Teaser
Two Medicine Ranch, Browning, Montana
Jim Parker: Sieh mal da drüben nach, Lyle.
Akt 1
Jim Parker: Ich bin kein Mörder... und ich wollte auch nie jemanden verletzen. Aber mir reicht es langsam, daß meine Rinder auf diese Weise abgeschlachtet werden, das war in diesem Monat schon das Vierte.
Mulder: Und wer tut Ihrer Ansicht nach so etwas?
Jim Parker: Hören Sie, Mister. Diese Kuh sah aus wie ein Stück Papier im Reißwolf. Mir fällt kein Tier ein, daß auf diese Art tötet.
Mulder: Soll das heißen, daß ein Mensch oder auch mehrere dafür verantwortlich sind?
David Gates: Ich hoffe, daß Sie wissen, daß Mr. Parker im Moment nur auf Kaution frei ist. Er spricht freiwillig mit Ihnen und zwar ausschließlich über diesen Zwischenfall und nicht über irgendeinen anderen Rechtsstreit.
Scully: Dann möchten Sie also, daß wir Ihnen keine Fragen über das Verfahren gegen das Trego Indianer Reservat stellen?
David Gates: Das ist genau das, was ich meine.
Jim Parker: Jetzt warte doch mal ne Sekunde...
David Gates: Jim, sag kein Wort.
Jim Parker: Nein, jetzt reicht mir dieses Anwaltgequatsche. Ich will das offen aussprechen. Sie glauben wohl, ich hätte einen Indianer umgebracht, weil wir uns darüber streiten, wo ihr Land aufhört und meins anfängt.
Lyle Parker: Wir möchten diesen Streit friedlich vor Gericht regeln.
Scully: Tja, Joseph Goddensnake ist aber von Ihnen erschossen worden und das läßt auf was anderes schließen.
Jim Parker: Ich habe ja nur gesagt, daß das kein mir bekanntes Tier gewesen ist, aber menschlich sah das in dieser Nacht auch nicht gerade aus. Sehen Sie sich die Narben meines Jungen an . Es war dunkel, wir hörten ein Knurren und sind raus gegangen, um die Herde zu schützen. Ich könnte schwören, daß ich... rote Augen und Fangzähne gesehen habe. Und ich dachte mein Sohn Lyle würde... Hören Sie, Sie können sich überhaupt nicht vorstellen, wie geschockt und betroffen ich war, als ich herausfand, daß das dieser junge Indianer war. Aber wenn er unser Vieh abgeschlachtet hat, dann bedauere ich zwar sehr, daß wir das auf diese Weise rausfinden mußten, doch soweit es mich betrifft, ist die Sache damit aus der Welt.
Mulder: Können wir die Stelle sehen?
Lyle Paker: Ich führe Sie hin.
Lyle Paker: Agent Mulder?
Mulder: Ja?
Lyle Parker: Agent Scully? Ich nehme an, daß sich unsere Geschichte für Sie nicht besonders überzeugend anhört. Es gibt da einiges, was ich selber nicht verstehe. Einiges was mein Vater gar nicht erst versuchen würde Fremden zu erklären.
Mulder: Was denn zum Beispiel?
Lyle Parker: Naja, wann immer wir in den letzten paar Monaten nachts rausgegangen sind, um nach der Herde zu sehen, haben wir nichts ungewöhnliches entdeckt. Keine Berglöwen, keine Kojoten nicht mal irgendwelche Trego-Indianer. Aber ich wußte, daß es da ist, und zwar etwas das nicht menschlich ist. Es war da und beobachtete mich. Die Luft war unbeweglich und die Nachttiere waren mucksmäuschenstill, die Natur schien sich irgendwie selbst zu fürchten. Es war grauenvoll.
Scully: Grauenvoll?
Lyle Parker: Ja. Richtig grauenvoll, im wahrsten Sinne des Wortes.
Scully: Das Opfer wurde da erschossen und zwar aus einer Entfernung von ungefähr drei Metern. Ich halte es für ausgeschlossen, daß er einen Menschen für ein Tier gehalten haben kann. Die Sache liegt doch klipp und klar, Mulder. Ich bin überrascht, daß Sie sich freiwillig für diesen Fall gemeldet haben. Jeder FBI-Agent hätte diese Untersuchung durchführen können, Mulder. Warum interessiert Sie das so?
Scully: Wie ich das sehe scheint überhaupt nicht unerklärbares an diesem Fall zu sein.
Mulder: Nein. Ganz und gar nicht.
Scully: Das ist ja wirklich seltsam. Sieht aus als hätte eine Schlange sich gehäutet. Ich gehe zwar davon aus, daß die Parkers ihr Opfer wissentlich getötet haben, aber daß sie ihm die Haut abgezogen haben, glaube ich kaum.
Mulder: Das glaube ich auch nicht. Im gerichtsmedizinischen Befund habe ich davon nichts gelesen.
Scully: Tja, da müssen wir wohl selber einen Blick auf den Leiche werfen.
Mulder: Der Leichnam von Joe Goddensnake ist den Reservatsbehörden überstellt worden. Wir müssen uns mit Sheriff..uhm...Charlie Tskany in Verbindung setzen.
Trego Indianerreservat, Im Nordwesten von Montana
Mulder: Entschuldigung, wir kennen uns nicht hier aus. Wir suchen Sheriff Tskany.
Mulder: Kann uns hier jemand sagen, wo wir Charlie Tskany finden?
Ish: Geh nach hause, FBI.
Mulder: Woher wissen Sie das?
Ish: Ich konnte Sie schon auf eine Meile Entfernung riechen.
Mulder: Tja, das ist mir ja peinlich, aber ich fürchte dann muß wohl mein Deo versagt haben.
Ish: Ich war im Jahre 1973 in Wounded Knee. Und was ich im Kampf gegen das FBI gelernt habe ist, Ihr glaubt nicht an uns und wir glauben nicht an Euch..
Mulder: Ich möchte Ihnen glauben.
Ish: Warum sind Sie hier? Und wonach suchen Sie?
Mulder: Ich denke, Sie wissen schon, wonach wir suchen.
Ish: Dann sagen Sie mir doch, was ich weiß.
Scully: Wir sind auf der Suche nach irgendwelchen Personen, die uns möglicherweise Informationen über den Mord an Joe Godden...
Mulder: Wir sind auf der Suche nach irgendetwas, das bei einem Schritt menschliche Spuren und beim nächsten Schritt eine Tierfährte hinterläßt.
Ish: Parker hat gefunden wonach Sie suchen. Und er tötete das, wonach Sie suchen, FBI.
Gwen Goddensnake: Was Parker und sein Sohn töteten war mein Bruder. Und ihr tut nichts dagegen, weil ihr euch vor einer dummen Indianerlegende fürchtet. Ich hasse euch.
Ish: Gwen.
Gwen Goddensnake: Und ich hasse die Weißen, die immer herkommen, wenn Sie was von uns wollen, aber wenn wir Hilfe brauchen sind sie unauffindbar.
Scully: Sheriff Tskany? Ich bin Agent Scully und das ist Agent Mulder.
Sheriff Tskany: Goddensnakes Leichnam ist in meinem Büro.
Sheriff Tskany: Bill, Tom, laßt sie durch. Na macht schon Freunde, laßt sie durch.
Mulder: Wer sind die?
Sheriff Tskany: Sie sind die Totenwächter. Sie geleiten den Geist der Verstorbenen in die neue Welt. Ich lasse sie aber nur bis zur Eingangstür. Die Leute hier wissen, ich respektiere die alten Bräuche, aber nicht im Polizeirevier.
Mulder: Die Frau im Billardsalon sagte, die Menschen fürchten sich vor einer indianischen Legende. Was glauben die, was im Falle Parker geschehen ist.
Sheriff Tskany: Hören Sie, es ist nicht meine Aufgabe Ihre Fragen über Indianer zu beantworten.
Mulder: Nein, also...
Sheriff Tskany: Das FBI hat mir noch nie geholfen, wenn ich es gebraucht hätte. Da dieser Fall jedoch in die Zuständigkeit des FBIs fällt, ist es Ihr Recht, den Leichnam zu untersuchen. Also lassen Sie uns gleich damit anfangen.
Mulder: War diese Frau im Billardsalon seine Schwester?
Sheriff Tskany: Sie heißt Gwen. Sie und Joe waren in erster Linie verantwortlich für den ausufernden Grenzstreit mit Parker. Sie meinten, er hätte seine Rinder zu weit im Reservat grasen lassen. Parker hat Ihnen vermutlich erzählt, daß es seine Idee war, das gerichtlich zu klären. Joe und Gwen haben ihn verklagt.
Scully: Sehen Sie sich nur dieses Narbengewebe an.
Mulder: Ja.
Scully: Sieht aus, als ob er auch von einem Tier angegriffen worden wäre.
Sheriff Tskany: Könnte Joe nicht auch angegriffen worden sein? Vielleicht habe die Parkers tatsächlich ein Tier gesehen.
Scully: Nein. Diese Wunden sind schon seit einiger Zeit verheilt. Der Schußwunde nach zu urteilen, wurde er aus nächster Nähe erschossen. Die Schrotkugeln sind in einer einzigen Masse in den Körper eingetreten. Der Schütze kann nicht weiter als drei Fuß entfernt gewesen sein.
Mulder: Wir sollten mal Joe Goddensnakes zahnärztliche Befunde ansehen.
Akt II
Mulder: Sehen Sie, das sind seien Eckzähne. Sie sehen normal aus.
Scully: Könnten seine Unterlagen vielleicht vertauscht worden sein?
Mulder: Nein, der zweite Schneidezahn ist genauso gesplittert wie der in seinem Mund. Das Gebiß hier ist schon seins.
Scully: Naja, es gibt Fälle, wo sich Calciumphosphate im Alter anormal entwickeln.
Sheriff Tskany: Und es erklärt vielleicht, was Jim Parker geglaubt hat zu sehen. Er war in der Nacht draußen und erwartete einen Berglöwen zu sehen, der seine Rinder tötet. Er erschreckt sich und der Strahl seiner Taschenlampe erfaßt Joe.
Scully: Also hat Parker gesehen, was er sehen wollte. Ein wildes Tier.
Mulder: Lyle Parker wurde angegriffen, er hat die gleichen Narben wie Joe. Haben Sie hier irgendwo einen Raum, in dem wir eine Autopsie durchführen können?
Sheriff Tskany: Warum?
Mulder: Nun, wenn Joes Zähne anormal sind, könnte eine Autopsie vielleicht auch noch andere Anomalien in seinem Inneren aufzeigen.
Sheriff Tskany: Das kann ich nicht erlauben.
Scully: Ich bin dafür qualifiziert.
Sheriff Tskany: Nein. Ich kann Sie keine Autopsie durchführen lassen. Die Beisetzung ist heute abend.
Mulder: Es ist eine Feuerbestattung, danach haben wir gar nichts.
Sheriff Tskany: Die Tregos glauben, daß ihre Toten zunächst verwirrt sind, weil sie zu Geistern geworden sind. Jede Entweihung des Körpers erzürnt den Geist und bringt ich dazu, diese Welt ständig heimzusuchen.
Scully: Aber Sie als Polizeibeamter dürfen keine Vernichtung von Beweisen zulassen.
Sheriff Tskany: Hören Sie auf, mir zu erzählen, was ich tun darf. Die Eingeborenen Amerikaner glauben, daß es größere und gerechtere Gesetze als die der US-Regierung gibt. Und wenn seine Stammesbrüder nicht wollen, daß Joe als Beweisstück benutzt wird, dann werde ich das respektieren. Doch wenn Sie einen Streitfall daraus machen wollen aufgrund Ihrer Zuständigkeit, dann tun Sie es.
Mulder: Charlie, glauben Sie, daß der Geist von Joe Goddensnake jetzt hier in diesem Raum ist?
Sheriff Tskany: Ich weiß nur, daß Sie morgen, nach seiner Bestattung, von hier verschwinden. Aber ich muß hier bleiben und die Fragen der Leute beantworten. Sie können Ihre Untersuchungen fortsetzen, aber ich fürchte, Sie müssen es ohne Joe Goddensnakes Leichnam tun.
Scully: Mulder, seit wir hier sind, tun Sie so, als hätten Sie jeden Beweis, den wir gefunden haben, zu finden erwartet. Warum sagen Sie mir nichts? Warum sind wir hier?
Mulder: Ein Stück FBI-Geschichte, Scully. Das war die allererste X-Akte, sie wurde im Jahre 1946 von J. Edgar Hoover persönlich angelegt. Während des zweiten Weltkriegs gab es im Nordwesten eine ganze Reihe von Morden, und sieben davon alleine hier in Browning. Alle Opfer waren in Fetzen gerissen und angefressen worden, so, daß es aussah, als wäre es ein Tier gewesen. Viele der Opfer wurden jedoch zuhause gefunden, so als ob sie ihrem Mörder erlaubt hätten, einzutreten. 1946 hatte die Polizei in einer Hütte im Glacier National Park etwas in die Enge getrieben, das sie für ein solches Tier hielten. Sie erschossen es, aber als sie hineingingen, um den Kadaver zu holen, fanden sie nur den Leichnam von Richard Watkins.
Scully: Das klingt wie das Parker Szenario.
Mulder: Zu diesem Zeitpunkt hörten die Morde auf. Weil die Fälle ungelöst waren und jeder die Sache für bizarr hielt, hat Hoover die Akte weggeschlossen, in der Hoffnung, daß die Menschen, das mit der Zeit vergessen.
Scully: Aber hier steht doch, daß die ganze Sache wieder 1954 wieder anfing.
Mulder: Und ´59, ´64, ´78 und nun wieder ´94. Aber...
Scully: Ah, jetzt kommt es.
Mulder: Diese Tiermenschmorde liegen über 150 Jahre vor den ältesten X-Akten. Mitglieder der Lewis und Clark Expedition haben über indianische Männer geschrieben, die ihre Gestalt in die eines Wolfs verwandeln konnten.
Scully: Mulder, was hier beschrieben wird nennt man auch Lykanthropie. Das ist eine Wahnvorstellung in deren Verlauf jemand glaubt, sich in einen Wolf zu verwandeln zu können. Ich meine niemand kann sich in ein Tier verwandeln, jedenfalls nicht körperlich.
Mulder: Wie können Sie die Indizien einfach so abtun - die Spuren im Schlamm, die zerfetzte Haut, ein Mann mit den Zähnen eines Raubtieres.
Scully: Mulder, selbst wenn Sie recht hätten und Joe Goddensnake tatsächlich irgendwie die Fähigkeit gehabt hätte sich körperlich in ein Tier zu verwandeln - er ist tot. Jim Parker hat ihn umgebracht und in wenigen Augenblicken wird sein Körper verbrannt sein. Ende des Mysteriums.
Mulder: Na hoffen wir es.
Gwen Goddensnake: Sie haben hier nichts zu suchen.
Scully: Gwen...
Gwen Goddensnake: Sie sind doch nur hier, um endlich Ihre Ermittlungen abzuschließen.
Scully: Ich wollte nur sagen, daß es mir leid tut, wegen Ihres Bruders. Ich kann die Trauer jedes Menschen nachfühlen, der ein Mitglied seiner Familie verliert.
Gwen Goddensnake: Ein Mitglied? Er war meine ganze Familie, jetzt bin ich allein. Als ein Zeichen meines Kummers... soll ich alle Besitztümer meines Bruder verschenken.
Scully: Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.
Gwen Goddensnake: Sagen Sie lieber nichts. Er hat mehr besessen, als er Freunde hat.
Mulder: Ich habe den Bericht Ihrer Untersuchungen des Goddensnake-Mordes gelesen. Er war sehr gut. Er war gründlich, professionell. Aber was ich wissen möchte, stand nicht da drin. Was ist da wirklich passiert?
Sheriff Tskany: Der einzige Mensch, der das aufklären könnte liegt da drüben auf diesem Scheiterhaufen. Warum akzeptieren Sie das nicht einfach und gehen nach Hause?
Mulder: Glauben Sie, daß sich jemand in ein Tier verwandeln kann?
Sheriff Tskany: Das hier ist eine Bestattung.
Gwen Goodensnake: Los, verschwinde hier!
Lyle Parker: Bitte, ich möchte ihm nur die letzte Ehre erweisen.
Gwen Goodensnake: Ich brauche dein Mitleid nicht. Ich möchte, daß dein Herz kalt wird. Ich möchte, daß du fühlst, was ich fühle.
Sheriff Tskany: Sie sollten lieber verschwinden, Mr. Parker.
Lyle Parker: Ich wünschte, dein Bruder wäre nicht tot, das wünsche ich mir mehr als alles andere.
Akt III
Scully: So wie der Körper verstümmelt worden ist, sieht es so aus, als ob er von einem Raubtier angegriffen wurde, oder von jemandem, der wollte, daß es so aussieht. Könnte das ein Racheakt für den Tod von Joe Goddensnake sein?
Sheriff Tskany: Ich weiß es nicht.
Scully: Und was ist mit Gwen Goddensnake, sie war gestern abend sehr erregt.
Sheriff Tskany: Sie ist weg. Niemand hat sie seit der Bestattung gesehen, aber ich lasse bereits nach ihr fahnden.
Scully: Und was ist mit Lyle Parker?
Sheriff Tskany: Den konnten wir bisher auch nicht finden.
Scully: Ich werde mich mal umsehen, er könnte auch tot sein.
Mulder: Das stammt von keinem mir bisher bekannten Tier. Sheriff, wir sollten uns mal unterhalten. Unsere Gedanken austauschen.
Scully: Mulder!
Scully: Ich bringe Lyle ins Krankenhaus. Er ist stark unterkühlt. Wenn er behandelt worden ist, werde ich ihn vernehmen.
Mulder: Was verschweigen Sie?
Sheriff Tskany: Ich dachte, es wäre vorüber.
Mulder: Vorüber? Ließen Sie deswegen keine Autopsie an Joe Goddensnakes Leichnam zu? Dachten Sie es wäre alles vorbei, wenn er verbrannt wird? Was fürchteten Sie, was wir finden würden?
Sheriff Tskany: Ich kann es Ihnen nicht sagen, aber ich bringe Sie zu jemandem, der es kann.
Grove Klinik, Browning, Montana
Lyle Parker: Es ist mir ein bißchen peinlich, nachdem, was bei dem Begräbnis passiert ist. Ich habe ein paar Bourbon gekippt, und danach kann ich mich an nichts mehr erinnern. Ich geh manchmal, wenn ich so traurig wie gestern bin zu den Gehegen, wo mein Dad und ich herumstreunende wilde Tiere halten. Naja, wissen Sie, ich betrachte sie nur, dadurch behält man das Augenmaß.
Lyle Parker: Na, jedenfalls hat meine Mom, als sie noch lebte, damit angefangen diese Tiere zu halten, und ich geh natürlich auch hin, um an sie zu denken. Ich muß ganz schön voll gewesen sein, um mich da nackt hinzulegen. Ich habe mich wohl für eins von diesen wilden Tieren gehalten.
Scully: Als Sie nach Hause kamen, sind Sie da zu Ihrem Vater gegangen?
Lyle Parker: Nein, der wäre nur wütend auf mich gewesen, weil ich zu der Bestattung gegangen bin. Nein, ich sehe ihn noch vor mir, wie er auf der Veranda sitzt, aber ich habe nicht mit ihm gesprochen. Wieso?
Scully: Weil Ihr Vater tot ist. Es tut mir leid. Es sieht so aus, als ob er von einem Tier... von einem Tier angefallen worden sei, aber es könnte auch Mord gewesen sein. Lyle, ich habe vor einiger Zeit meinen Vater verloren, und ich weiß, wie furchtbar...
Lyle Parker: War es vielleicht meine Schuld? Hat meine Anwesenheit bei der Bestattung sie so erzürnt, daß sie meinen Vater getötet haben?
Scully: Ich weiß es nicht.
Lyle Parker: Ich kann mit dem Tod umgehen. Auf einer Ranch zu leben bedeutet, der Natur nah zu sein. Und zu lernen, daß die kurze Zeitspanne zwischen der Geburt und dem Tod Leben genannt wird. Aber würde ich die Schuld tragen, wenn er meinetwegen, dann könnte ich nicht... dann könnte ich...
Ish: Ich sah es einmal mit meinen eigenen Augen. Das liegt schon eine halbe Ewigkeit zurück und erscheint mir wie ein Traum. Ich war damals noch ein Junge.
Mulder: War das 1946? Der Watkins-Fall?
Ish: Ich wußte gleich, daß du anders bist. Du stehst dem Glauben der amerikanischen Eingeborenen offener gegenüber als die meisten von ihnen selbst. Du hast sogar einen indianischen Namen. Fuchs. Du solltest "Rennender Fuchs" oder "Listiger Fuchs" heißen.
Mulder: Solange ich nicht "Spukiger Fuchs" heiße. Erzählen Sie mir, Ish, was Sie gesehen haben.
Ish: Watkins ist mal von einem Tier angegriffen worden, als er allein im Wald gewesen ist. Seine Narben heilten und die Sache wurde vergessen. Doch dann begannen die Morde. Den Tregos war sofort klar, daß Watkins von dem angegriffen worden ist, was die Algonquins-Indianer den Manitou nennen. Das ist ein böser Geist, dem es gelingt, einen Menschen in eine Bestie zu verwandeln. Von einem Manitou angegriffen zu werden bedeutet für das Opfer, selbst einer zu werden.
Mulder: Das könnte der Grund für Joe Goddensnakes Narben sein.
Ish: Der Manitou überwältigt die Menschen bei Nacht, nicht unbedingt bei Vollmond, sondern immer, wenn ich die Gier nach Blut überwältigt verwandelt sich der Mensch in eine grauenerregende Kreatur. Sie tötet und setzt wilde Energie frei. Der Mensch kehrt danach zu seinem wahren Selbst zurück, ohne auch nur zu ahnen, was mit ihm passiert ist. Dieser Zyklus wiederholt sich jeden Tag aufs neue, und zwar solange bis er tot ist. Eines Nachts, ich war damals 16 Jahre alt, da kam ich vom Angeln am Cut Bank Creek zurück. Ich ging einen Weg, der mich an Watkins Haus vorbeiführte. Da habe ich so ein Stöhnen gehört, nicht von einem Tier, aber auch nicht von einem Menschen. Ich habe durchs Fenster gesehen, er war voll Blut und schweißgebadet. Er hatte große Schmerzen, sehr schlimme Schmerzen. Sein Arm, die Haut riß überall auf und sie löste sich vollständig und fiel herunter. Krallen kamen aus seinen Fingernägeln, dann schrie er, drehte sich um und dann sah er mich. Seine Augen, seine Augen waren noch die eines Menschen. Sie flehten mich an, ihn umzubringen. Wenn ich auf der Jagd gewesen wäre und mein Gewehr dabei gehabt hätte, hätte ich es getan. Aber weil ich mich fürchtete und noch ein Junge war, lief ich einfach fort.
Mulder: Und kurz danach hat die Polizei ihn getötet.
Ish: Aber der Manitou ist wieder auferstanden.
Mulder: Acht Jahre danach. Aber wenn Watkins tot war, wer ist also dann der Manitou gewesen?
Ish: Watkins hatte einen Sohn. Es kann vererbt werden, in direkter Linie.
Sheriff Tskany: Gwen. Wenn Joe Goddensnake so eine Kreatur war, dann wurde er vielleicht nicht erst durch diesen Angriff im Wald dazu, sondern, weil er es von seinem Vater geerbt hat. Das bedeutet, daß Gwen es auch haben könnte. Gwen könnte Parker getötet haben.
Mulder: Gwen.
Sheriff Tskany: Hey!
Gwen Goodensnake: Ah! Nein, nein, nein! Nein, nein! Ah!
Sheriff Tskany: Gwen, ich verhafte dich, weil du versucht hast, Ishs Auto zu stehlen.
Ish: Was ist passiert, Gwen. Wovor läufst du davon?
Gwen Goodensnake: Ich habe es gesehen. Ich habe gesehen, wie es Parker getötet hat.
Mulder: Helfen Sie ihr auf.
Gwen Goodensnake: Ich war auf der Ranch. Ich war nach der Bestattung da. Ich wollte den Jungen fertig machen, also habe ich gewartet. Aber Parker war auf der Veranda und dann dieses Ding, diese Bestie, oh mein Gott. Ich habe noch nie solche Angst gehabt. Ich lief fort und versteckte mich den ganzen Tag im Wald. Ich wollte nur weg, ich wollte nur schnell hier weg. Ich wollte nur weg hier.
Ish: Bring sie ins Haus.
Dr. Josephs: Danke. Hallo, hier ist Dr. Josephs.
Mulder: Hier ist Agent Mulder vom FBI. Man hat mir gesagt, ich erreiche Agent Scully unter dieser Nummer.
Dr. Josephs: Ohja, wir haben Lyle Parker aus dem Krankenhaus entlassen und sie bringt ihn zurück zur Ranch.
Mulder: Dann erreiche ich sie dort.
Dr. Josephs: Naja, sie sind gerade erst fort. Agent Mulder, es gibt hier, glaube ich, etwas das sie wissen sollten. Ich habe gerade den Bluttest von Lyle Parker bekommen und der ist sehr beunruhigend.
Mulder: Und warum?
Dr. Josephs: Er weist Spuren der Blutgruppe seines Vaters auf. Die können nur durch Nahrungsaufnahme dorthin gelangt sein.
Akt IV
Scully: Der Strom ist ausgefallen.
Lyle Parker: Ja, das passiert uns dauernd hier draußen in der Wildnis. Ich werde den Generator anwerfen.
Scully: Was haben Sie denn?
Lyle Parker: Oh Gott, ist mir schlecht. Bitte helfen Sie mir ins Badezimmer.
Mulder: Verdammt! Es bricht ständig zusammen. Die Berge blockieren wohl das Signal. Wie weit ist es noch?
Sheriff Tskany: Ungefähr sieben Meilen.
Scully: Lyle? Lassen Sie mich bitte rein. Lyle, ich werde Sie lieber wieder ins Krankenhaus zurückbringen, okay?
Lyle Parker: Nein, es geht mir gleich wieder besser.
Scully: Lyle? Lyle, antworten Sie mir. Lyle, was ist denn los?
Mulder: Scully.
Mulder: Ah!
Scully: Schon gut, ich bin's. Ich bin's. Okay? Ich weiß nicht, was passiert ist, irgendetwas sprang mich an und ich habe meine Waffe verloren.
Mulder: Ja, ich habe es rauskommen sehen. Kommen Sie.
Scully: Okay.
Sheriff Tskany: Sind Sie unverletzt?
Scully: Oh mein Gott. Er war im Badezimmer, ihm war schlecht. Und ehe ich mich versah, wurden wir von diesem Berglöwen angegriffen.
Mulder: Es war nicht der Berglöwe, Scully.
Sheriff Tskany: Der ist immer noch im Käfig hinter dem Haus.
Mulder: Wo ist Gwen? Sie wollte uns noch mal sehen, bevor wir abreisen.
Sheriff Tskany: Sie ist gestern nacht weg. Nachdem sie ihre ganze Habe an Freunde verschenkt hat.
Mulder: Sie ging einfach so? Warum sollte sie das tun?
Sheriff Tskany: Ihr Bruder ist tot, sie hat keine Familie. Der Ärger mit Parker ist auch vorbei. Vielleicht hat sie auch etwas gesehen, daß sie noch nicht bereit war zu verstehen.
Scully: Ja, vielleicht.
Mulder: Vielen Dank.
Scully: Danke.
Ish: FBI! Wir sehen uns in ungefähr... acht Jahren wieder.
Mulder: Ich hoffe nicht.
Das Ende
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