ANONYM: Unexpected Gift
Datum: Freitag, 04. August 2006 @ 13:29:06 Uhr
Thema: Challenge Stories


Autor: XXX
E-Mail Adresse: XXX
Homepage: XXX
Titel: Unexpected Gift
Inhalt: Willow erhält Jahre nach der Zerstörung Sunnydales Post von einem geheimnisvollen Unbekannten. Sie erkennt auf einzigartige Weise, was sie verloren, aber auch gewonnen hat.
Altersfreigabe: alle Altersklassen
Teil: 1/1
Disclaimer: I do not own the characters in this story, nor do I own any rights to the television show "Buffy the Vampire Slayer". They were created by Joss Whedon and belong to him, Mutant Enemy, Sandollar Television, Kuzui Enterprises, 20th Century Fox Television and the WB Television Network.
Hauptcharakter(e)/Paar(e): Willow/Tara, Willow/Kennedy
Kommentar: Dies ist meine Interpretation des Storypic Nr. 9. Betadank geht an XXX.





„Schau mal, Süße, was mir der alte Engländer für dich mitgegeben hat...“, wie ein Wirbelwind trat Kennedy Valdez in die Wohnung, warf mit dem Fuß die Eingangstür zu und blickte auf den braunen Umschlag, auf dem Willows Name stand.

„Schätzchen, wo bist du?“ rief sie dann und zog sich die Mütze vom Kopf, warf diese auf die Garderobe und knöpfte ihren Mantel auf. In Seattle war es empfindlich kalt geworden und das Weihnachtsfest, das in wenigen Tagen bevorstand, versprach ein weißes zu werden. Willow antwortete nicht und so warf Kennedy ihren Mantel nachlässig auf ein Tischchen, das im Flur stand und ging auf die Suche nach ihrer Lebensgefährtin.

In der Küche wurde sie fündig, wo die rothaarige, schlanke Frau mit dem Rücken zu ihr stand und gedankenverloren in einem Topf rührte.

„Hey, Willow...“, Kennedy sah, wie sie zusammenzuckte und sich herumdrehte.

„Oh, du bist schon zu Hause? Wie schön, ich hatte noch gar nicht mit dir gerechnet.“ Willow Rosenberg lächelte liebevoll, als sie in das strahlende Gesicht ihrer Geliebten blickte.

„Ja, ich hatte Giles in der Stadt getroffen und er hat mir was für dich mitgegeben. Was kochst du da?“ schnuppernd beugte sich die dunkelhaarige Frau über den Topf und rümpfte die Nase.

„Oh, das... das ist nichts“, wiegelte Willow ab und schob den Topf von der Kochplatte.

„Ich wette, dass du wieder einen Zaubertrank ausprobierst, hm?“ kicherte Kennedy und küsste Willow auf den Nacken.

„Ja, du hast ja Recht. Aber ich wollte diesen unbedingt mal ausprobieren. Schau dir doch nur mal die Pflanzen an, wenn da nicht ein Wunder geschieht, gehen alle ein und ich hatte im Hexenmagazin dieses tolle Rezept gefunden...“ gestand sie verschämt.

„Du braust BLUMENDÜNGER?“ Kennedy riss erstaunt die Augen auf. Für sie war es undenkbar, dass jemand sich damit abgab. Wenn eine Blume einging, dann würde sie einfach eine neue kaufen, oder vielleicht gleich eine aus Plastik, das wäre noch viel praktischer. Aber Willow war halt so.

„Süße, du bist eine Göttin, mit so einfachen Popeldingern musst du dich doch gar nicht abgeben. Wieso zwinkerst du nicht einfach, oder wackelst mit der Nase und schon – voilà!“

„Ach was, Unsinn“, winkte die Angesprochene ab, deren rote Haare einige erste graue Strähnen zierten und fuhr fort:

„Du weißt genau, dass so was nicht SO passiert. Ich bin weder mit Darryl verheiratet, noch bin ich die bezaubernde Jeannie. Und der Zaubertrank ist nur ein natürlicher Dünger für die Blumen. Dazu muss ich keine magische Energie aufbringen.“ Sie drehte sich wieder um, doch Kennedy umarmte sie.

„Nicht böse sein, mein Hexlein. Ich habe dich nur aufziehen wollen. Hier, das soll ich dir geben.“

Sie streckte Willow den braunen Umschlag entgegen und diese schaute skeptisch auf die zerknitterte braune Verpackung.

„Was ist das?“ wollte sie dann wissen.

Schulterzuckend antwortete Kennedy:

„Ich hab keinen Schimmer. Giles hat ihn mir eben gegeben. Du weißt ja, dass ich noch Weihnachtsgeschenke kaufen wollte, aber ich fand leider nichts. Aber ich traf den Engländer zufällig, er war auf dem Weg zu dir, doch dann bekam er einen wichtigen Anruf und drückte mir das Päckchen in die Hand. Er meinte nur, er hätte es von jemandem zugesandt bekommen. Schau mal nach, was drin ist. Vielleicht bekommst du ja ein verfrühtes Hanukkah Geschenk. “

Willow schaltete erst sorgsam den Herd aus, bevor sie sich umdrehte, wischte sich die Hände an ihrem orangefarbenen Rock ab und griff dann nach dem Umschlag.

„Gut, dann lass mal sehen...“

„McGilly? Wer ist McGilly?“ wollte Kennedy wissen, als Willow den Absender halblaut vorlas.

„Oh, der einzige McGilly den ich kenne, war der Besitzer des Drugstores in Sunnydale... Sonst fällt mir keiner diesen Namens ein.“

„Sunnydale? Aber Sunnydale ist seit über zwanzig Jahren ausgelöscht und existiert nur noch in der Erinnerung“, wandte die dunkelhaarige Kennedy ein.

„Ja, komisch. Was wird er wohl wollen?“ murmelte Willow und riss dann den braunen Umschlag auf. Sie blickte hinein und zog dann verwundert eine Fototasche heraus.

„Was ist das?“ Kennedy lugte über Willows Schulter. „Sind das Fotos?“

Mit belegter Stimme antwortete diese dann:

„Würdest du mich bitte für einen Augenblick entschuldigen? Ich möchte...“ kreidebleich geworden ging sie mit wackligen Knien aus der Küche ins Wohnzimmer, wo sie zitternd mitten im Raum stehen blieb.

Ihre Augen hatten die Schrift, die auf der Fototasche stand, erkannt:

Es war Taras Schrift und das Abgabedatum war nur wenige Tage vor Taras Ermordung gewesen.

Sie spürte nicht die Wärme des Feuers, das prasselnd im Kamin brannte, alles in ihr zog sich zusammen, als würde ein eisiger Wind sie streifen. Trotz der vielen Jahre, die vergangen waren, fehlte Tara ihr immer noch und Willow hatte Angst, den Umschlag zu öffnen, um sich die Fotos anzuschauen.

Sie presste die Fototasche eng an ihre Brust und starrte eine Weile blicklos in die Flammen, doch dann straffte sich ihre Gestalt und mit einer energischen Handbewegung öffnete sie die Klebelasche des Umschlags. Sie nahm die Fotos heraus und blickte auf das erste.

Es zeigte Tara und sie zusammen Arm in Arm, und sie erinnerte sich wieder, dass sie an jenem glücklichen Nachmittag in den Park gegangen waren und sich mit Selbstauslöser fotografiert hatten. Wie hatten sie gekichert, denn der Fotoapparat wollte partout nicht auf dem Ast des großen Baumes stehen bleiben. Immer wieder fiel er ins hohe Gras, bis Tara schließlich mit ruhiger Hand solange die Kamera auf dem Ast hin und her schob, bis es endlich klappte.

Ein leichtes Lächeln glitt über Willows trauriges Gesicht, das schon einige Fältchen zierte, und langsam ging sie hinüber zum Sessel und setzte sich darauf. Langsam und andächtig schaute sie sich die Fotos an, immer noch verwundert, auf welch seltsame Weise die längst verloren geglaubten Bilder sie doch noch nach Jahrzehnten erreicht hatten.

Sie erinnerte sich noch deutlich, dass Tara die Filmrolle in den kleinen Drugstore in Sunnydale gebracht hatte, doch nach dem gewaltsamen Tod Taras hatte Willow ihn ganz einfach vergessen, was kein Wunder war. Erst war sie zur Rächerin und fast Weltvernichterin mutiert und dann, kaum dass sie sich in England in der Obhut des Hexenkreises gefangen hatte, waren die Anwärterinnen aufgetaucht und in deren Schlepptau Kennedy. Dann überstürzten sich die Ereignisse, der Priester Caleb tauchte auf und machte ihnen das Leben zur Hölle, dann die Turok Han und zum Schluss der Finalkampf gegen das Urböse.

Später, sehr viel später, als Sunnydale nur noch ein einzige Trümmerhaufen war, und sie selbst mit nichts außer einer kleinen Reisetasche am Krater stand, waren mit Sunnydale auch alle Spuren von Tara vergangen.

Bis auf die Erinnerungen und die Spuren in ihrem Herzen.

Und nun dieses unerwartete Geschenk, diesen Schatz, den sie in Händen hielt. Wehmütig blickte Willow wieder auf die Fotos und konnte die Tränen nicht zurückhalten, als sie Tara auf einem Lehnstuhl sitzen sah. Schluchzend hob Willow ihre Hand vor den Mund und biss sich in den Handballen, um nicht laut aufzuschreien.

Taras Verlust traf sie auf einmal mit voller Wucht und die alte, längst schon vernarbte Wunde in ihrem Herzen brach wieder auf. Es war so, als wäre es erst gestern passiert, als hätte sie erst gestern Tara in ihren Armen gehalten, hätte ihre süße Stimme gehört, ihr liebes Lächeln und ihre gütigen Augen gesehen.

Willow weinte um den Verlust ihrer großen Liebe, um den Verlust dessen, was hätte sein können und trauerte um verlorene Jahre.

Vorsichtig legte sie die Fotos auf ihren Schoß, so dass ihre Tränen nicht die Bilder benetzen konnten und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.

„Ach Tara, mein Liebling... Ich vermisse dich so sehr...“

Sie dachte zurück an jenen Sommertag im Park, an dem Tara seltsamerweise nicht böse auf sie gewesen war, als Willow nur für sie diesen Lehnstuhl hergezaubert hatte. Seit sie sich versöhnt hatten, hatte Willow ihr versprochen, keine Magie mehr anzuwenden, doch irgendwie war es unabdingbar, dass sie hier und jetzt gezaubert hatte. Wie eine Königin hatte Tara sich auf den Lehnstuhl nieder gelassen, und in Bewunderung vor Taras Schönheit hatte Willow den Stuhl mit Moos und Rosen geschmückt, so dass er ihr ein würdiger Rahmen gewesen war, und auch wenn einige Passanten verwundert stehen geblieben waren, hatte es sie nicht gekümmert.

Mit einer einzigen Handbewegung hatte Willow Schmetterlinge hergezaubert, die Taras zarte Gestalt umflatterten, so dass sie wie eine Elfenkönigin aussah.

Tara – einzigartig, wunderschön, gütig und verständnisvoll.

Noch immer konnte sie Taras Geschmack auf ihren Lippen schmecken, dieses Aroma nach Waldbeeren und etwas, das nur sie ausmachte.

Willow erinnerte sich daran, wie verwirrt sie gewesen war, als sie bemerkthatte, dass sie sich zu einer Frau hingezogen fühlte. Niemals hätte sie erwartet, dass sie lesbisch sein könne, denn mit Oz hatte sie eine ruhige und glückliche Partnerschaft geführt. Doch dann war Tara in ihr Leben getreten und war ihr Lebensmittelpunkt geworden, ihr Ein und Alles. Wie unsicher war sie gewesen, wie ihre Freunde auf Tara und ihre Beziehung reagieren würden, doch eines war ihr damals schon bewusst gewesen:

Hätten sie sich gegen Tara ausgesprochen, dann hätte sie augenblicklich die Freundschaft zu Buffy und Xander abgebrochen. Tara war ein Teil von ihr, ihre Schwester, ihre Freundin, ihre Geliebte – ihr Leben. Nie zuvor hatte sie solche Angst ausgestanden wie damals, als Glory Tara in ihre Gewalt gebracht und sie so grausam gefoltert hatte. Doch selbst wenn sie für immer traumatisiert gewesen wäre, hätte Willow sie nicht verlassen. Sie hatte gewusst, sie würden zusammen bleiben – in guten wie in schlechten Tagen.

Willow dachte an die Zeit, die sie miteinander verbringen durften und die leider viel zu kurz gewesen war. Warren, der Mörder, hatte sie aus ihren Armen gerissen und ihrem Traum gewaltsam ein Ende gesetzt. Sie vom Leben in den Tod befördert und damit auch Willows Leben grundlegend verändert. Sie erinnerte sich lebhaft daran, wie sie die Kontrolle über sich verloren hatte, wie sie blind vor Rache jenen Mann fand und ihm schrecklich Schmerzen zufügte, bevor er dann selbst starb. Sie sah sich selbst, wie sie jeden leiden lassen wollte, ebenso wie sie litt und als das nicht ausreichte, wie sie die ganze Welt zerstören wollte, weil sie es einfach nicht ertrug, ohne sie zu sein. Wie hätte sie auch nur einen einzigen Atemzug machen können, gerade jetzt, wo sie sich wiedergefunden hatten? Wie hätte sie weiterleben können, wo sie kalt und starr in ihren Armen lag, blutbesudelt und leblos?

„Es ist die Hölle, denjenigen, den man mehr liebt als sein eigenes Leben, zu verlieren...“ murmelte Willow dann vor sich hin.

Kennedy war leise und unbemerkt ins Zimmer getreten und stehen geblieben, als sie Willows leise Stimme vernahm. Sie weinte über dem Packen Fotos, die sie im Schoß liegen hatte und Kennedy sah, wie sie eines liebevoll streichelte.

Dann ging ein Ruck durch die Hexe und sie presste die Fotos wieder an ihr Herz, bevor sie diese wieder sinken ließ und darauf schaute.

„Weißt du Liebling,“ flüsterte sie dann „ich bin so unendlich dankbar, dass ich dich eine Weile in meinem Leben haben durfte. Deine Liebe ist so kostbar und ich werde dich immer lieben. Du hast auf ewig einen Platz in meinem Herzen, aber mein Leben gehört nun Kennedy. Ich glaube, sie würde dir gefallen, Tara. Sie ist meine Stütze, mein Glück und meine Zukunft. Sie ist diejenige, die mir Halt gibt, wenn ich den Boden unter den Füßen verliere. Niemals wieder habe ich die Magie missbraucht und das ist auch ein Verdienst von ihr... Ich liebe sie. Anders als ich dich liebte, aber ich glaube, dass man keine zwei Menschen auf die gleiche Art lieben kann...“ Willow räusperte sich und schniefte.

Kennedy wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Auge und verließ so leise wie sie gekommen war, das Wohnzimmer, um Willow die Gelegenheit zu geben, sich zu verabschieden.

Sie wusste nun, was sie Willow zum Weihnachtsfest schenken konnte.

***

Mit einem freudigen Aufschrei öffnete Willow die schwere Geschenkbox und starrte dann sprachlos und mit Tränen in den Augen auf den schweren, silbernen Bilderrahmen, in dem Taras Bild steckte.

Ihr Blick fuhr zu Kennedy, die ihr mit einem strahlenden Lächeln zu Füßen kniete und ihr zunickte.

„Süße, ich wünsche dir ein fröhliches Weihnachtsfest“, sagte sie dann, erhob sich und legte die Arme um Willows Hals. Ihre Lippen trafen sich zu einem innigen Kuss, bis Kennedy diesen brach und sagte:

„Schau mal, ich weiß auch den perfekten Platz für das Bild...“

Als sie Hand in Hand das Wohnzimmer verließen, um schlafen zu gehen, schien der Mond hinein und beleuchtete mit seinem sanften Licht einen silbernen Bilderrahmen, der auf dem Kaminsims stand.

 

Ende







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