Autor: marisol
E-Mail Adresse: marina31180@aol.com
Titel: The Truth
Altersfreigabe: ab 16
Spoiler: 6. Staffel
Inhalt: Spike macht sich Hoffnungen, dass Buffy, die immer wieder mit ihm schläft, seine Gefühle erwidert, obwohl sie behauptet, es nicht zu tun. In der Zwischenzeit hat Tara Angel angerufen und ihm von Buffy und Spike erzählt, weil sie glaubt, Buffy damit einen Gefallen zu tun. Angel taucht daraufhin in Sunnydale auf...
Hauptcharakter(e)/Paar(e): Buffy/Spike, Dawn, Angel und Scoobies
Kommentar: So hätte ich mir die 6. Staffel gewünscht, weil ich finde, dass Buffy und Spike trotz aller Widersprüche ein perfektes Paar sind. Warum hat mich Joss bloss nicht nach meiner Meinung gefragt.


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The Truth
by Marisol


Bild von Yvie



Buffy und Spike sahen sich über die Köpfe der Menschen hinweg unablässig an, keiner schien in der Lage sein, den Blick vom anderen abzuwenden. Buffy´s Verstand hatte vollkommen ausgesetzt, sie dachte nicht mehr, sie fühlte nur noch.
Dawn zupfte eine ganze Weile an ihrem Ärmel herum, doch Buffy nahm überhaupt keine Notiz von ihr. Dawn folgte ihrem Blick und sah, wen Buffy so anstarrte.
Dawn sprang auf, mit wenigen Schritten war sie bei Spike angelangt, und bevor dieser begriffen hatte, was passiert war, hatte Dawn schon ihre Arme um ihn geschlungen, ihren Kopf an seine Brust gelehnt und herzte ihn so sehr, dass er für eine ganze Weile nicht in der Lage war sich zu bewegen. Verlegen schob er sie auf Armeslänge von sich weg.
 
Dawn strahlte ihn an. „Spike, wo bist du bloß gewesen? Warum hast du dich nicht gemeldet? Ich war in deiner Gruft, aber sie ist leer…“ Sie plapperte unablässig auf ihn ein, bevor er sie unterbrach: „Sag mal, Krümel, was machst du hier?“ „Oh, heute ist mein Geburtstag. Komm mit!“ rief sie, nahm seine Hand und zog ihn mit zu den anderen. Spike, dem alles zu schnell ging, ließ sich von ihr mitziehen und plötzlich stand er vor den anderen.
Alle sahen zu ihm auf. Xander war der erste, der sprach:“ Hey Spike, wo warst du die ganze Zeit, wir haben dich ja ewig nicht gesehen..“ Mit Erstaunen stellte Spike fest, dass nichts Ironisches in Xanders Stimme lag, er sah in die Gesichter der anderen und alle sahen ihn überrascht an. Nicht Genervtes lag in ihrem Blick. Und noch etwas registrierte der Vampir: Angel war nicht dabei. „Hey…Leute“, sagte er zögernd. „Ich musste mir, äh, eine neue Bleibe suchen, ich konnte nicht mehr in der Gruft bleiben.“ Er mied Buffy´s Blick, aber er spürte, dass sie ihn ansah und das verunsicherte ihn.
Buffy sah zu ihm auf. Er sah verändert aus, irgendwie mitgenommen, so als ob er lange Zeit krank gewesen wäre, obwohl sie natürlich wusste, dass das Schwachsinn war, denn Vampire wurden nicht krank. Trotz allem sah er gut aus, seine stahlblauen Augen waren …schön. Zum ersten Mal bemerkte sie auch, was für eine sinnliche Stimme er hatte. Warum war ihr das vorher bloß nie aufgefallen? Sie beobachtete, wie er seine Hände in die Taschen seines Mantels schob. Seine Hände waren schön, mit langen, aber feingliedrigen Fingern. Diese Hände haben mich berührt, dachte sie plötzlich. Ihr Herz klopfte immer noch laut, sie war sich sicher, dass alle es hören konnten. Auch hatte sie angefangen, schneller zu atmen. Was ist bloß los mit mir? Warum reagiere ich so auf ihn? fragte sie sich.
„Setz dich doch“, sagte Willow grade. „Ach, äh, danke, aber ich bin hier eigentlich schon verabredet..“ „Mit wem denn?“ fragte Xander, „wir haben uns schon gefragt, ob du eine neue Freundin hast, so lange, wie du dich nicht mehr blicken gelassen hast.“ Spike war völlig verwirrt, aber bevor er antworten konnte, war Dawn wieder aufgestanden und hatte ihn zur Seite gezogen.
 
„Spike ich muss mit dir reden. Ich bin echt wütend auf dich, dass du einfach so abgehauen bist ohne was zu sagen. Es ist wegen Buffy, hab ich recht?“ Dawn sah ihn herausfordernd an. Spike sah sie ungläubig an, dann sprach er langsam: „Weißt du, Krümel, die Dinge sind sehr kompliziert geworden, ich kann dir jetzt nicht in ein paar Minuten erklären, was alles dazu geführt hat, dass ich aus der Gruft ausgezogen bin. Du hast Recht, Buffy hat damit zu tun, aber ehrlich gesagt möchte ich überhaupt nicht darüber reden. Du bist ganz schön frech geworden, weißt du das?“ er wollte sie eigentlich streng ansehen, aber als er ihr Gesicht sah konnte er einfach nicht. „Hör zu, es tut mir leid, dass ich einfach so abgehauen bin, es ging einfach nicht anders, verstehst du das?“
Dawn nickte. „Spike, ich hab heute Geburtstag, und jedes Geburtstagskind darf sich was wünschen, oder?“ Unbehaglich sah er sie an, dann nickte er. Die Kleine ist echt geschickt, dachte er halb amüsiert, halb verärgert. „Und von dir wünsche ich mir, dass du mir verrätst, wo du jetzt wohnst, denn ich muss wirklich dringend mit dir reden.“ „Dawn..das geht nicht“. „Bitteeee. Ich gebe keine Ruhe, bis du es mir nicht sagst.“ „Schon gut, schon gut, ich sag es dir ja. Aber wenn du es irgendjemandem sonst sagst, werde ich dir deinen Hintern versohlen und dich ein paar Monstern zum Fraß vorwerfen!“ Dawn kicherte, und auch Spike rang sich zu einem kleinen Lächeln durch. Er beschrieb ihr, wo das Haus stand, in dessen Keller er wohnte und ermahnte sie, sie sollte bloß tagsüber kommen, weil er nicht wollte, dass sie sich nachts in diese Gegend herumtrieb. Er wandte sich gerade um und wollte endlich zu Clem gehen, der schon ungeduldig zu ihm herüberschaute, als Dawn ihm noch mal hinterherrief: „Mit wem bist du eigentlich hier?“ „Sei nicht so neugierig“ antwortete er grinsend und ging.
 
Buffy hatte die ganze Szene beobachtet. Als Dawn sich wieder zu ihnen setzte, fragte sie sie ungeduldig:“ Worüber hast du denn mit ihm geredet?“ Dawn sah sie an: „Ooch, über nichts bestimmtes. Ich hab ihm erzählt, dass ich heute Geburtstag hab und hab ihn gefragt, mit wem er da ist, aber er wollte es nicht sagen, er tat irgendwie sehr geheimnisvoll. Meinst du, er ist mit einer Frau da?“ fragte Dawn unschuldig. Buffy antwortete nicht. Der Gedanke, dass Spike mit einer Frau da sein könnte gefiel ihr überhaupt nicht. Dawn beobachtete sie und grinste, Buffy bemerkte es und boxte ihrer Schwester leicht in die Schulter.“ Hab ich dir eigentlich schon gesagt, dass du sehr frech bist?“ „Da bist du heute nicht die erste..“ antwortete Dawn lachend.
Buffy spürte immer noch Spikes Anwesenheit, obwohl sie ihn nicht mehr sehen konnte. Vorhin, als sie sich über die Menschenmenge hinweg angesehen hatten, hatte sie etwas gespürt, was sie noch nie vorher gespürt hatte. Sie wusste nicht, was es war, es war fremd und in höchstem Maße verwirrend und es versetzte sie in Panik, es war aber auch auf eine seltsame Weise schön. Sie wollte nicht das fühlen, was sie eben gefühlt hatte, aber gleichzeitig wusste sie, dass sie nicht viel dagegen tun konnte.
 
Spike war inzwischen bei Clem angekommen und hatte sich mit ihm ins Hinterzimmer verzogen, wo die anderen schon auf sie warteten. Spike konnte sich nicht aufs Kartenspiel konzentrieren, er verlor ein Spiel nach dem anderen, aber es war ihm völlig egal. Alles, woran er denken konnte, war Buffy, die sich in unmittelbarer Nähe befand. Alleine diese Tatsache verwirrte ihn so sehr, dass er überhaupt nicht in der Lage war, mit den anderen zu kommunizieren. Was war das vorhin für ein Blick gewesen, mit dem sie ihn angeschaut hatte? dachte er irritiert. Wahrscheinlich war sie total genervt, dass er hier im Bronze aufgetaucht war. Und wo war bloß Angel? Fragen über Fragen häuften sich in seinem Kopf, auf die er keine Antwort hatte.
Clem und die anderen sahen Spike genervt an. Der ist zu nichts zu gebrauchen heute, dachten alle. Kurzentschlossen schmissen sie ihn heraus, denn er war alles andere als eine Bereicherung für ihre Pokerrunde. Spike sagte etwas von irgendwelchen Problemen, die er noch lösen musste und verließ das Hinterzimmer.
Er brauchte jetzt erstmal Ruhe, um das Zusammentreffen mit Buffy zu verarbeiten. Er hätte nicht gedacht, dass es ihn so umhauen würde, sie heute zu sehen.
Grade, als er diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, sah er Buffy auf sich zukommen. Sie war allein. Panik überfiel an, denn er konnte jetzt nicht so tun, als hätte er sie nicht gesehen. Und plötzlich stand sie vor ihm.
Buffy war auf dem Weg zur Toilette, die in der Nähe des Hinterzimmers war. Auf einmal sah sie Spike aus der Tür herauskommen und ehe sie wusste, was los war, stand er vor ihr.
Lange sahen sie sich an. Buffy war die erste, die sprach: „Spike..“ „schon gut, Buffy, ich bin schon dabei zu verschwinden.“ „Nein, Spike, warte…“ Er sah sie an. Sie wirkte irgendwie verunsichert. Auch ihre Stimme klang irgendwie anders als sonst. „Ich wollte dir noch was sagen“, fing sie an. „Ich wollte mich dafür entschuldigen, wie ich dich behandelt hab, ich weiß nicht.. ich wollte nicht.. es tut mir leid, dass…“ „Muss es nicht“, unterbrach er sie schroff. „Hab noch einen schönen Abend, Buffy.“
Mit diesen Worten ging er an ihr vorbei und weg war er. Buffy starrte ihm nach. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, das aber auf jeden Fall nicht. Verdammt, dachte sie, was spielt sich hier bloß ab?
 
Spike ging, nein rannte, so schnell es ihm möglich war zu seinem Keller und fing an, in extremer Hast seine Sachen zusammenzupacken. „Verdammte Scheiße!!“ schrie er. „Sehe ich so erbärmlich aus, sehe ich so dermaßen jämmerlich aus, dass sie mich jetzt auch noch bemitleidet?“ Oh Gott.
Er schloss die Augen und die Erinnerung an das eben Erlebte flammte wieder in ihm auf. Es tue ich leid, wie sie ihn behandelt hat, hatte sie gesagt. Konnte es etwas Schlimmeres geben? Vor einiger Zeit, als sie noch heißen, wilden Sex zusammen hatten und sie ihn hinterher immer gedemütigt hatte und ihn wie ein Stück Dreck behandelt hatte, war es erträglicher gewesen als das hier jetzt. Mit ihren Beschimpfungen und ihrer herablassenden Zurückweisung hatte er mehr oder weniger leben können, aber Mitleid war etwas, dass ihn zutiefst kränkte, etwas, wodurch er sich schwach und unwürdig vorkam. Er war zu stolz um das einfach hinzunehmen, also würde er das tun, was ihm als einziges richtig erschien: Er würde aus Sunnydale verschwinden und Buffy niemals wieder sehen. „Immerhin habe ich eine ganze Ewigkeit lang Zeit, sie zu vergessen“ dachte er ironisch. Aber war die Ewigkeit lang genug….?
 
Buffy konnte es kaum erwarten, nach Hause zu kommen um in Ruhe über alles nachdenken zu können, was soeben passiert war. Sie konnte es sich nicht erklären, warum sie so bestürzt darüber war, dass Spike offensichtlich nicht mit ihr reden wollte. Was hatte sie gesagt, dass ihn so wütend gemacht hatte? Vielleicht denkt er, ich will mich lustig über ihn machen. Und das kann ich ihm noch nicht mal verübeln… „Ich muss ihn sehen, ich muss mit ihm noch mal reden, oh Gott bitte, gib mir die Gelegenheit, mit ihm sprechen zu können..“
 
Zu Hause angekommen schmiss sich Buffy auf das Sofa und vergrub ihr Gesicht in ihre Hände. Dawn setzte sich neben sie und legte den Arm und sie. Augenblicklich schossen ihr die Tränen die Augen und sie begann zu weinen. Sie weinte nicht nur wegen Spike, sie weinte auch wegen sich selbst, weil sie Gefühle zuließ, die sie nicht zulassen sollte, nicht zulassen durfte.
„Es ist nicht gut gelaufen, hmm?“ fragte Dawn mitfühlend. Buffy schüttelte stumm den Kopf, dann flüsterte sie: „Ich wollte ihm so viel sagen, in diesem Augenblick, als ich ihn sah, aber… er ist gegangen..“ Dawn lächelte sie vorsichtig an. „Vielleicht kannst du es besser machen.. jetzt gleich. Ich weiß wo er wohnt!“ Wie ein Blitz fuhr Buffy zu ihr herum und packte sie bei den Armen: „Wo denn? Sag es mir sofort.“ Dawn beschrieb ihr, was Spike ihr gesagt hatte. Buffy umarmte sie und schon war sie aufgesprungen und rannte wie noch nie in ihrem Leben.
 
Völlig außer Atem erreichte sie die Gegend, die Dawn ihr geschildert hatte. Sie sah das verfallene Haus sofort und ging darauf zu. Sie wusste eigentlich überhaupt nicht, was sie sagen oder tun sollte, wenn sie vor ihm stand, aber diesmal würde sie nicht zulassen, dass er einfach ging und sie stehen ließ.
Als sie durch das Kellerfenster stieg, beschlich sie sofort ein unangenehmes Gefühl, das sie nicht zuordnen konnte. Als sie vollständig im Keller stand, wusste sie, was das unangenehme Gefühl war. Spike war nicht mehr da. Er hatte definitiv hier gewohnt, er hatte seine Spuren hinterlassen, aber er war nicht mehr da. Und Buffy wusste mit einer Gewissheit, die sie sich nicht erklären konnte, dass er auch nicht mehr wiederkommen würde.
 
Buffy wusste ganz genau, was sie jetzt machen musste. Es würde sie einige Überwindung kosten, aber sie musste es tun.
Zu Hause angekommen, weckte sie Dawn, die friedlich in ihrem Bett geschlafen hatte und erklärte ihr, dass sie sie bräuchte und dass sie mit ihr kommen sollte.
Kurze Zeit später standen die beiden Schwestern atemlos vor Taras Wohnung und Buffy lehnte sich gegen die Türklingel. Es schien eine Ewigkeit zu dauern bis eine völlig verschlafene Tara die Tür öffnete. Buffy entschuldigte sich und erklärte ihr, dass sie ihre und Willows Hilfe bräuchte, und das jetzt sofort. Ohne ein weiteres Wort abzuwarten ließ Tara sie herein und ging ins Schlafzimmer um Willow zu wecken.
Wenige Minuten später saßen die 4 jungen Frauen im Wohnzimmer. Die beiden Hexen schauten Buffy erwartungsvoll an, die nervös an ihrem Pullover herumzupfte und überall hinschaute, nur nicht in ihre Richtung. „Buffy, was ist los?“ fragte Willow schließlich behutsam.
Buffy schloss die Augen und nahm einen tiefen Atemzug. „Es geht um Spike. Ich brauche eure Hilfe.“ „Was ist mit Spike?“ Willow war verwirrt, sie konnte sich überhaupt keinen Reim drauf machen, warum Buffy mitten in der Nacht wegen Spike bei ihnen auftauchte.
„Es ist so. Spike ist verschwunden, und ich muss ganz dringend mit ihm reden. Ich dachte, na ja, dass ihr vielleicht einen Zauber anwenden könntet, um ihn aufzuspüren.“
Willow überlegte kurz, dann sagte sie nachdenklich: „Das müsste eigentlich klappen. Ich hab so was zwar noch nicht gemacht, aber ich hab davon gehört, dass es so was gibt, ich glaube es heißt Ortungszauber. Allerdings brauchen wir einen persönlichen Gegenstand von ihm, ein Kleidungsstück oder so etwas in der Art. Aber was ist denn so dringend, dass du ihn aufspüren musst, hat er etwas angestellt?“
„Nein, das ist es nicht. Ich muss mit ihm über.. äh.. uns beide sprechen, über unsere.. na ja… Beziehung, wenn man so will.“
Willow war komplett verwirrt und Buffy sah ein, dass es keinen Sinn machte, um den heißen Brei herumzureden. Also erzählte sie ihr alles, über ihre Affäre, wie sie ihn gedemütigt hatte, wie er nach der Schlägerei mit Angel verschwunden war. Was sie gefühlt hatte, als sie ihn heute Nacht im Bronze gesehen hatte.. Alles redete sie sich von der Seele. Auch, dass sie sich wegen ihrer eigenen Gefühle unsagbar schämte und panische Angst hatte, weil sie wusste, dass es falsch war und es nicht sein dürfte.
 
Lange Zeit sagte niemand etwas, dann sagte Willow leise: „Buffy, ich bin unglaublich traurig und enttäuscht, dass du mir das nicht vorher erzählt hast. Ich dachte, ich wäre deine beste Freundin.“ Buffy brach in Tränen aus und Willow sagte schnell: „Buffy, ich verstehe dich aber. Wenn ich an deiner Stelle gewesen wäre, hätte ich auch nicht gewusst, wie ich meinen Freunden beibringen sollte, dass ich eine Sex-Affäre mit einem seelenlosen Vampir habe und für diesen sogar Gefühle habe. Aber, weißt du, wenn es die Wahrheit ist, dass du Gefühle für Spike hast, dann darfst du die Wahrheit nicht leugnen oder verdrängen, denn daran gehst du kaputt. Manchmal ist die Wahrheit unfassbar, kompliziert und widersinnig und man kann nichts dagegen tun..“ Bei diesen Worten konnte sich Buffy nicht halten, mit tränennassem Gesicht umarmte sie zuerst Willow, dann Tara und schließlich Dawn. „Heißt das, ihr verurteilt mich nicht? Ihr hasst mich nicht?“ Willow knuffte ihr freundschaftlich in den Arm: „Natürlich nicht. Ich war ja schließlich auch mit einem Werwolf zusammen, mit Oz.. Mal im ernst, Buffy. Wir verstehen dich. Es ist irrsinnig, dass eine Jägerin und ein Vampir Gefühle füreinander entwickeln, aber was ist schon normal? Menschen können sich ändern, und niemand hat das besser bewiesen als Spike. Außerdem glaube ich, dass er dich wirklich liebt. Er ist ein Vampir, stimmt, aber er ist zu wahren Gefühlen fähig.. Und der Blick, den er dir heute zugeworfen hat….. Wow!“
Buffy musste lächeln. Tara erklärte Buffy noch mal, dass sie einen persönlichen Gegenstand von Spike bräuchten um den Zauber ausführen zu können. Die 4 beschlossen, dass Buffy und Tara im Keller, in dem Spike noch vor kurzem gewohnt hatte, nachzuschauen wollten, ob er etwas vergessen hätte, während Dawn und Willow nachschauen sollten, ob er in seiner Gruft etwas liegengelassen hatte. In einer Stunde wollten sie sich wieder in der Wohnung treffen.
 
Nach einer Stunde kam eine völlig verzweifelte Buffy mit Tara in die Wohnung zurück. Sie hatten nichts gefunden. Wenige Sekunden später trafen auch Willow und Dawn ein, und Buffy´s Herz tat einen Sprung, als sie erkannte, dass Dawn triumphierend ein schwarzes Hemd in der Hand hielt. „Es lag in einer Ecke, ganz zusammengeknüllt.. Wer weiß, wie es dahin gekommen ist.“ Buffy schwieg und versuchte mühsam, ein Rotwerden zu unterdrücken. Sie wusste ganz genau, wie das Hemd dorthin gekommen war. Bei ihrem letzten Besuch bei Spike in seiner Gruft war sie über ihn hergefallen und hatte ihm das Hemd vom Körper gerissen, weil sie es nicht hatte erwarten können, seinen Körper an ihrem zu spüren. Das Hemd war unachtsam von ihr in die Ecke gepfeffert worden.. Oh Gott, ich darf nicht daran denken..
Schnell riss sie Dawn das Hemd aus der Hand und vergrub ihr Gesicht darin. Die anderen, die sie beobachtet hatten, fingen an zu lachen und Buffy stimmte mit ein.
 
Wenige Minuten später war alles für den Zauber vorbereitet, dessen Ritual Willow in einem Buch nachgeschlagen hatte. Tara und Willow saßen sich gegenüber, zwischen sich hatten sie auf dem Boden eine Landkarte der Umgebung hingelegt, auf der ein Stift lag. Rund um sie herum waren brennende Kerzen aufgestellt. Die beiden Hexen hielten Spikes Hemd in den Händen und begannen, einen geheimnisvollen Singsang anzustimmen. Lange Zeit geschah überhaupt nichts, dann bewegte sich plötzlich der Stift auf der Karte. Er kreiste eine Weile wild herum, bis er schließlich liegen blieb.
Die beiden beendeten ihren Gesang. „Die Spitze zeigt auf den Ort, an dem er sich jetzt befinden müsste, wenn alles geklappt hat.“ Sagte Tara. Alle 4 beugten sich über die Karte. Der Stift zeigte auf einen Berg etwa 20 Kilometer von Sunnydale entfernt. „Hey, ich weiß, wo das sein muss“, rief Willow plötzlich. „Da haben wir doch mal vor Jahren einen Schulausflug gemacht, weißt du noch Buffy? Da gibt es doch diese riesige Höhle, ich wette, da ist er!“ Buffy erinnerte sich jetzt auch. „Du hast Recht, ich erinnere mich auch. Ich fahre sofort los. Ähm, Tara, würdest du mir deinen Wagen leihen?“ „Klar“, antwortete Tara.
 
Buffy nahm sein Hemd, umarmte alle und wollte sich auf den Weg machen, als Willow sie zurückhielt. „Buffy“, begann sie, „niemand kennt dich besser als ich. Du bist meine beste Freundin. Immer wenn du Probleme hattest, hast du dich immer isoliert, von uns allen, du hast uns alle in entscheidenden Augenblicken von dir gestoßen. Heute hast du dich das erste Mal von dir aus geöffnet, wie ich es nie von dir erwartet hätte. Dafür danke ich dir. Wir alle wissen, welche große Verantwortung auf dir als Jägerin lastet. Aber denk immer daran: Du bist zwar die Jägerin, aber du bist auch in erster Linie eine junge Frau, mit allem, was dazu gehört, mit Wünschen, Träumen und Bedürfnissen. Niemand verurteilt dich, wenn du danach handelst. Vergiss das nie!“ Buffy lächelte ihre beste Freundin voller Dankbarkeit an, sie verstand, was sie ihr sagen wollte.
 
Buffy befand sich jetzt am Fuße des Berges. In ein paar Stunden würde die Sonne aufgehen, also konnte sie sicher sein, dass Spike sich in der Höhle befand, denn er brauchte Schutz vor der Sonne. Sie begann, den Weg zu der Höhle hinaufzusteigen, sein Hemd mit der Hand umklammernd.
 
Spike lag im hintersten Winkel der riesigen Höhle auf dem Boden. Er hatte eine Kerze angezündet und blies den Rauch seiner Zigarette in die Luft. Er hatte die richtige Entscheidung getroffen, das wusste er. Wenn er Buffy nicht sah und überhaupt nicht in ihrer Nähe war, würde es ihm leichter fallen, mit allem fertig zu werden.
Plötzlich horchte er auf, er hatte einen Laut vernommen, für menschliche Ohren unhörbar. Schnell sprang er auf die Füße, bereit zu kämpfen.
 
Buffy sah ein winziges Licht am Ende der Höhle flackern und ging darauf zu. Ihr Herz schlug wild und laut, bald würde sie ihn sehen.
 
Es geschah sehr schnell. Ihr sonst so scharfer Sinn für Gefahren schaltete sich eine Spur zu spät ein. Etwas hatte sich auf sie geworfen und riss sie zu Boden, vor Überraschung schrie sie laut auf.
Spike konnte es nicht fassen. Buffy lag hier vor ihm auf dem Boden, was zum Teufel machte sie hier, wie war sie hergekommen und warum? Tausend Fragen schossen ihm innerhalb von Sekunden durch den Kopf, während sich Buffy langsam aufrappelte.
„Eine stürmische Begrüßung“, keuchte sie. Spike holte die Kerze und stellte sie auf einen Felsen, so dass Buffy´s Gesicht erleuchtet war. „Was machst du hier, wie hast du mich gefunden?“ Er war verwirrt, konnte nicht klar denken.
„Ich muss mit dir reden.“ Buffy spürte tausende, sich vermischende Empfindungen auf einmal: Freude, panische Angst, Aufregung, und den Drang, ihn berühren zu wollen.
Sie standen sich gegenüber. „Duhstmirgefehlt.“ Die Worte waren heraus, bevor sie ihre Zunge richtig drum herum geschlungen hatte. „Wie bitte?“ „Du hast mir gefehlt“ antwortete sie diesmal langsamer.
Spike war überzeugt davon, in einem bizarren, aber sich unglaublich realen anfühlenden Traum zu befinden. Hatte sie grade gesagt, dass er ihr gefehlt hatte?
„Was ist mit Angel?“ fragte er. Es war das erste, was ihm in den Sinn kam.
„Ach, Angel ist weg. Er…“ fing Buffy an, aber sie wurde sofort von Spikes scharfer Stimme unterbrochen. „Ach so ist das. Dein Liebling ist weg und da dachtest du dir, dass der gute alte Spike doch noch zu etwas zu gebrauchen ist! Wenn keiner da ist, der dich befriedigt, dann ist das Monster auch gut genug oder wie?“ Er hatte Mühe, die Bitterkeit in seiner Stimme zu verbergen.
„Jetzt hör mir mal zu“, sagte Buffy mit gefährlich leiser Stimme. „Ich habe schon heute im Bronze versucht mit dir zu reden, aber du hattest es furchtbar eilig wegzukommen und hast mir keine Möglichkeit gegeben, das zu sagen was ich sagen wollte. Seit Monaten suche ich dich überall, dann tauchst du auf und verschwindest wieder genauso plötzlich. Jetzt wirst du mich ausreden lassen!“
Spike begriff nicht, was das alles zu bedeuten hatte, aber er nickte und schwieg.
„Ich habe viel über dich nachgedacht.. über uns. Mir ist einiges klar geworden, was ich vorher einfach nicht wahrhaben wollte. Ich wusste, dass du in mich verliebt warst und habe das ausgenutzt, ich habe dich benutzt, weil es mir einzig und allein darum ging, meine innere Leere zu verdrängen. An dich habe ich dabei überhaupt nicht gedacht, das gebe ich zu. Aber.. seit du weggegangen bist, damals in der Nacht, als Angel auftauchte, hat sich vieles verändert, du hast dich in meinen Augen verändert. Ich sah dich in einem ganz anderen Licht, und mir ist klar geworden, dass es falsch war von mir zu glauben, dass du nichts weiter bist als ein Vampir ohne Seele. Du bist viel mehr. Du bist ein Mann der Gefühle hat, ein Mann, der immer bereit war, mir zuzuhören und zu helfen. Das habe ich vorher nicht erkannt, jetzt aber schon.“
 
Spike schluckte. „Und.. hast du mich deswegen hier aufgesucht um mir das zu sagen?“ fragte er. Sein Gesicht wirkte ausdruckslos, aber seine Augen verrieten ihn. In ihnen spiegelte sich so vieles wieder: Freude, Hoffnung und gleichzeitig Angst.
Lange sah Buffy ihn an. „Das ist nicht alles“, sagte sie leise. Sie schaute weg. Er musste sich anstrengen, um ihr Flüstern zu vernehmen: „Ich habe erkannt, dass zwischen uns beiden mehr ist, viel mehr… Ich.. habe Gefühle für dich..“
Sanft berührte Spike ihr Kinn und schob ihren Kopf hoch, so dass sie ihn ansehen musste.
„Es ist lieb von dir, das zu sagen. Aber Liebes, ich möchte nicht, dass du solche Sachen sagst aus einem schlechten Gewissen heraus. Es ist schon ok wie du mich behandelt hast.. du brauchst dir keine Gedanken mehr zu machen..“
„Nein Spike“, unterbrach sie ihn. „Ich sage das nicht, weil ich mich schuldig fühle, dass ich dich wie Dreck behandelt habe. Ich sage es, weil es die Wahrheit ist.“
„Aber… als Angel dich gefragt hat, ob du Gefühle für mich hast, hast du den Kopf geschüttelt…“
„Das hast du falsch verstanden. Angel fragte mich, ob ich Gefühle für diesen Killer hätte. Mein Kopfschütteln bezog sich darauf. Ich wollte damit zum Ausdruck bringen, dass du kein Killer bist..“
 
Buffy sah in seine blauen Augen, die sie voller Verwunderung anschauten. „Spike, ich bin hier, weil ich glaube, dass ein Mann wie du es verdient hat, die Wahrheit zu erfahren. Und die Wahrheit ist, dass ich dich brauche.. dass ich will, dass du bei mir bist.. dass ich in dich verliebt bin.. Ich weiß, dass ich hier bei dir bin ist eigentlich falsch. Aber.. es fühlt sich gut an…und es fühlt sich richtig an.“
Hätte Spikes Herz schlagen können wäre es zersprungen. Er machte einen vorsichtigen Schritt auf Buffy zu, auf seine geliebte Buffy, die ihn mit diesem Blick anschaute, von dem er sicher gewesen war, ihn niemals von ihr geschenkt zu bekommen.
„Und.. was ist mit deinen Freunden, Buffy? Ich.. ich möchte mich nicht verstecken müssen, weißt du. Ich möchte keine Heimlichkeiten.. Ich bin deiner nicht würdig“, murmelte er.
„Doch das bist du. Jemand, dem ich das Leben meiner Familie anvertrauen konnte und der lieber sterben würde, als dieses Vertrauen zu missbrauchen, der ist meiner würdig! Und…meine Freunde werden es akzeptieren.“ sagte sie fest.
Wie in Zeitlupe gingen sie aufeinander zu, seine Armen umschlangen sie und pressten sie an sich. Sie lehnte sich an ihn und schloss die Augen. Es war ein gutes, schönes Gefühl, ein Gefühl, als wäre sie daheim angekommen. Obwohl sie oft mit ihm geschlafen hatte, hatte sie noch nie vorher dieses Gefühl der Nähe gehabt. In dieser Umarmung war zwar nichts sexuelles, aber beide spürten, dass der andere ihm so nahe war wie es überhaupt möglich war. Ihre Lippen trafen sich zu einem zarten Kuss, der so viel ausdrückte..
Ganz vorsichtig, so als hätte er Angst, er könnte ihr wehtun, vergrub Spike sein Gesicht in ihrem weichen Haar, das er so sehr liebte und flüsterte: „Ich hab angst, Liebes.“
„Ich auch“, antwortete sie ebenso leise. „Aber ich hätte viel mehr Angst, wäre ich nicht hier bei dir.“



~Ende







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