Die Hommage zum Ende der Serie
Mit dem Finale von „Angel“ wurde im Mai 2004 ein Kapitel Joss-Whedon-Fernsehgeschichte geschossen. Zum ersten Mal seid Jahren wird nun keine seiner Serien mehr ausgestrahlt (zumindest für einige Monate lang – man weiß ja nicht, welche Ideen noch in seiner Schublade liegen –, aber vermutlich dürfen wir mit einer Menge Wiederholungen rechnen). Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als ich im Oktober 1998 meine erste Folge von „Buffy die Vampirjägerin“ (BtVS) sah. ProSieben bereicherte damals sein Samstagnachmittag-Programm mit einer neuen Serie aus den USA -– und schon nach wenigen Minuten war ein schwarzgekleideter gutaussehender Mann zu sehen. Mysteriös. Geheimnisvoll. Ein guter Grund, am nächsten Wochenende gleich wieder einzuschalten. Verfallen war ich Angel damals wohl spätestens in Folge 6, als sich der junge Mann als Vampir entpuppte, sich eine unglücklich Love-Story herauskristallisierte und er seine Geliebte verließ, weil ein Geschöpf der Nacht und eine Jägerin nun einmal einfach nicht zusammenpassen.
Glücklicherweise tauchte Angel am Ende der ersten Staffel aber wieder auf ... und wurde aufgrund seiner Beliebtheit zum festen Bestandteil der Serie. In der 2. Staffel verfolgten wir Mädels die Love-Story weiter mit – und haßten Angel dann aus tiefster Seele, als er nach der Nacht mit Buffy seine Seele verlor und zu Angelus wurde. Aber wenn wir ehrlich sind, fanden wir ihn in den darauffolgenden Episoden im Grunde noch viel anziehender – düsterer, unkontrollierbar und definitiv besser gekleidet (ihr wißt schon: black leather pants).
So wie Buffy sind auch wir in all diesen Jahren großgeworden. BtVS hat
uns durch unsere Teenager- oder sogar Twenjahre begleitet. Und mit Angel sind
wir dann schließlich auch nach LA gegangen, um dort neue, „erwachsenere“
Abenteuer zu erleben. Und alle, die „Buffy“ und „Angel“ verächtlich als
Teenie-Serie abtaten, waren sich einfach nicht bewußt, welche wichtigen
Botschaften dort vermittelt wurden: Schau auf niemanden herab, er könnte
dein bester Freund werden – und dir darüber hinaus gelegentlich mal das
Leben retten. „Sex is bad“ (Cordy zu Angel in „Teuflische Leidenschaft“) oder:
Man darf nie aufhören, den guten Kampf zu kämpfen, auch wenn man weiß,
dass man diese Welt nie wirklich ändern kann – also: Steh immer wieder
auf, wenn du gefallen bist! (Angel sinngemäß zu Kate in „Epiphany“).
Joss Whedon und seine Mitstreiter haben uns in den vergangenen 8 Jahren, 7 BtVS- und 5 Angel-Staffeln viele Auseinandersetzungen von wahrhaft epischen Ausmaßen geliefert, gegen die Homer und Shakespeare Waisenknaben sind: Gegen die unglückliche Liebe von Angel und Buffy wirken selbst Romeo und Julia wie ein glückliches Ehepaar. Niemals hat es einen Bösewicht gegeben, der so durchtrieben böse und dabei „fantasievoll“ und irgendwo sympathisch war, wie Angelus. Und wer hätte jemals gedacht, daß uns Darla, die schon in der 6. BtVS-Folge zu Staub verwandelt wurde, mit ihrer Menschwerdung, ihrer erneuten Verwandlung zu einem Vampir und anschließender Schwangerschaft einige der besten Folgen der Serie „Angel“ liefern würde?
Von vielen alten Bekannten mußten wir aber auch Abschied nehmen. Ich hätte zum Beispiel nie gedacht, daß mir die anfänglich oberflächliche Cordelia der ersten Staffel einmal fehlen würde. Das erkannte ich erst, als sie ihren Gastauftritt in der 5. hatte und in einer Folge wieder ihren Witz und ihren Esprit verströmen durfte. Oder Kate, die wir für einen schlechten Buffy-Ersatz hielten – aber wenn man berücksichtigt, was in den folgenden Staffeln geboten wurde, nein, dann wünschen wir, wir hätten uns lieber auf ihre Seite geschlagen.
Aber sein wir mal ehrlich: Ist das Leben nicht so? Gut, die Menschen, die wir aus den Augen verlieren, haben ihr Leben normalerweise nicht geopfert, um die Menschheit zu retten, oder wurden von Dämonen umgebracht, aber sie waren ein Teil unseres Lebens, haben jedoch dann Entscheidungen gefällt, die sie in eine andere Richtung führten. ;-)
Abschließend möchte ich nur noch eines sagen: Wenn es eine der Höllendimensionen aus „Angel“ tatsächlich gäbe, dann würden wir da alle wohl die Verantwortlichen von WB hineinwerfen. Vorzugsweise in Lindseys „Und täglich grüßt das Murmeltier“-Hölle, in der sich die Tage und ihre Folterungen unendlich wiederholen. Dort müßten sie sich endlos irgendwelche flachen TV Shows anschauen, in denen es nur um „Sie liebt ihn, er liebt sie nicht“ geht, das wir doch in allen möglichen Variationen schon mehr als oft genug gesehen haben.
Aber nicht nur die Serie(n) selbst hat/haben dafür gesorgt, daß Michelle und ich eine Menge Spaß mit der Arbeit an unserer Website hatten (nein, keine Sorge, wir werden sie nicht gleich schließen). Durch unser Forum sind viele Leute auf uns aufmerksam geworden, die jetzt auch in irgendeiner Weise Teil unseres Teams sind. Ganz zu schweigen davon, daß auch eine Menge Bekanntschaften entstanden sind. An dieser Stelle also auch an euch alle ein herzliches Dankeschön, die ihr uns in den letzten Jahren treu geblieben seid.