Autor: Astarte
E-Mail Adresse: astarte@fan-arts.net
Titel: The Remedy
Altersfreigabe: NC-17 for violence, rape, non-con sex, disturbing & dark images and general depression, oh and plot bunnies off the leash…
Teil: 14/?
Spoiler: up to AtS 3x12 Provider, BtVS 6x15 As you were, sehr viel später leichte bis AtS 5x22 Not fade away

Inhalt ‚The Remedy’: Manchmal muss Feuer mit Feuer bekämpft werden, damit sich nicht alles in Asche verwandelt.
Inhalt Part 14: Indem Cordelia sich einen geistigen Schlagabtausch mit Spike liefert und ihn zum Schweigen bringt.

Hauptcharakter(e)/Paar(e): Cordelia/Spike, Cordelia/Angel(us), Friendship Cordelia/Wesley, implied Angel(us)/Spike, Buffy/Spike, Buffy/Angel, Drusilla/Spike
Disclaimer: Sie gehören mir nicht...
Alles Joss! ‚We’re in this together now’ gehört Nine Inch Nails.

Dedication: Cassi, Stephanie, phoepe, Talamasca und Trisha

Extra dedication: Für Jules. Danke für alles!

Kommentar: Das Latein ist vielleicht übertrieben, aber nachdem Cordelia all die Jahre in staubige Bücher gestarrt hat, gehe ich davon aus, dass sie nicht nur nach Bilder sucht, sondern auch nach Clues in den Texten. Und Spike mit seiner Erziehung muss es können, schließlich sind ihm sogar einige Dämonensprachen geläufig. Außerdem mag ich „Der Name der Rose“ und das ist eine nette Hommage für dieses Buch und sinnvoll für die Handlung. Yepp! 

The Remedy

They pick and they pull –

 

Der Platz neben ihr ist leer, unvertraut.

 

Cordelia ist überrascht, dass die Tatsache, dass sie über 21 Jahre alleine geschlafen hat, so schnell in ihrem Gedächtnis verblasst ist, dass sie sich so schnell an Spikes Präsenz bei ihrem Aufwachen in ihrem Bett gewöhnt hat. Dass sie ihn schon vermisst, wenn er nicht durch ein untermöbliertes Motelzimmer mit Bad räumlich an sie gebunden ist. Sie wird anhänglich und das schlimme ist, dass sie darüber grinst, anstatt sich ernsthaft Gedanken zu machen, was das für sie, ihr Leben und ihre Unabhängigkeit bedeutet. Denn es ist nicht lustig, so wie die gestrige Nacht nicht lustig war. Sie ihn beinahe für immer verloren hätte und auch dieser Fakt schon wieder zur bloßen Erinnerung in ihrem Kopf degradiert wurde.

 

Zu weit weg, um noch darüber nachzudenken. Überlebt.

 

Das Lächeln liegt breit auf ihrem Gesicht.

 

Dass Vampire in ihrer Gegenwart den Kopf verlieren, sollte eine Metapher bleiben, wenn es sich dabei um die beiden auf die ein oder andere Art beseelten Ausnahmeexemplare dieser Spezies handelt.

 

Nach einem Moment verwirft Cordelia den Gedanken noch länger liegen zu bleiben, zieht sich an und macht sich herzeigbar für die Welt. Geht in die Küche, wo sie ihn findet, in eine einseitige Unterhaltung mit Martha verstrickt, er schaut auf und sie lächelt und er gibt ihr ein langsames Lächeln zurück.

 

„Schon später Nachmittag?“ Die beiden nicken und die Tasse vor ihm enthält Kaffee und sie schenkt sich einen ein, setzt sich neben ihn. „Worüber habt ihr euch unterhalten?“

 

„Martha hat mich in die Stammesgeschichte der Potawatomi eingeführt, genauer die der Prairie Band.“ Seine Stimme hört sich schrecklich an, ein schräges Krächzen, aber immerhin kann er schon wieder reden. Sie hätte gedacht, dass er länger auf seine Artikulationsfähigkeit verzichten müsste.

 

Sein Verband ist frisch und sie überprüft den Sitz instinktiv, bevor sie sich entspannt.

 

Spike das Potential eines Horrorpatienten in ihren Augen besessen hat und dieser bittere Kelch ist offenbar an ihr vorbeigegangen. Er scheint soweit fit. Nimmt positiv überrascht seine schnelle Heilung wahr, nicht dass Krankenpflege eines bettlägerigen Vampirs auf ihrer Wunschliste gestanden hätte und sie ist davon verschont worden. Flüchtiges Glück, ihr neues Mantra und sie lächelt ihn befriedigt an.

 

Die Indianerin lehnt sich zurück, beobachtet sie beide fasziniert mit einem Blick, der Lornes allwissendem Halblächeln ziemlich nahe kommt und Cordelia kann nicht anders, wie nachzuhacken, „Ist das die einzige Geschichte, die sie dir erzählt hat? Gestern hatte sie eine ziemlich interessante Variation meiner Story in petto.“

 

„Diese war für dich bestimmt, Kwé.“ Martha erscheint belustigt.

 

„Kwé?“

 

„Königin oder auch Frau, in Cordelias Fall war aber die erste Variation des Wortes gemeint.“

 

Und Spike wiederholt das Wort erneut, testet es auf seiner Zunge aus, „Ich glaube, ich habe einen neuen Spitznamen für dich.“

 

Sie zuckt die Schultern und grinst kurz, bevor sie sich wieder auf Martha konzentriert, wieder ernsthaft, „Heißt das, ich soll meine Geschichte für mich behalten?“

 

„Co, du kannst den Vampir einweihen, er hat seinen Weg ebenso frei gewählt wie du, nur hatte er nicht die Macht seine Forderungen durchzusetzen im Gegensatz zu dir. Es ist ebenso seine zweite Chance, Fehler auszugleichen. Sein Preis für die Seele war ebenso hoch, wie Angels oder deiner. Sein Glaube an das Happy End hat ihn ebenso wie den Rest der Gruppe verlassen.“ Martha wendet sich dem perplexen Spike zu, „Du bist Azhe'n frei in die Schlacht gefolgt, trotz besseren Wissens. Aber manchmal hat man nichts mehr zu verlieren, sogar mit Seele und Wiedergutmachung kann einem zu sinnlos vorkommen, um sie überhaupt in Angriff zu nehmen, oder?“

 

Spike ist zu verblüfft für einen spitzen Konter.

 

„Moment, Spike hat keine Seele.“ Keine raffinierte Feststellung, aber Fakt.

 

Das weise Lächeln vertieft sich, so wie Cordelias Wunsch es von dem Gesicht zu wischen und das hatte Martha ebenfalls mit dem Pylear gemeinsam. Sie weckte dieses unbändige Verlangen zu revoltieren, aufzubegehren, zu beweisen, dass man einen eigenen freien Willen hat. Ein eigenes Leben neben der Mission.

 

Dass Nichts in Stein gemeißelt war, das ihre Bestimmung betraf.

 

Und sie weiß, dass es sinnlos und kindisch ist, aber aufsässig hackt sie nach, „Nun?“

 

„Die Mächte haben die Tendenz, die Teile der Geschichte nicht zu verändern, die für sie von Vorteil sind oder mit denen sie sich arrangiert haben. Aber freier Wille ist eine tückische Angelegenheit. Du hast ihnen zwei Krieger aus der Dunkelheit versprochen und so wie ich dich kenne, wirst du dein Versprechen halten.“ Sie kannte sie nicht, aber bevor Cordelia zu einer cleveren Entgegnung ansetzen kann, fährt die Squaw fort. „Und ich habe genug über Dinge geredet, von denen ihr zwei im Moment keine Ahnung habt.“

 

Damit steht Martha graziös auf und verlässt erstaunlich behände die Küche.

 

Spöttisch, „Und da geht unser Orakel.“

 

Aber Spike lässt sich nicht auf ihren Sarkasmus ein und starrt weiter beunruhigt auf die Tür, durch welche die Indianerin verschwunden ist. Alarmiert und in Gedanken von ihm, „Welche Geschichte hat sie dir erzählt, als ich den Schlaf der Verletzten geschlafen habe, Cor?“

 

„Dieselbe wie dir, nur ein wenig länger, aber nicht mit mehr Details, wenn es das ist, was du wissen willst. Und das mit deiner Seele ist mir ebenso neu.“ Sein Blick fokussiert sich auf sie und sie versucht die Frage zu beantworten, die dahinter liegt. „Spike, ohne Witz, sie war genauso zugeknöpft wie eben, nur hat sie meine Rolle mehr betont. Dass ich die Mächte konfrontiert habe und dieses Leben für mich gefordert habe. Wie sie schon sagte, die Geschichte neu zu schreiben.“ Sein Gesichtsausdruck verdunkelt sich und sie setzt schließlich nach,  „Was beunruhigt dich so sehr daran?“

 

„Dass die Mächte nicht direkt mit niederen Wesen kommunizieren, egal wie penetrant sie in ihrem Flehen sind, geschweige denn sich auf einen Deal einlassen, zum Beispiel. Oder der Fakt, dass sie nicht einfach grundlos die Geschichte überschreiben, oh und dann wäre noch der weitere Fakt, dass du ein verdammt beschissenes Leben im Ausgleich für dein altes gefordert hast. Plus dass ich meine Seele in dem anderen Leben plötzlich wiederhatte und offensichtlich als Krieger für die Mächte gewertet werde. Dort und Hier. Soll ich weitermachen oder reichen dir meine Gründe zur Beunruhigung aus?“

 

Er hatte sich in Rage geredet und Cordelia denkt, dass Spike schreien würde, wenn es seine Stimmbänder zulassen würden. So ist es nicht mehr als ein heiseres Knurren, das sie an ein gereiztes Tier erinnert. „Du kämpfst seit Jahren auf dieser Seite des Zaunes und dass du dich um die Visionen kümmerst, die mir die Mächte schicken, verifiziert den Fakt deines Kriegerstatus. Was ist dein Problem damit? Du kämpfst gerne. Du liebst es.“

 

„Aus freiem Willen und nicht weil ich einen höheren Auftrag habe, verdammt!“ Und seine Faust knallt auf den Tisch und ihr Kaffee schwappt über.

 

Sie versteht seine hochkochende Wut zu gut, zur Hölle sie war gestern genau in demselben Zustand gewesen. Aber das war gestern. Heute empfindet sie die Rage als absurd, wenn sie nicht zielgerichtet ist. Ist sich spätestens seit Angels Beigephase über ihre Rolle in diesem Krieg klar und wie wenig Wahl man im Endeffekt tatsächlich hat. Wie wenig freien Willen, wenn man zuviel gesehen hat, um sich noch wegzudrehen und die Augen vor dem Leid zu verschließen. Aber das waren ihre Gründe nicht seine. Sie hatte ein Gewissen, er nur Blutdurst und Loyalität gegenüber einer Gruppe von vermeintlichen Friedensstiftern.

 

Steht auf und holt einen nassen Lappen. Kontert seine Wut mit einem sachlichen Tonfall, „Was ist der Unterschied, ob du im Auftrag handelst oder frei. Sie geben dir nur einen Hinweis darauf, wo du deine Gegner und die Gefahr findest.“

 

„Das ist nicht der Punkt.“

 

„Dann sag mir, was der Punkt ist, du klingst irrational, Spike. Es steht dir frei, ihren Auftrag zu erfüllen oder ihn zu ignorieren.“ Setzt sich wieder, wischt den Kaffee zusammen und wirft den Lappen treffsicher in die Spüle, während er sie zornig und frustriert mustert.

 

Schließlich, „Hast du jemals eine Vision ignoriert?“

 

Schaut wieder von ihm weg aus dem Fenster, in den blauen Kansashimmel und die weichgeschwungenen goldenen Hügel. „Nein.“

 

„Also das ist der Punkt.“

 

„Huh?“

 

Ihre Überraschung ist echt und Spike spricht langsam mit ihr, wie mit einem uneinsichtigen Kind und sie mochten den Tonfall nie bei Angel und er ist genauso unattraktiv an Spike. „Ich kann verstehen, weshalb Angel den tragischen Helden spielen will, er hat genug Dinge getan, für die er Wiedergutmachung leisten muss und trotzdem nie den Status Quo erreichen kann. Dich nicht miteingerechnet. Aber weshalb du dich an diesem Spiel beteiligst, ist mir unbegreiflich.“

 

Und sie schweigt ein trotziges Schweigen, weil sein Tonfall es von ihr verlangt, bis er enttäuscht und bitter nachsetzt, „Gott, du bist genauso aufopferungsbereit wie Buffy, in einem Krieg, der nicht eure Sache ist und sein sollte.“

 

Spike ist in diesem Moment das Kind, wird ihr klar. Cordelia will lächeln, unterdrückt es aber. Er hat keine Ahnung, dass sie der Krieg ist. So sehr Teil davon, so tief darin verwurzelt, dass sie ebenso wenig Frieden fand, bevor der Horror sich ihr Leben vollständig angeeignet hatte. Sie von Bildern verfolgt wurde, die sie zeitweise in den Wahnsinn trieben. Das Böse ihrer Albträume für sie jetzt nur ein bekanntes Gesicht angenommen hat.

 

Es war nicht von Bedeutung, dass die Opfer ihrer Visionen gerettet wurden, sie lebte mit dem ‚Was wenn nicht?’ in ihrem Kopf, nicht mit dem Happy End. Hatte zu selten das Happy End gesehen, während sie ihre Pillen in sich stopfte, bis sie so abgestumpft und apathisch war, das alles unreal war. Sogar ihre eigene Person und sie versuchte nicht zusammenzubrechen, bevor sie nicht in ihrem eigenen Bett war.

 

Nicht aufzugeben, weil es keine Option für sie war.

 

Cordelia glaubt, dass Buffy das vage Gefühl davon jede Nacht auf Patrouille gehen lässt. Bringt den Begriff Kriegerin in einen neuen Zusammenhang. Warum sollte die Jägerin sonst die Behaglichkeit ihres Heimes hinter sich lassen und die Dunkelheit und die Monster suchen, wenn sie nicht ebenso Teil des Krieges waren? Notwendiger Bestandteil des Ganzen. Weil jeder besiegte Gegner für die Überlebenden stand, die er nicht nach ihr erwischen würde. Egal, ob es sich um einen Frischling oder einen den Weltuntergang heraufbeschwörenden Dämon handelte.

 

Sie sich vielleicht doch ähnlicher waren, wie sie in der Vergangenheit angenommen hatte.

 

Sie sich im Laufe der Zeit angenähert haben, denn sie mochte Buffy in ihrer rechtschaffenden Glorie noch immer nicht. Aber Cordelia verstand sie. Verstand ihren Antrieb und ihre Angst, diese Urteilskraft zu verlieren. Hatte es vielleicht nicht immer durchscheinen lassen, aber sie bewunderte Buffys Talent so vortrefflich in Schwarz und Weiß zu unterteilen. Diese Grenzen in ihrem Kopf aufrecht zu halten und nicht einzuknicken. Nicht nachzugeben.

 

Egal, mit was für Kreaturen sie konfrontiert war. Sogar gegenüber Spike.

 

Aber sie teilt nicht die Aufopferungsbereitschaft mit dem Slayer, ihre Motive blieben egoistisch. Sie war keine Märtyrerin. Sie war nur bereit, etwas von sich aufzugeben, wenn sie im Gegenzug etwas dafür bekam. Sei es Sicherheit oder die Tatsache, das sich nichts für ihre kleine Welt ändern würde. 

 

Es drehte sich immer, um die möglichen oder tatsächlichen Opfer.

 

Sie waren vielleicht des Kriegs zeitweise müde, aber sie konnten sich von den simplen Prinzipien, die dahinter standen, nicht lossagen.

 

Und eine Maxime lautete: „Es ist kein Spiel.“

 

„Verdammt richtig, also sag mir noch mal, weshalb du vier Nächte und drei Tage in Angelus’ Gegenwart verbringen musstest, weil mir kein triftiger Grund einfällt, der diese Strafe für eine Seherin der guten Seite rechtfertigt. Selbst wenn sie unartig in einem anderen Leben war.“ Sein Krächzen klingt wie Kreide auf einer Schiefertafel, geht direkt unter ihre Haut und fährt ihr ins Mark.

 

Sein verbaler Tiefschlag klingt nach und sie antwortet erschöpft und nachsichtig, „Niemand bekommt das, was er verdient, nicht in dieser Welt. Nicht in diesem Leben. Du solltest das besser wissen, als die meisten anderen, Spike.“ Seine Augen verengen sich und sie hebt die Augenbraue. „Das heißt noch lange nicht, dass man sich den Luxus von verletzten Gefühlen auf Dauer erlauben darf. Nichts geschieht ohne Grund oder bist du so naiv an Zufälle zu glauben?“

 

Provokant, „Aber an die Illusion des freien Willens? Ist sie dann nicht ebenso naiv, Cordelia?“

 

Jetzt lächelt sie, „Vielleicht, aber der Glaube an Märtyrer stirbt nie, schließlich brennt deine Haut, wenn sie ein Kreuz oder Weihwasser berührt. Also muss der Tod für eine höhere Sache folglich einen universellen Sinn haben.“

 

Die nächsten Worte kommen kalt und überlegen, sind persönlich und auch so verletzend von ihr gemeint, denn nicht nur er ist gut im ins Gedächtnis rufen von Wahrheiten. „Und bestand Buffys Grundproblem in diesem Jahr nicht darin, dass sie aus dem Himmel gerissen und in der Hölle landete? Hier? Bei dir?“ Sie hebt die Augenbraue noch ein Stück, zynisch, „Was macht dir mehr Angst, Spike? Der Gedanke, dass es einen Gott gibt oder die Möglichkeit, dass es keinen gibt.“

 

Er öffnet den Mund, schließt ihn wieder und presst dann die Lippen hart aufeinander.

 

Cordelia nickt nach einem Moment versonnen, „Dich treibt dieselbe Todesangst an, die Angel keine Ruhe lässt. Ihr fürchtet euch vor dem Tag, an dem ihr Rechenschaft ablegen müsst. Paenitentiam agite adpropinquavit enim regnum caelorum.“

 

Spike schaut sie verblüfft an und sie starrt zurück, bevor er leise übersetzt, „’Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.’ Das ist aus der Bibel.“

 

Sie wusste, dass sie auf seine Viktorianische Bildung zählen kann und erwidert, „Research-Girl, Latein gehört zur Grundausstattung. Der Spruch hat sich eingebrannt, seit ich ihn das erste Mal gelesen habe, verbinde ich ihn mit Angel und seiner Mission. Und jetzt mit dir.“

 

Höhnisch von ihm, „Ich dachte unser Anblick weckt in dir eher das Alte Testament, Fegefeuer und Schwefel, anstatt den Gedanken an das Himmelreich oder die weichgespülte Sonntagschule. Du enttäuschst mich, Cordelia. Nach all den gewonnenen Schlachten und dem Wissen, dass dieser Krieg zwischen Gut und Böse nie enden wird, ohne dass eine völlig neue Weltordnung entsteht, habe ich dich für kriegerischer gehalten.“

 

Cordelia zuckt die Schultern, „Vielleicht bin ich zu feminin, um mich für die pure Gewalt begeistern zu können, die dieser Krieg bedeutet.“ Sein Auflachen ist unerwartet und das Geräusch fremdartig, ihr Blick fällt wieder auf den Verband. Nach einem Moment fährt sie bedächtig fort, „Vielleicht klug genug, um zu wissen, dass Wiedergutmachung möglich ist und naiv genug, um auf ultimative Gerechtigkeit zu hoffen.“

 

Sie spürt in seiner Haltung wie sich ausgedehnterer Widerspruch regt.

 

„Ist das Alte Testament nicht gerechter?“

 

Spike legt den Kopf schief und seine Stimme ändert den Tonfall, klingt als ob ein oft rezitiertes, geliebtes Gedicht wiedergibt, anstelle eines grausamen Bibelverses. „‚Nunc de propinquo effundam iram meam super te et conpleam furorem meum in te et iudicabo te iuxta vias tuas et inponam tibi omnia scelera tua et non parcet oculus meus neque miserebor sed vias tuas inponam tibi et abominationes tuae in medio tui erunt et scietis quia ego sum Dominus percutiens’* Entspricht das nicht eher deinem Bild eines zornigen Gottes? ‚Ich will nicht gnädig sein; sondern will dir geben, wie du verdient hast, und deine Gräuel sollen unter dich kommen, dass ihr erfahren sollt, ich sei der HERR, der euch schlägt.’

 

So lächelt er sie an, mit seinem bornierten Intellektuellenlächeln, als ob sie eine unpersönliche Podiumsdiskussion zu dem Thema führen und nicht ihre Einstellung und die Konsequenzen für ihr Leben erörtern und er mag das Thema.

 

Spike lehnt sich entspannt zurück, philosophisch, „Glaubst du, dass dieser Gott in unserer Welt noch eine Macht hat? Oder warten wir nicht alle auf die Gerechtigkeit im nächsten Leben? Hatte ich eine Wahl, ob der Dämon mich übernimmt oder war es meine freie Entscheidung? War es nicht Schicksal und meine unerwiderte Liebe, die mich in dieser Nacht auf die Straße trieb. Hat es meine Seele befleckt, dass ich mich Drusilla ohne Gegenwehr hingegeben habe oder war es vorherbestimmt? War es Schicksal, dass mir ein Chip verpasst wurde und ich mich plötzlich in so widrigen Umständen wiederfand, dass ich auf meine Feinde angewiesen war, um zu überleben? Auf die Jägerin und sich meine Obsession mit den Jägerinnen in Liebe zu Buffy verwandelte? War es der Masochist in mir, der Funke William oder der Dämon? Oder freier Wille und wenn es freier Wille ist, wie kann er sich so meiner Macht entziehen? Denn ich hätte mich sicher nicht für diesen unbequemen Weg meines Unlebens entschieden. Oder ist das Williams späte Rache für ein versautes Leben, vergebene Chancen?“

 

Und Cordelia versucht den Philosophen und den Krieger in Einklang zu bringen, während sie ihm zuhört und es ist einfacher, wie sie angenommen hat.

 

Er hat sich in Fahrt geredet und sie keine wirkliche Lust auf eine Bibelstunde und keine Nerven dazu. Schließlich stoppt sie ihn mit einem, „Ich weiß es nicht.“

 

Nein, sie ist nicht allwissend und vielleicht wäre das eine interessante Frage für Wesley und die beiden könnten sich mit einem Whiskey oder Scotch für eine Nacht darüber streiten, ohne das sich etwas an den Fakten änderte. Aber sie weiß auch, dass Spike einen Kampf dieser Diskussion vorziehen würde, egal wie sinnlos beides ist.

 

Deshalb besinnt sie sich auf die Fakten, ruhig und eindringlich, “Vergiss eine Wahrheit nie, egal ob mit oder ohne Seele. Wir laufen nicht vor denselben Wahrheiten weg, Spike. Wir kämpfen nicht aus demselben Antrieb und wir lieben nicht aus denselben Gründen. Sie sind sich nicht einmal im Ansatz ähnlich. Aber sie sind beide real. Zumindest hier.“

 

Sie legt ihre Hand über ihr Herz.

 

„Und deshalb können wir trotzdem für das gleiche Ziel getötet werden. Du hättest gestern an meiner Seite sterben können und in jedem Kampf in den letzten drei Jahren so wie ich. Ich hätte zumindest eine vage Vorstellung für was ich zugrunde gehe, wenn ich auch nicht das Warum beantworten kann. Ein Warum, das für dich nicht wichtig ist, um zu kämpfen. Wenn du mich also fragst, ob es diese vage Vorstellung des Guten wert ist, dafür zu töten und getötet zu werden, dann frage ich dich nach den Alternativen. Sollen wir den Kopf in den Sand stecken und auf einen strahlenden Retter warten? Können wir das? Haben wir eine andere annehmbare Wahl, wie für unsere Überzeugungen einzutreten? Denn Aufgabe und Frömmigkeit sind uns beiden nicht ins Naturell gelegt. Wir können beide nicht die Augen vor der Wirklichkeit verschließen. Niemals.“

 

Er ist still, lässt ihre Worte einwirken. Aber sie weiß, dass sein Schweigen nicht von Dauer sein wird, nicht für lange anhalten, weil es nicht in seinem Charakter liegt.

 

Weil er ein Kämpfer und Opportunist ist. Er sich jeder Lage anpassen kann und die Wahrheiten trotzdem in seinem Sinne manipulieren. Verbiegen. Wahrer machen. Sein Grinsen, bevor er den Mund aufmacht, ist ihr eine Warnung und seine Frage verhängnisvoll einfach, „Macht unsere Fähigkeit zu Sehen den freien Willen also wahrer, Cordelia, oder trügerischer?“

 

Sie überlegt, gibt ihm dann letztendlich ihre erste instinktive Antwort, die ungefiltert und nicht halb so philosophisch gemeint ist, wie sie sich anhört. „Wir sind beide Sklaven unserer eigenen Dämonen und wir lassen uns zu gerne von ihnen beherrschen, unterwerfen uns und sind ihnen zu Willen. Wir sind nicht frei. Werden es niemals sein.“

 

Spikes Augen verengen sich, „Hat er dir das beigebracht?“

 

Der intellektuelle Schlagabtausch, in den sich ihre Diskussion verwandelt hat, ist zu Ende. Das spielerische Geplänkel ebenso. Ihr Lächeln ist mit einer Spur von Trauer durchsetzt, als sie langsam antwortet, „Nein, für diese Lektion habe ich ihn nicht benötigt, ich kannte sie seit Jahren.“

 

„Für welche Lektion dann?“

 

„Für die, mich in mein Schicksal zu fügen und es zu genießen. Ist es nicht das, was du mir vorsichtig beibringen wolltest, Spike? Dass ich zu seiner Hure geworden bin und es genossen habe? Dass ich ebenso zu deiner werden und es genießen kann? Dass Liebe nie selbstlos ist? Erst recht nicht unter uns Dämonen.“

 

Der Ausdruck von Bestürzung ist fast komisch, sein Kinn fällt ein Stück herunter und seine mitternachtsblauen Augen weiten sich. Spike sieht so aus, als ob er seine Stimme verloren hat und sie blickt ihn auffordernd an.

 

Die Antwort kommt mit Verspätung und heiser, „Nein.“

 

Sie weiß, dass er diese Wahrheit nicht hören wollte und sie weiß, dass sie ebenso trügerisch wie seine Frage des freien Willens ist. Ebenso verlogen. Aber dennoch da. Etwas das sie belastet und trotzdem so integriert in ihr Leben ist, wie das Summen ihres Kühlschrankes daheim. Ein störendes Nebengeräusch, das einen nur vom einschlafen abhält, wenn man andere Gründe hat wachzuliegen.

 

Und Cordelia hat zu lange versucht ihren Frieden und ihre Ruhe zu finden.

 

Vielleicht rennen sie beide tatsächlich vor denselben Wahrheiten davon, aber Cordelias Gefühl sagt ihr, dass sie diese Jagd verlieren werden. Träume sind Schäume und Seifenblasen nur leerer Raum in einer glänzenden Verpackung. Dazu bestimmt zu platzen und sich wieder in Nichts aufzulösen. Es ist gut, wenn sie sich daran erinnert und ihn. Daran, dass das was sie hierher geführt hat, nicht schillernd und ruhmreich ist.

 

Sie beide Kreationen desselben Meisters sind.

 

Ebenso flüchtig. Ebenso grausam.

 

„Seltsam, aber so fühlt es sich an.“

 

Der Schock in seinem Gesicht ist echt und er schweigt.

 

Diesmal erwartet sie keinen expliziten Konter.

 

Die Betroffenheit in seiner Miene ist auf einen Schlag zuviel und sie will nicht darüber nachdenken, was an ihrer Aussage ihn am tiefsten verletzt hat. Was seine Gründe für die offenkundige Enttäuschung sind, die sein Gesicht widerspiegelt.

 

Lässt ihn hinter sich und tritt instinktiv in die helle Nachmittagssonne auf der Veranda, bringt Abstand zwischen sich und ihn. Zwischen sich und die Fragen, die sie sich selbst zu oft gestellt hat, bevor Spike sie überhaupt laut formuliert hat. Wahrheiten, die nicht wahr sind, aber sich dennoch so anfühlen.

 

Sie weiß, dass ihr eigener Glaube sie Angelus in die Hände gespielt hat.

 

Verflucht ihre scharfe Zunge gegenüber Spike und ihre Unfähigkeit, die einfachen, harmlosen Antworten zu finden, die sie sucht und die sie einmal gekannt hat. Verdammt ihren Zynismus, der zuviel mit Selbstschutz und einem harten Panzer gemein hat, der sie zu sehr einengt, um angenehm zu sein.

 

Beginnt zu laufen, erst langsam, einfach geradeaus. Einfach der Sonne entgegen, querfeldein und spürt die reifen Ähren an ihren Händen. Läuft schneller und fühlt, wie sie gegen ihre Beine schlagen und die feste Erde unter ihren Schuhen aufstaubt. Sprintet bis sie es müde ist und ein Wald das Rennen verlangsamt, geht weiter bis ein See ihr den Weg versperrt.

 

Flucht ist keine wirkliche Option, sie weiß das.

 

Aber das macht den Wunsch allem zu entfliehen nicht kleiner.

 

(*“8Nun will ich bald meinen Grimm über dich schütten und meinen Zorn an dir vollenden und will dich richten, wie du verdient hast, und dir geben, was deinen Gräueln allen gebührt.9Mein Auge soll dein nicht schonen, und ich will nicht gnädig sein; sondern will dir geben, wie du verdient hast, und deine Gräuel sollen unter dich kommen, dass ihr erfahren sollt, ich sei der HERR, der euch schlägt.“ Hesekiel 7, 8f)

 

~*~Fini – The Remedy - Part 14~*~