Interview - Joss / Michelle

Dieses Interview wurde von Anne Moore geführt. (SpaceView)

SV: Wie konntet ihr Rounder Records dazu bringen, das Album zu veröffentlichen?

Joss Whedon: Eigentlich waren es Rounder Records selbst, die auf uns zukamen und sagten: "Wir werden den Soundtrack für euch veröffentlichen!"
Sie waren interessiert an dem Projekt und erledigten für uns die Arbeit mit der Veröffentlichung. Wir besaßen ja gar keine Erfahrung in solchen Dingen.

SV: Musstet ihr für die CD irgend etwas neu aufnehmen?

Joss: Nein, nein. Einiges musste neu geremixt werden, aber das war auch schon alles.

SV: Das heißt, dass die Schlussteile, die letzten Takte der Songs, die während der TV-Ausstrahlung nicht zu hören waren, schon von Anfang an existierten?

Joss: Richtig, in den meisten Fällen gab es diese bereits. Obwohl wir wussten, dass im Schneideraum einige Takte wegfallen würden, nahmen wir die Songs so auf, dass sie nicht abrupt endeten.

SV: Bist du mit Musicals groß geworden? Denn viele deiner stilistischen Elemente erinnern an Rodger & Hamerstein und sogar Andrew Lloyd Webber.

Joss: (lacht sehr laut) Was, sogar Andrew-Lloyd-Webber-verwandte Stücke sind in meinem Musical zu erkennen?! Dann müssen wir das ja noch einmal aufnehmen! Nein, ernsthaft, ich bin ein leidenschaftlicher Musical-Fan. Und ich konnte viel dabei lernen, indem ich sie mir einfach nur angesehen habe.

SV: Würdest du gern ein Sequel zu "Noch einmal mit Gefühl" schreiben?

Joss: Nein! (lacht) Oder doch? Zumindest haben wir schon einen neuen Song ...
Michelle (gibt einen Laut des Entsetzens von sich): Aaha ... Nein!
Joss (neckt Michelle und tätschelt beruhigend ihre Schulter): Keine Panik! Es ist nur ein Song.

Michelle: Was?!

Joss: Wir haben einen acht Minuten langen Monolog-Song fertig gestellt. Aber mach dir keine Sorgen, der ist nur in a capella! Und Anya (Emma Caulfield) wird ihn in einer der Episoden (der 7.Staffel) zum Besten geben, wenn sie eine Art Flashback von der Zeit erlebt, als Sunnydale in ein Musical verwandelt wurde. Aber ich fürchte, mir bleibt keine Zeit, noch weitere Songs zu schreiben. Leider!

Michelle: Dann würde ich gerne wieder tanzen!

SV (zu Michelle): Als Joss zu euch ans Set kam und sagte: "Leute, wir machen ein Musical!" Wie war deine erste Reaktion?

Michelle: Ich blieb ganz ruhig ...

Joss (unterbricht sie): Das stimmt ja nun nicht. Es gab viele Tränen ... Krokodilstränen ...

Michelle (erklärend): Ich wurde auf Grund meiner schauspielerischen Fähigkeiten engagiert. Einen Abschluss in Gesang habe ich nie gemacht. Und ehrlich gesagt möchte ich das auch gar nicht vertiefen. Nachdem ich meine erste Angst und den Schock - "Oh mein Gott! Ich kann doch gar nicht singen! Wie soll ich das nur überstehen" - überwunden hatte, machte das Ganze verdammt viel Spaß. Ich war mit Joss übereingekommen, dass ich so wenig wie möglich singen würde und stattdessen viel tanzen. Und so wurde es zu einer sehr schönen Erfahrung.
Denn Joss versteht es, die Sorgen und Ängste der Schauspieler verpuffen zu lassen, weil du genau weißt, dass du ihm und seiner Arbeit vertrauen kannst. Er würde es niemals zulassen, dass wir vor der Kamera schlecht herüberkommen würden.

Joss: Denn dann würde ja auch ich ziemlich dumm dastehen. (grinst)

SV: Das heißt, dass du dich erst mit deinen Schauspielern abgesprochen hast, bevor du ihnen das Singen und Tanzen zugemutet hast?

Joss: Ach was! Das war mir doch egal! (lacht) Nein, ich
wusste, dass Amber (Benson), James (Marsters) und Tony (Anthony Stewart Head) schon ganz toll während unserer Lesungen, unserer sonntäglichen Shakespeare-Lesungen, gesungen hatten. Und so ging ich damals mit dem Vorwissen zu ihnen, wer was kann und wer mit was keine Probleme haben dürfte. Wie z. B. Michelle, von der ich wusste, dass sie lieber tanzen denn singen wollte. Tja, und so war ich auf mögliche Beschwerderufe der Schauspieler vorbereitet.
Auf ein jammerndes: "Das wird mir einfach zu viel" antwortete ich nur mit meinem teuflischen Lachen: "Ha, ha!"

SV: Nach welchen Kriterien wurden die weiteren Stücke auf dem Album ausgesucht? Z. B. sind du und deine Frau Kai Cole ja auch zu hören.

Joss: ja, wir ...

Michelle: Kann ich dazu etwas sagen? Als sie uns die Demobänder zukommen ließen,denn schließlich mussten wir ja irgendwie in Erfahrung bringen, was wir singen sollten, hörten wir Jass und Kai, in ihrem Wohnzimmer sitzend, singen. Das klang bereits so wahnsinnig gut, dass wir eigentlich gar nichts draufsetzen konnten. Und ich flehte Kai quasi auf Knien an, meinen Part für mich zu übernehmen. Doch leider brachte mir das gar nichts. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte Kai alle Lieder auf dem Album singen können.

Joss: Komischerweise behaupten das alle immer von Kai, aber nicht von mir ... (lacht)
Als wir das Album zusammenstellten, dachten wir einfach, es könnte für den Zuschauer ganz interessant sein zu erfahren, wie sich das Ganze am Anfang angehört hat ... in unserem Wohnzimmer. Und ich denke, das war eine gute Entscheidung. Außerdem wollten wir etwas von Chris Beck („Buffy"-Komponist) mit aufs Album packen, denn das hatten wir schon seit Jahren vor und bislang noch nicht in die Tat umgesetzt. Seine Stücke sind so schön - und so packten wir die Gelegenheit beim Schopf.