Anne Rice - Interview mit einem Vampir (dt. Fassung) - Euro 7,50 Anne Rice - Interview with the Vampire (engl. Fassung) - 8.67€
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Das Buch erzählt die Geschichte
von Louis de Pointe du Lac, einem 200 Jahre alten Vampir, der sein Leben
einem jungen Radioreporter offenbart. So scheint es zumindest am Anfang.
Denn schon bald ist der junge Mann so von den Abenteuern seines Gegenübers
fasziniert, daß er die Tonbänder völlig vergißt,
mit denen er Louis' Lebensgeschichte fürs Radio aufzeichnen sollte. Bewertung: Der Roman hört nie auf, mich zu faszinieren. Obwohl er mittlerweile mehr als 20 Jahre alt ist, hat er seine Frische nicht verloren und wird zu recht vom Verlag als "moderner Klassiker" gepriesen. Louis' Geschichte zu lesen ist wie eine Droge; man kann nicht aufhören, bis man auf der letzten Seite angekommen ist. Genau wie der Radioreporter ist man von der Geschichte hypnotisiert. Die Katholikin Anne Rice schrieb den Roman nach dem Tod ihrer sechsjährigen Tochter in nur drei Wochen. Ihre Anklage an einen indifferenten Gott, der ein kleines Mädchen sterben läßt, kann man zwischen den Zeilen herauslesen. Louis kann nicht akzeptieren, was er ist. Er fühlt sich verdammt, weil er Leben nehmen muß, um selbst überleben zu können. Was gibt ihm das Recht, einen Menschen zu töten? Zwar ist er auf der Suche nach Gott, kann aber gleichzeitig nicht glauben, daß Gott die Existenz von Vampiren zulassen würde. Wenn es aber keinen Gott, keine höhere Macht gäbe, was wäre dann der Sinn seines Daseins? Als Louis in eine Kirche eindringt und den Priester tötet, ist die Tat sowohl blasphemisch als auch metaphorisch. Er ist die übernatürliche Kreatur - der Geist Gottes war nie und wird nie in dieser Kirche präsent sein. Auch Armand, als der älteste Vampir, hat keine Kenntnis von einem Gott oder einem Teufel. Anne Rice' Vampire sind sehr menschlich. Sie besitzen keine übernatürlichen Fähigkeiten (zumindest jetzt noch nicht) und hängen an ihrer vergangenen menschlichen Existenz. Louis kann sich nicht von seinen humanistischen Moralvorstellungen lösen und Armand ist verzweifelt auf der Suche nach jemandem, durch den er Kontakt mit der weltlichen Realität aufnehmen kann. Zwar müssen sie sich alle von Blut ernähren, jedoch können sie das als Geschenk (wie Lestat) oder als Fluch (wie Louis) sehen. Lestat und Louis sind so verschieden, wie zwei Charaktere es überhaupt sein können. Lestat ist ein Abenteurer, der Vampirismus als Geschenk sieht - als seine Möglichkeit, Gott ebenbürtig zu sein. Louis erscheint er impulsiv und verantwortungslos. Er scheint völlig unwissend zu sein - schlimmer noch, seine Ignoranz ist ihm egal. Louis dagegen ist der Grübler, der stundenlang zusehen kann, wie der Regen aufs Pflaster tropft. Er ist auf der Suche nach der tieferen Bedeutung des Lebens. Und trotz dieser Differenzen sind die beiden Liebhaber. Denn was auch immer Louis behaupten mag - Lestat machte ihn aus reiner Liebe zum Vampir. Ihre unterschiedlichen Charaktere machen Lestat und Louis zu den perfekten Eltern für Claudia, die letztendlich für beide eine schicksalhafte Bedeutung haben wird. Neben Bram Stokers "Dracula" ist "Interview mit einem Vampir" das Buch für jeden Fan des Genres - und eine Offenbarung. Wenn man es immer als literarischen Faux-Pas empfunden hat, daß Dracula in seinem eigenen Roman stumm bleibt, wird man Louis' Erzälung mit Freude folgen. Anne Rice malt ein farbenprächtiges Bild des alten New Orleans und offenbart die Leidenschaft von Figuren, die nach den letzten Geheimnissen des Lebens suchen. Louis, der Anti-Held, tastet sich durch sein Un-Leben und fühlt Liebe, Schmerz und am Ende gar nichts mehr. Der Roman ist tragisch, er ist melancholisch und er ist einfach wahr. Ein einzigartiges Lesevergnügen - und das auch noch beim 20. Lesen! |