Autor: Astarte
E-Mail Adresse: astarte@fan-arts.net
Titel: The Remedy
Altersfreigabe: NC-17 for violence, rape, non-con sex, disturbing & dark images and general depression, oh and plot bunnies off the leash…
Teil: 16/?
Spoiler: up to AtS 3x12 Provider, BtVS 6x15 As you were, sehr viel später leichte bis AtS 5x22 Not fade away

Inhalt ‚The Remedy’: Manchmal muss Feuer mit Feuer bekämpft werden, damit sich nicht alles in Asche verwandelt.
Inhalt Part 16:
Indem Cordelia eine einfache Antwort von Spike bekommt, dieser eine komplizierte Frage wieder aufgreift und ein verführerisches Angebot unterbreitet.

Hauptcharakter(e)/Paar(e): Cordelia/Spike, Cordelia/Angel(us), Friendship Cordelia/Wesley, implied Angel(us)/Spike, Buffy/Spike, Buffy/Angel, Drusilla/Spike
Disclaimer: Sie gehören mir nicht...
Alles Joss! ‚We’re in this together now’ gehört Nine Inch Nails.

Dedication: Cassi, Stephanie, phoepe, Talamasca und Trisha

Extra dedication: Für Jules. Danke für alles!

Kommentar: Spike ist zurück und ja, es wird wieder endlos geredet, aber das führt auf Dauer zu weniger Gesprächen und mehr Aktion. Glaubt mir.

 

The Remedy

 

Well they’ve got to kill what we found.

 

Cordelia fühlt Spikes Präsenz hinter ihr und sie klopft neben sich auf den Holzsteg.

 

Er folgt ihrer Direktive, setzt sich im Schneidersitz neben sie und ihr Blick fängt die Szenerie vor sich ein. Den Vollmond und das Quacken der Frösche. Das Zirpen der Grillen und die Reflexionen im See. Den Wald um sie herum und die nächtlichen Geräusche in ihm. Vielleicht hätte sie die Kulisse in ihrem anderen Leben romantisch empfunden, aber sie ist noch immer friedvoll, gerade für einen Stadtmenschen wie sie.

 

„Du hast dir Zeit gelassen.“

 

„Ich dachte, du benötigst Zeit für dich allein.“ Seine Stimme hört sich fast wieder normal an, der Verband ist verschwunden, gibt den Blick auf einen hässlichen Narbenwulst frei, der einige Tage benötigen wird, bis er ganz verschwunden ist und sie richtet ihren Blick schließlich auf seine Augen.

 

Unsicher, ob er Recht hat oder nicht. Weil es gefährlich sein kann zu denken und nicht den Instinkten blind zu folgen. Oder den Mächten.

 

Der Verstand Instinkte mit Motive versetzt, Intuitionen in Frage stellt und Beweggründe offenbart, die nicht immer rein und selbstlos sind. Sie deshalb Denken in den letzten drei Monaten rigoros abgelehnt hat, wenn es für sie gefährlich wurde und sie sich dadurch ihren Verstand teilweise bewahrt. Aber man kann nicht ewig in Verweigerung leben und Zeit heilt alle Wunden und sie benötigt eine Ewigkeit davon, um wieder sie selbst zu sein. Vielleicht auch nicht. Vielleicht hatte er damals bei ihrem Zusammenbruch in seinem DeSoto recht, dass sie hieraus stärker hervorgehen wird, wenn sie lernt die Veränderung zu akzeptieren. Sich anzunehmen mit ihren Fehlern und Schwächen.

 

Den Schatten zu dulden, der sich in ihrer Existenz ausbreitet.

 

Sie heute körperlich stärker ist, als jemals zuvor. Es zwischenzeitlich mit jedem Vampir aufnehmen könnte, außer mit denen, die sie und ihre Schwäche zu gut kennen. Spike. Angel. Sie weiter an Kraft gewinnt und ihr Training, das übliche dazutut um ihre Tödlichkeit zu erhöhen, so wie Spikes Einfluss. Sie damalige Schwächen heute erkennt und sie trotzdem Schwierigkeiten hat, diese ganz abzustreifen. Alle hinter sich zulassen.

 

Weil Liebe Schwäche ist und Mitgefühl ebenso.

 

Aber kann sie darauf verzichten und noch sie selbst sein?

 

Wieder eine Frage ohne einfache Antwort, schiebt sie weg und besinnt sie sich auf die Fakten, versöhnlich, „Du heilst schneller, wie ich angenommen habe.“

 

Er nickt, „Martha sagte mir, dass du mir genügend Blut für drei von meiner Sorte gegeben hast.“

 

„Ja.“

 

„Weshalb?“ Die Frage kommt unerwartet und sie blickt ihn überrascht an.

 

„Du hast es benötigt, es war nicht wirklich eine Option dich auf dem Feld ausbluten zu lassen, weder in deinem noch in meinem Sinne.“ Spike blickt sie erstaunt an und sie fährt hastig fort, „Und ich heile ebenso schnell wie du.“

 

Sie weist auf ihre nun wieder verheilten Abwehrwunden auf den nackten Unterarmen, auf denen noch einige lange weiße Narben von dem Kampf zu sehen sind, einige rote Striemen von den tiefsten Verletzungen. Dann dreht sie ihm ihr inneres Handgelenk zu, wo seine Fänge nur eine Reihe von perlenförmigen Narben hinterlassen haben, die aber bis morgen ebenso verblassen und verschwunden sein werden. Sie hebt herausfordernd die Augenbraue, wartet darauf, dass er ihre Logik in Zweifel zieht.

 

Stattdessen fängt er ihr linkes Handgelenk ein und streicht mit dem Daumen sanft über die Abdrücke. Kleine Kreise über ihren Puls und sie folgt der Bewegung seines Daumens mit ihren Augen. Er erwidert schließlich gedehnt, „Ich rede nicht vom Feld, sondern von hier. Ich wusste nicht, dass du mir dein Blut gegeben hast, was wiederum einiges meiner Wunderheilung erklärt. Dein Blut ist exquisite und potent.“

 

„Ah.“ Sie nimmt es als Kompliment und schweigt. Wieder ihre Instinkte und die Konsequenzen und weshalb färben sich ihre Wangen in Verlegenheit rot? Sie hat genug von diesem Thema, entzieht ihm vorsichtig ihre Hand und zieht ihre Knie an, stützt ihr Kinn darauf und starrt in den Nachthimmel. „Es reicht, wenn du brav Danke sagst, ich bin nicht das erste Mal Blutspenderin für einen Vampir. Ich erwarte keine Blumen oder einen Schokoriegel für meine Mühen.“

 

„Danke“, nach kurzem Zögern, „für alles.“

 

„Wenn ich hart an dir arbeite, bringe ich dir vielleicht noch Manieren bei, huh?“ Lächelt ihn an und er sieht sie ernst an, bleibt stumm. „Ich schätze es war einfach mich zu finden, oder? Einfach dem Pfad meiner Zerstörung nach.“

 

„Es erforderte keinen indianischen Spurenleser oder unser Orakel, wenn du das meinst. Die alte Squaw hat mich nach Sonnenuntergang zurückgehalten, solange sie konnte. Es ist ziemlich erstaunlich, wie viel Durchsetzungskraft in einem alten Knochen wie ihr steckt.“

 

„Die Einsicht, dass ich Zeit benötige, ist also nicht auf deinem Mist gewachsen?“

 

Er legt den Kopf schief, mit nur einem Hauch von Humor, „Mmh, ich wollte nicht das Risiko eingehen, dass du wieder die Geschichte überschreibst, weil du festgestellt hast, dass dein Handel nicht so aufgegangen ist, wie du ihn dir vorgestellt hast oder unfair war. Dein Starrsinn und Durchsetzungsvermögen Marthas offensichtlich in den Schatten stellen kann, wenn du sogar die Mächte überzeugen konntest.“

 

„Ha ha, sehr lustig. Ich habe diese Macht verloren, Spike.“

 

„Hast du?“

 

Sie nickt, „Ich bin mir ziemlich sicher.“

 

„Ich bin mir da aber nicht so sicher, Cor.“ Und seine schwermütige Erwiderung ist nicht für sie bestimmt und so spart sie sich die Antwort.

 

Er fischt seine Zigaretten aus der Hosentasche zusammen mit dem Feuerzeug und die Flamme blendet sie und sein Gesicht ist wieder ein undeutlicher Fleck in der Nacht nachdem sie erlischt. Aber sie kann den Ausdruck nicht mehr lesen und sie wundert sich, ob das seine Absicht war. Ob nicht nur sie das Gefühl hat, ihre Emotionen verstecken zu müssen. Ihr Blick wendete sich auf die Landschaft vor ihnen.

 

Sie waren noch nicht zum eigentlichen Thema gekommen und Cordelia hasste diese Befangenheit, die sich zwischen ihnen aufbaute. Gottverdammt, Spike wollte sie zu einer Brazil Wax überreden, es gab nicht sehr viel peinlicheres und intimeres, als die eigene Schambehaarung, das man mit einem Vertreter des männlichen Geschlechts besprechen konnte, der nicht der eigene Liebhaber war. Weshalb war ihr es damals nicht verrucht vorgekommen, sondern nur lustig und nun brachte sie ein intensiver Blick von ihm aus dem Konzept?

 

Aber die Lage war komplizierter geworden, damals ging es nur um ihren Körper, heute nicht. Heute ging es um ihre Einstellung dazu. Seine gleichmäßigen Züge sind die einzigen Bewegungen, hüllen sie beide in den Geruch von Rauch und sie fragt sich, wann sie angefangen hat, Zigarettenrauch angenehm zu empfinden und ihn mit Schutz gleichzusetzen. Mit seiner Gegenwart.

 

Vielleicht gestern nach dem Kampf. Vielleicht vorher.

 

Schließlich schnippt er die zuende gerauchte Kippe in den See und durchbricht vorsichtig das Schweigen zwischen ihnen, „Hast du das ernst gemeint, heute Nachmittag?“

 

„Ich weiß es nicht, ich denke zum Teil ja.“ Sie nickt bekräftigend mit dem Kopf. „Es ist nicht, dass ich dir irgendwelche Motive unterstelle, wirklich nicht, aber es ist, wie es ist.“

 

„Mmh. Du bist keine Hure und du hast dich nicht für ihn verhurt und ebenso wenig könntest du das für mich, Kwé.“

 

Cordelia lächelt leicht über seinen neuen Spitznamen und bleibt stumm.

 

Es gibt soviel, das sie seiner Aussage entgegensetzen könnte. So viele Wahrheiten über sich und Angelus’ Deal, die ihn vom Gegenteil überzeugen könnten, aber sie mag den Respekt mit dem er sie behandelt. Mag Spikes Loyalität, die nun ebenfalls ihre Person mit einschließt und will nicht das Risiko eingehen, diese zu verlieren.

 

Lauscht in ihr Inneres, versucht noch immer die unschuldigen Antworten zu finden, die einmal in ihrem Besitz waren. Freundschaft. Familie. Liebe. Das sind Begriffe, die ihm ebenso vertraut sind, wie ihr und die er nachvollziehen könnte. Die seinen Schutz ebenso in Anspruch nehmen, wie ihren. Aber es fühlt sich nicht richtig an, diese Begriffe sollten nicht mit soviel Schuld beladen werden.

 

Eine Hure kann ihren Körper aus Liebe verkaufen. Ihrem Gewerbe nachgehen, um ihre Familie zu ernähren und zu erhalten und das ist etwas, das sich für Cordelia wahrer anfühlt, als zu behaupten, sie hätte es aus reiner Nächstenliebe getan. Sie hat einen Teil von sich an Angelus verkauft, den sie nie wieder zurückerhält. Der mit seiner Präsenz ebenso aus ihrem Dasein verschwunden ist. Von dem sie noch nicht einmal angenommen hatte, dass er einen eigenen Wert besaß oder sich in ihrem Besitz befand. Erst jetzt bei ihren Aufräumarbeiten wird ihr klar, dass Stücke fehlen. Helle Flächen, die jetzt in Finsternis getaucht sind. Große Teile, die nicht wiederherzustellen sind.

 

Restauration im Ansatz gescheitert.

 

Gott, ihr Kopf fühlte sich chaotisch und blutleer an, zu viele widersprüchliche Gefühle, um ihnen allen ein Motiv zu zuordnen. Sie fährt über ihr Gesicht, reibt ihre Augen und dreht sich dann herum, setzt sich im Schneidersitz neben ihn, er kehrt sich ihr ebenfalls frontal zu, bis sich ihre Knie berühren und sie starrt ihm ins Gesicht.

 

„Also was macht dich so sicher, Spike, dass ich keine Hure bin? Ich kenne meine Argumente, die zu diesem Schluss führten, was sind deine, die das Gegenteil beweisen.“

 

Sie kennt ebenso die Argumentationslücke darin, die ihn in diesem Gedankengang betrifft. Er hat ihr nichts zu geben, kein Gut oder Wert, den sie sich zu eigen machen oder haben will und eine Hure macht nicht umsonst die Beine breit, außer um Zuneigung zu erwerben und dann ist sie keine Hure mehr, sondern Frau. Eine naive noch dazu.

 

„Ich kenne genügend Huren, Cordelia. Ich kenne die teuren Mätressen aus edlen Kreisen und die Straßennutten aus East End. Sie alle haben eines gemeinsam, sie wollen gut behandelt werden.“

 

Sie versteht nicht, „Und?“

 

„Du willst das nicht. Du willst Strafe für dein Scheitern, für deine Niederlage und das ist etwas, das nur eine Lady für sich in Anspruch nehmen kann, die den Unterschied zwischen Überleben und Liebe kennt. So eine Frau kann ebenfalls ihren Körper verkaufen, versteh mich nicht falsch, Überleben ist ein Urinstinkt, dem sich niemand entziehen kann, der noch einen Hauch von Hoffnung in sich trägt. Aber diese Frauen werden dabei nie zu einer Hure, weil sie die Bestrafung für ihr Fehlverhalten mit ihren Augen fordert. Du hast diesen Blick und nicht den einer Hure.“

 

Sie kann sich seiner simplen Logik nicht entziehen. Sie weiß nicht, was er in ihren Augen sieht und was man in ihren Blick hineininterpretieren kann, so wechselt sie das Thema. „Aber du schuldest mir noch immer eine andere Erklärung.“

 

„Tue ich das?“, und er klingt fast wieder spielerisch.

 

Er weiß, worauf sie zielt, sie braucht die Frage nicht ausformulieren, deshalb kurzangebunden, „Ja.“

 

Spike fängt ihr Handgelenkt ein, legt seine Hand locker auf sein Knie und beginnt wieder Kreise um ihren Puls mit dem Abdruck seiner Fänge zu ziehen. Nach einem Moment des Schweigens, versucht sie es ihm zu entziehen, sein Griff wird fest. „Entspann dich, Cordelia, das hier gehört zu deiner Lektion.“

 

Starrt auf die blasse Haut, die selbst im Mondlicht mit ihrer kontrastiert.

 

Dann beginnt er leise zu sprechen, „Hast du dich je gefragt, was sexuelle Erfahrung ist?“

 

Schüttelt unsicher den Kopf, verwirrt durch sein Verhalten, seinen Daumen und seine Worte. „Es ist nicht die Zahl deiner Liebhaber oder die Variation der Positionen. Es ist noch nicht einmal der Grad der Leidenschaft, zu dem du fähig bist. Sexuelle Erfahrung beginnt mit einer Erkenntnis, dass es gut ist einen Körper zu haben, der die Genialität hat, einen Höhenpunkt zu fühlen. Der Unterschied zwischen Männern und Frauen ist der, dass Jungs sich sehr viel früher darüber klar werden, wie sie ihn erreichen können. Es ist einfach für uns, Erregung ist Härte, die Erleichterung sucht und der Weg ist ebenso anspruchslos, wie unfehlbar. Bei Frauen liegt es ein wenig anders, eure Lust ist nicht so offensichtlich. Deshalb könnt ihr euren Körper dafür einsetzen, eure Ziele zu verfolgen und Männer zu täuschen, während unser einziges Ziel, der Sex selbst ist und bleibt.“

 

Cordelia fühlt sich hypnotisiert durch die Kreise auf ihrem Handgelenk und sie blickt langsam in sein Gesicht, versucht sich nicht von ihm und seiner Laune einfangen zu lassen. Spikes Miene ist intensiv, ob oder gerade wegen des Mondlichtes, das tiefe Schatten darauf zaubert, kann sie nicht ganz ausmachen.

 

„Dein erster Liebhaber war Xander?“ Sie nickt.

 

„Und du warst seine erste?“ Ein weiteres Nicken folgt.

 

„Es war nicht so erderschütternd, wie du es dir gedacht hast, richtig? Die Welt ist nicht aus ihrer Bahn gekippt und dir hat niemand am nächsten Tag angesehen, dass du keine Jungfrau mehr warst. Das sich etwas in deinem Leben grundlegend geändert hat.“ Cordelia zuckt die Schultern, ein beschwingtes Lächeln um die Lippen, bei den Erinnerungen und seinen Worten sie zu umschreiben.

 

„Viel Gefummel von Xan-Boy und wenig Reaktion deinerseits. Sein vorzeitiges Kommen und dein Fragezeichen, um was es bei dem ganzen Drama überhaupt geht und weshalb so ein Aufhebens darum gemacht wird.“ Sie lächelt ihm breiter zu und er erwidert es, seine Zähne leuchten in der Nacht. Lenken blendend von dem Schatten ab, der um seine Augen liegt. „Du aber glücklich warst, dass dein Freund sich nicht in ein mordendes, psychopathisches Ungeheuer verwandelt hat, du nicht vor ihm und den Erinnerungen auf der Flucht sein musstest.“

 

Spike braucht kein Nicken von ihr, um diese Frage als beantwortet anzusehen und es erstaunt sie, dass er ihr erstes Mal zeitlich so gut einschätzen konnte, obwohl er sie vor all den Jahren gerade einmal flüchtig kannte.

 

„Du weißt, dass in der Zeit, in der ich aufgewachsen bin, Unschuld ein hohes Gut war, eigentlich der einzige Besitz, den eine Frau ihr Eigentum nennen konnte. Nicht nur in den Adelskreisen. Eine Frau, die sie verlor, bevor sie im Stand der Ehe war, konnte ihr gesamtes Leben und das ihrer Familie ruinieren. Als Mensch habe ich mich nie gefragt, warum. Ich meine wirklich, weshalb ein System in Frage stellen, das Jahrhunderte lang gut funktioniert hat. Außerdem waren meine eigenen Vorstellungen über die Ehe und die nächtlichen Aktivitäten ziemlich romantisch, um nicht zu sagen naiv.“

 

Sie kann sich Spike nicht als Ehemann und Vater vorstellen, aber seine Worte beweisen, dass er kein Lebemann war und es ist seltsam, dass sie sich nie Gedanken darüber gemacht hat, was für eine Art von Mensch er gewesen war. Cordelia kann ihre Neugier nicht länger in Zaum halten, sie platzt heraus, „Warst du verheiratet?“

 

„Nein, zu sehr Müttersöhnchen, um das Risiko eines Hausdrachens einzugehen.“

 

„Du wurdest du als Jungfrau gevampt?“

 

Sein Grinsen wird provokant, „Diese Frage verbietet der Anstand und gefährdet meine Reputation, Cor. Außerdem entbehrt sie jeder Grundlage.“

 

Sie wirft den Kopf in den Nacken, ihr Lachen ist schallend und unbefangen, nicht bösartig, aber oh Gott, er war unschuldig gestorben und diese Variante seiner Vergangenheit wäre ihr nie in den Sinn gekommen. Er blickt sie mit milder Nachsicht an und als sie sich endlich wieder gefangen hat. „Wie süß, Spike.“

 

Sein warmes Lächeln verschwindet, „Nein, nicht süß. Unrealistisch und verträumt schon eher, weshalb es mich auch dermaßen niedergeschmettert hat, als ich Drusilla zusammen mit Angelus im Bett fand. Ich dachte, ich hätte mein Schicksal mit ihr gefunden, die eine dunkle Göttin für die Ewigkeit an meiner Seite. Allerdings waren das die Träumereien des Poeten. Auch wenn ich zwei Nächte davor meine Jungfräulichkeit verloren hatte, nahm mir Angelus die Unschuld in jener Nacht auf jede erdenkliche Weise.“

 

Sein Griff wird unbewusst schmerzhaft, es dauert bis er ihn wieder lockert. Spikes Augen sind in die Ferne gerichtet, an ihrem Gesicht vorbei, als ob sich direkt hinter ihrer Schulter ein blutiges Drama abspielen würde. Sie ist sich ziemlich sicher, dass er diese Nacht in jedem grauenhaften Detail sieht. Aber im Gegensatz zu ihr, verliert er, wenn er mit seinen Erinnerungen konfrontiert ist, nicht die Sprache.

 

Die Ruhe in seinem Tonfall ist erschütternd, „Der Bastard hatte schon immer ein Talent im auffinden und zerstören von Unschuld und Illusionen. Als ob er die Leere in sich auffüllen müsste, nicht nur mit Blut, sondern auch mit den Träumen seiner Opfer. Ihre Wünsche und ihre Phantasien, so dass sie am Ende genauso leer, wie er waren. Aber er hat mich auch stärker gemacht. Schneller wie jeder andere Lehrmeister es je gekonnt hätte. Schmerz ist ein sehr guter Mentor, um gewisse Lektionen und Wahrheiten nie wieder zu vergessen. Gewisse Gefühle und Geheimnisse für sich zu behalten, damit er sie nicht verwüsten und ausmerzen konnte.“

 

Seine Stimme ist emotionslos und losgelöst, als ob er sich selbst von dem Inhalt des Gesagten distanziert. Als ob nicht er der Frischling wäre, der gebrochen wurde. Es in keiner Beziehung zu ihm und zum heute steht. Cordelia ist sich nicht sicher, ob es gerade diese Art zu erzählen, es noch intensiver erscheinen lässt. Näher bringt. Aber sie hat eine Gänsehaut und ihre Hände zittern in seinem ruhigen Griff. Vielleicht weil er ihr zum ersten Mal ihre Vermutung vorbehaltlos bestätigt, dass er auch Opfer war.

 

Dass sie von denselben Monster gebrochen wurden.

 

Dass es eine gemeinsame Vergangenheit gibt, die sie tiefer verbindet.

 

Im Heute verankert.

 

Spikes Augen suchen ihre, „Du wirst vorsichtiger mit dem, was du an die Oberfläche lässt, filterst es und kontrollierst es auf Schwächen. Du wirst härter, kümmerst dich weniger und veranstaltest größeres Chaos draußen, um von dem Chaos in dir drinnen abzulenken. Irgendwann hast du Erfolg damit. Du bist so laut, so ungezähmt, so wild, dass man es nicht mehr ignorieren kann. Er es nicht mehr ignorieren kann und dir ist alles so was von egal, weil du deine Strafe für etwas bekommst, das endlich außerhalb von dir liegt und nichts mehr mit dir zu tun hat. Du verlierst dich selbst darin. Wirst größer damit. Brutaler. Verstehst endlich den Dämon, der dich jede Nacht antreibt. Der ihn antreibt.“

 

Und er lächelt sie so nachsichtig an, so wissend, dass sie sich unwohl fühlt. Noch immer ihre Sprache sucht, weil seine Erinnerungen ebenfalls die Macht haben, ihr diese zu rauben. Sanft, „Diesen Teil wirst du nie verstehen, Cordelia, und ich beneide dich fast darum. Du hattest Recht, heute Nachmittag, wir kämpfen nicht aus denselben Gründen und ich bin froh, dass dem so ist. Du versteht die Dunkelheit gut genug, um vor ihr zurückzuschrecken und sie nicht auch noch in dir zu suchen.“

 

Cordelia blickt ihn nur an, nicht sicher, ob er Recht hat.

 

Nach einem Moment redet er weiter, „Egal, wir waren eigentlich bei weiblicher Unschuld und nicht meiner, richtig?“

 

Sie nickt, akzeptiert den Themenwechsel, weil das schmerzhaft in der Intensität war und er fährt fort, „Als Vampir hatte ich eine andere Perspektive auf Keuschheit, sicher, sie reizte noch immer. Man kann Jungfräulichkeit bei beiden Geschlechtern regelrecht riechen, stärker bei Frauen, sie lockt dich. Zieht dich in ihren Bann und du willst sie nehmen und zerstören. Das ist was einen Vampir daran reizt. Männer haben ein Bedürfnis, das etwas anders gelagert ist, sie wollen sie behüten, weil der letztendliche Verlust der Unschuld Frauen befreit und ihnen Macht und Kontrolle über sie gibt. Sie werden manipulierend und berechend, erkennen vor allem ihre eigenen Bedürfnisse und unter Umständen die Unfähigkeit ihrer Männer eben diese zu befriedigen. Es bedarf einer eigenen Stärke, um sich nicht von Frauen unterwerfen zu lassen und ihnen gleichzeitig Lust zu zugestehen. Die Bibel und christliche Kirche hatte Jahrtausende lang, die Ikone der unbefleckten Jungfrau als Symbol für das ideale Frauenbild zelebriert. Nicht ohne Grund, Männer haben vor Frauen und vor allem ihrer eigenen Schwäche für sie Angst. Zu meiner Zeit waren Frauen oft genug Waren, Gattinnen dazu da einen Erben zu gebären, Mätressen dazu da Vergnügen zu schenken. Man trennte diese Lebensbereiche gerne, weil es einfacher für einen Mann ist. Aber die Zeiten haben sich geändert und die sexuelle Revolution hat ihr übriges getan, um diese Weltanschauung als überholt zu entlarven. Fast jedes Mädchen weiß heute, dass Sex einen Höhenpunkt als Ziel hat und trotzdem täuschen in dieser Sekunde Tausende Frauen noch Orgasmen vor, hast du dich je gefragt warum?“

 

Ihre Augenbrauen gehen zusammen und sie durchleuchtet ihre Motive der Vergangenheit, eben dieses nicht zu tun. Denkt daran, dass sie Xander unter Umständen hätte halten können, wenn sie ihm diese Bestätigung seines Egos gegeben hätte, anstatt ihren Trost nach jedem gescheiterten Versuch. Seine wachsende Enttäuschung und seinen Frust.

 

Sie war damals zu unerfahren für ihn gewesen, so wie er für sie und sie begreift das heute. Es gibt keine bitteren Gefühle mehr, aber sie weiß, wie sein Betrug sie damals verletzt hat. Sie sich dumm vorkam, verraten, betrogen und in ihrem weiblichen Stolz zutiefst gekränkt. Das Vortäuschen eines Höhepunktes ihr eine Dämonenschwangerschaft mit Wilson nicht erspart hätte, aber zumindest nicht seinen kalten, steifen Abgang danach.

 

Sie antwortet knapp, „Weil es keine große Schauspielkunst erfordert und einiges an Unannehmlichkeiten ersparen kann?“

 

Er lächelt sie ironisch an, „Yeah, um es kurz zu fassen, machen Frauen aus genau diesem Grund ihren Liebhabern etwas vor. Weißt du auch, warum du einem Vampir keinen Orgasmus vortäuschen kannst, oder zumindest keinem halbwegs erfahrenen?“ Verlagert sich in die Rolle des Lehrers und sie hat kein Problem damit, weil es dadurch einfacher für sie wird. Distanzierter.

 

Die Schlussfolgerung ist schnell getroffen, „Eure übernatürlichen Sinne. Herzschlag. Atmung. Und ihr könnt Erregung riechen und deren Entladung.“

 

Und er wiederholt die Worte von eben, „Yeah, um es kurz zu fassen, machen Menschen Vampiren bei natürlichen Reaktionen nichts vor. Fällt dir auch ein Grund ein, der einen Vampir dazu bringen könnte, einen menschlichen Bettgefährten zum Höhepunkt zu bringen?“

 

„Blut. Es läuft immer auf das Blut hinaus.“

 

„Ja, das Blut ist süßer. Es gibt sogar Vampire, die diesen Geschmack der Furcht immer vorziehen, Angelus war ein Meister in der Kombination von Furcht, Erregung und Todesangst. Er liebte diese Mischung und die absolute Dominanz, die sich daraus ergab. Es ist berauschend ein Opfer auf einen unbekannten Pfad zu setzen und die meisten jungen Frauen wussten damals nicht, was er genau mit ihrem Körper anstellte, bis sie blutend und tot in ihren Laken lagen. Du hast es gewusst und konntest dich ihm trotzdem nicht entziehen und es verfolgt dich. Weißt du, warum? Nein, Stopp, ich weiß, dass ich von dir nur die falschen Antworten hierauf bekommen würde. Das war die falsche Frage, weil du eines nicht verstehst.“

 

Cordelia versteht soviel mehr nach seinen Belehrungen der heutigen Nacht. Er ist ein guter Mentor, besser als Schmerz auch wenn sie denkt, dass er ihr widersprechen würde. So entgegnet sie sanftmütig, „Und das wäre?“

 

„Dass Angelus ein manipulierender Bastard mit Erfahrung ist, der dein Körper besser kennt als du.“ Sie schluckt. „Ich kenne deinen Körper besser, Cordelia, und wenn ich mir Zeit lasse in der Erforschung deiner restlichen Geheimnisse, könnte ich dich noch heute Nacht härter kommen lassen als er.“

 

Spike weist mit Kopf nach unten und sie bemerkt überrascht, dass er ihre beiden Unterarme in den Händen hält. Sie weiß nicht, wann er ihr zweites Handgelenk überhaupt in Anspruch genommen hat, wann er weiter an ihren Armen entlang gewandert ist und irgendwie beunruhigt sie das ein wenig. So wie die Tatsache, dass sie sich ihm nicht entziehen will oder ihr gesamter Körper sich in seinen lehnt, von ihren aufgestützten Ellbogen bis zu ihrem durchgedrückten Rücken, der ihre Brüste hervorbringt.

 

Ihr Gesicht eine Handbreit von seinem entfernt ist und es nicht nahe genug erscheint.

 

Das schlimme ist, dass Spike sich aufrichtig anhört, nicht wie ein Aufschneider oder Möchtegern-Casanova, sondern wie jemand, der von der Wahrheit seiner Aussage absolut überzeugt ist. Sie blickt wieder in sein Gesicht und der sinnliche Zug um seine Lippen fordert sie heraus, ihn in Frage zu stellen, damit er es ihr beweisen kann.

 

Cordelia fühlt sich dazu versucht.

 

Spike ist die Versuchung.

 

Und sie schweigt.

 

~*~Fini – The Remedy - Part 16~*~