Angels und er blickte wütend über die Schulter, doch Angel war auf Cordy fixiert.

 

Sie blickte von ihm zu Angel und zurück, während sie unkomfortable auf der Couch herumrutschte. „Das Hotel hat 64 Räume, genug Platz also, dass ihr euch aus dem Weg gehen könnt. Oder ist es dir lieber, wenn Spike bei mir einzieht?“ Das Knurren hinter ihm war für Spike Antwort genug.

 

Und Groo sah Cordy verwirrt an, „Prinzessin, das war Sarkasmus, richtig?“

 

Spike konnte das Seufzen unter ihrem Atem wahrnehmen, „Ja, Groo, das war Sarkasmus. Angel und Spike werden hier wunderbar miteinander auskommen.“ Konnte man eine Frage nach Sarkasmus mit Sarkasmus beantworten? Nicht wirklich, oder?

 

Sie warf ihnen einen harten Blick zu und wandte sich dann Gunn zu, der ihrem auffordernden Gesichtsausdruck nachkam. „Angel, wir haben Steven an der Pier verloren, zwar sind wir ihm bis zum Hotel gefolgt, aber es gab weder eine Spur von ihm, noch von Holtz.“ Die Entschuldigung in der Stimme war nicht zu überhören.

 

„Holtz hat gestern LA verlassen und er wollte das Steven bei uns bleibt.“

 

Angel wurde durch Cordys und Freds, „Das ist ja großartig“, unterbrochen.

 

Spike drehte sich um, „Holtz? Der Holtz? Der Vampirjäger? Wie zur Hölle kommt er in unsere Zeit? Ich dachte, Darla und du habt ihn irgendwo im 18. Jahrhundert abgehängt?“ 

 

„Das ist ein längere Geschichte und momentan nicht von Belang, wir sollten lieber herausfinden, wo Steven sich aufhält.“ Wieder der Ausdruck, der nahe an Panik heranreichte. Spike schüttelte den Kopf, sein Sire wurde mit der Seele viel zu menschlich für seinen Job als Privatdetektiv oder was auch immer er momentan spielte.

 

„Und Steven ist?“

 

„Mein Sohn, verdammt Spike, ich erklär es dir zu gegebener Zeit, wenn ich ihn wieder gefunden habe. Okay?!“

 

„Wenn er Darlas Gesicht hat, dann steht er hinter dir, Peaches. Nicht dass ich verstehe, wie du mit Darla einen menschlichen Sohn zeugen und ihm einen englischen Namen verpassen konntest und er noch dazu im Teenageralter steckt, aber...“ Spike verstummte, als ihm klar wurde, dass niemand ihm mehr zuhörte, sondern sich jeder dem Neuankömmling zugewandt hatte, der ruhig in der Tür stand.

 

Angels gequältes „Hi“, ließ Erinnerungen an seine erste Begegnung mit Dawn hochkommen, nachdem er sich an sein Versprechen erinnert hatte. Zu viel ungesagt und zu viel, über das man nie würde reden können. Steven blickte Angel an und die Spannung zwischen den beiden, machte die Luft zum Atmen zu dick, wenn man darauf angewiesen war oder Familiendramen interessant fand.

 

„Ich wollte meinen Vater sehen, er war nicht...“ Eine Pause und Spike fragte sich, weshalb außer ihm niemand den Hass und den Geruch von Blut und Rauch wahrnahm, der von Steven auszugehen schien.

 

„Ich weiß, er ist gegangen.“ Angels Aussage beschleunigte den Herzschlag seines Sohnes, auf ein Niveau, das normalerweise einem Angriff vorausging. Spike blickte Peaches an, der aber zu gefangen in der Gegenwart seines Sohnes war, um irgendetwas anderes wahrzunehmen. „Ich soll dir diesen Brief von ihm geben.“

 

Steven las den Brief durch und sah dann langsam auf, „Er sagt mein Platz wäre hier, bei dir.“

 

„Nicht für immer, aber warum geben wir der Situation nicht einen Versuch?“ Angel kriechen zu sehen, war wirklich ein einmaliger Augenblick, aber irgendetwas schlug in Spike Alarm. Hier stimmte einiges nicht und er konnte nicht der einzige sein, dem es auffiel. Er suchte die Gesichter der anderen ab, die aber nur gespannt auf Vater und Sohn starrten.

 

„Ja, geben wir ihr einen Versuch“, der unheilvolle Tonfall erinnerte Spike an Angelus, wenn er ein neues Spielzeug für sich entdeckt hatte.

 

„Oder auch nicht“, jeder im Raum drehte sich zu ihm um. „Ich habe zumindest keinen Bock hier einzuziehen, wenn der Psycho ebenfalls hier wohnt. Sorry, aber dann lieber das Apartment des Cheerleaders zusammen mit ihrem Liebessklaven.“

 

Ein kollektives „Spike!“, ging durch den Raum und er zuckte mit den Schultern. Während sich seine Augen, in die von Steven bohrten.

 

„Du bist ein Vampir.“

 

„Der Psycho hat hundert Punkte, aber kein gewöhnlicher, zumindest wenn ich der Aussage von Cordelia glauben darf. Deshalb hältst du lieber alle spitzen, hölzernen Gegenstände von mir fern, wenn du die Mächte der Ewigkeit nicht gegen dich aufbringen willst.“

 

Verwirrt blickte der Junge zu Cordelia, die sich genötigt sah, ihm seine Aussage zu übersetzen. „Spike ist ein guter Vampir.“

 

Angel bekam währenddessen wieder diesen mörderischen Gesichtsausdruck, der Spike daran erinnerte, dass er doch tatsächlich noch etwas anderes war, außer ein emotionales Wrack und ein Hund an der Kette. Nämlich ein äußerst effektiver Killer mit jeder Menge Phantasie.

 

Instinktiv korrigierte er Cordys vereinfachte Aussage und ließ seinen Blick zurück zu Steven wandern. „Dem würde ich so nicht zustimmen, nur nicht mehr bissig, aber immer noch bösartig.“ Dessen Hand zuckte zu seiner Tasche, wo er sicher einen Pflock aufbewahrte. Cordelia ging beruhigend auf den Jungen zu und legte ihm einen Arm um die Schulter und führte ihn die Treppen hinunter.

 

„Spike hier ist ein Guter, auch wenn er seine Zunge, die meiste Zeit nicht im Griff hat, aber das erkläre ich dir später. Im Moment ist nur wichtig, dass du zuhause bist, bei deiner Familie“, und mit diesen Worten hackte sie sich bei Angel ein.

 

Sobald die körperliche Verbindung zwischen den Dreien bestand, knickten ihre Knie ein und ihr Schrei echote von den hohen Wänden. Spike war wie an seinem Platz angewurzelt, vielleicht war er doch nicht der einzige, der die Spannung zwischen Steven und seinem Daddy bemerkt hatte. Zumindest sah Cordelia so aus, als ob sie gerade eine Ladung davon abbekam.

 

Und wenn es die Mächte der Ewigkeit waren, die hier eingriffen, dann konnte er mit seiner Vermutung gar nicht so falsch gelegen haben. Gunn und Groo wollten Cordy von Vater und Sohn trennen und nun löste sich Spikes Starre. Er schleuderte die beiden weg und blickte auf das Trio vor ihm.

 

„Lasst sie das beenden.“ Er machte sich nicht einmal die Mühe, zu sehen, ob sie seiner Aufforderung nachkamen oder stattdessen ein Pflock für ihn herausholten.

 

Leicht erinnerte der Cheerleader ihn momentan an Willow, als sie Taras Geist von Glory löste, nur ohne die Spezialeffekte, wenn man von dem Glühen absah, das von Cordelias Körper ausging. Und er wusste nicht, was zwischen den drei ausgetauscht wurde, wahrscheinlich Erinnerungen, zumindest ließen Stevens und Angels schmerzverzerrte Gesichter das vermuten und Cordelia fungierte als effektiver Blitzableiter. Aber diese Rolle schützte sie nicht davor, ihren Anteil an Seelenqual zu bekommen.

 

Schließlich ebnete der Energiefluss zwischen den dreien so plötzlich ab, wie er begonnen hatte und Cordy sank auf den Boden, von wo Spike sie aufhob und zur Couch brachte. Sie zitterte am ganzen Körper und anders als nach seinem Biss, schien das Zittern nicht nachzulassen, sondern nur stärker zu werden.

 

„Was ist, Cheerleader, komm schon rede mit mir.“

 

Ihre Zähne schlugen noch härter aufeinander, als sie schließlich antwortete, „Er wollte Angel im Meer versenken, unendliche Qualen, ohne Tod, weil er dachte, dass sein Vater von Angel umgebracht worden ist.“

 

„Und?“, verstört blickte sie ihn an, „Hat Angel Holtz umgebracht?“

 

„Nein.“ Das Zittern von ihr wurde nicht schwächer.

 

„Also dann wird doch alles wieder gut, oder Cheerleader?“, gab Spike in seinem aufmunterndsten Ton zurück. Als er keine Reaktion von ihr bekam, „Und ich ziehe bei dir ein.“

 

„Nein, das tust du nicht“, erwiderte sie mit dem Hauch ihrer alten Entschlossenheit und er grinste sie breit an, endlich wurde das Zittern schwächer.

 

Sie war einfach ein Kämpfertyp. Sie brauchte nur eine Herausforderung.

 

Fortsetzung folgt...