Anne Rice - Der Fürst der Finsternis (dt. Fassung) - Euro 9,00 Anne Rice - The Vampire Lestat (engl. Fassung) - 8.67€ |
Der Roman erzählt Lestat de
Lioncourts Lebensgeschichte von seiner frühen Jugend bis zu seinem
Rockkonzert im San Francisco des Jahres 1985. Lestat wurde in Frankreich
geboren, arm und ohne höhere Bildung. Zusammen mit seinem Freund
Nicolas flüchtet er aus der verhaßten französischen Provinz
ins abenteuerliche Paris, wo Lestat bald schauspielernd auf der Bühne
steht und damit die Neugier des alten Vampirs Magnus auf sich zieht, der
ihn gefangennimmt und schließlich zum Vampir macht. In eine Sinnkrise
stürzt Lestats neuer Zustand diesen nicht. Ganz im Gegenteil: Kurzentschlossen
macht er auch seine todgeweihte Mutter und den geliebten Freund Nicolas
zu Vampiren. Dem Dreiergespann ist bald ein alter Vampirorden unter der
Führung von Armand auf den Fersen. Lestat zerstört jedoch den
Ordnen (mehr oder weniger absichtlich) und bietet den Vampiren "sein"
Theater als neues Zuhause an. Bewertung: Der Roman scheint schnell erzählt, doch merkt man beim Lesen bald, daß die Geschichte auf mehreren Ebenen spielt. Das Buch ist voller altbewährter Lestat-Action, voller Mythologie und ägyptischer Magie. Es ist nicht nur eine wunderbare (und teilweise recht ernüchternde) Beschreibung Frankreichs und seiner Aristokratie im 18. Jahrhundert. Zusammen mit dem Gelehrten Marius reist der Leser noch viel weiter zurück in der Zeit: in die nördlichen Wälder von vor 2.000 Jahren oder sogar ins alte Ägypten, als die Pyramiden noch jung waren. Eine chronologische und geordnete Handlung sollte man also nicht erwarten. Der Roman ähnelt eher einem gigantischen Fresko, bei dem man mal dieses und mal jenes Element genauer betrachtet. Trotzdem verliert man Lestats Spuren nie. Mit der Leichtigkeit eines begnadeten Erzählers führt er den staunenden Leser durch die Handlung, denn er selbst ist der Schlüssel zu diesem Kaleidoskop aus Orten und Geschichten. Schließlich ist Lestat der geborene Held, der Abenteurer auf der Suche nach verloren geglaubten Geheimnissen. Die Stimmung in "Der Fürst der Finsternis" ist absichtlich konträr zu "Interview mit dem Vampir". Wo Louis leise, melancholische Töne wählt, benutzt Lestat das ganze Repertoire eines Erzählers. Der Roman ist voller farbenfroher Metaphern. Es wimmelt von Höllenglocken und dunklen Straßen und sein wilder Garten ist längst sprichwörtlich geworden. Während in "Interview mit dem Vampir" sowohl die Handlungsorte als auch die Charaktere auf einen kleinen Kreis beschränkt blieben, erreicht "Der Fürst der Finsternis" geradezu epische Ausmaße. Das Buch bietet ein Panorama verschiedener Orte, Zeichen und Charaktere. Vor allem aber ist es der eigentliche Bginn der "Chronik der Vampire". "Interview mit dem Vampir" kann für sich alleine stehen, aber die Fortsetzung macht Appetit auf mehr und immer mehr. Die traumatischen und teilweise klaustrophobischen Szenen aus dem Erstling sind vergessen. "Der Fürst der Finsternis" zeigt das aufregende Abenteuer eines Vampirdaseins. Man merkt Lestat an, daß ihm gefällt, was er ist und was er tut. Und das färbt auf den Leser ab. |